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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal
Autoren: H Nygaard
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zögerlich über ihre Lippen. Unsicher
sah sie Große Jäger an. »Ich glaube, nicht.«
    »Wissen Sie, wer die Frau ist?«
    Jetzt schüttelte sie energisch den Kopf. »Das kann man
von hier aus nicht sehen.«
    »Wir möchten Sie bitten, uns zum Kanu zu begleiten.
Vielleicht erkennen Sie die Frau«, sagte Christoph.
    »Muss das sein?« Angstvoll sah sie Christoph an.
    Der nickte bestimmt. »Damit wäre uns sehr geholfen.«
    Mit zögernden Schritten folgte Renate Hauffe den
beiden Beamten über die Straße. Sie gingen auf die Holzbrücke, um keine Spuren
am Ufer zu zerstören.
    Inzwischen war die Spurensicherung der
Bezirkskriminalinspektion aus Flensburg eingetroffen.
    Ein kleiner, fast glatzköpfiger Mann in weißem
Schutzanzug stand am Fundort der Leiche und erteilte Anweisungen.
    »Moin, Klaus«, begrüßte Christoph Hauptkommissar
Jürgensen, den Leiter der Kriminaltechnik.
    Als Antwort erhielt er ein Räuspern, das in ein Husten
überging. Jürgensen sah zur Brücke hoch und verdeckte mit der Hand die Augen,
weil er gegen die Sonne blinzeln musste.
    »Habe ich mir doch gedacht, dass ihr Schlickrutscher
wieder eure Hände im Spiel habt. Ich warte immer noch auf den Tag, an dem wir
zur Spurensicherung an euren Strand gerufen werden, weil die nordfriesischen
Suffköppe ein Schiff mit Rum gekapert haben.« Dann bemerkte Jürgensen Große
Jäger, der hinter Christoph auf die Brücke trat. »Ach du Elend. Der Schrecken
aller ehrlichen Polizeibeamten ist auch dabei.«
    »Sieh zu, dass du die Grashalme mit den Fußspuren
eingegipst bekommst, damit wir richtigen Kriminalisten endlich mit
unserer Arbeit beginnen können.«
    »Sherlock Holmes konnte seine Spuren allein lesen. Der
hat keine höchstqualifizierten Techniker aus Flensburg zu Hilfe rufen müssen«,
erwiderte Jürgensen.
    »Ich bin Westfale und kein Indianer, der Spuren
liest.«
    »«Habe ich mir doch gleich gedacht, dass der Name
Große Jäger Etikettenschwindel ist«, sagte Jürgensen lachend und winkte Dr.
Hinrichsen ab, der sich einmischte: »Meine Herren, Sie sollten zusehen, dass
wir vorankommen. Schließlich hat nicht jeder so viel Zeit wie ihr Beamten.«
    Nach einer Weile tauchte Harm Mommsen in Begleitung
eines Beamten der Schutzpolizei wieder auf.
    »Wir haben uns in der Nachbarschaft umgehört. Niemand
will etwas gesehen haben. Dafür scheint es sich jetzt wie ein Lauffeuer
herumgesprochen zu haben.« Mommsen zeigte mit dem Kopf in Richtung der
Schaulustigen, die den Fundort neugierig umlagerten.
    »Was ist nun?«, fragte Renate Hauffe, die die Hände
vor der Brust zusammenschlug, als würde sie frieren.
    Christoph führte sie auf die Brücke. Fast widerwillig
beugte sich die Lehrersfrau über das Geländer und warf einen Blick in das Boot.
Blitzartig zuckte sie zurück.
    »Kennen Sie die Frau?«, fragte Christoph.
    Zögerlich nickte Renate Hauffe.
    »Ich fürchte, ja. Ich glaube, das ist Frau Wiechers.«
    »Wer ist das? Wohnt die hier in der Nachbarschaft?
Gibt es Familie? Angehörige?«
    Renate Hauffe schüttelte den Kopf. »Viel weiß ich
nicht über sie. Sie ist eine Kollegin meines Mannes. Auch Lehrerin.
Unterrichtet am Eidergymnasium.«
    Für einen kurzen Moment hatte es den Anschein, als
würden der Frau die Knie weich werden. Große Jäger packte sie am Ellenbogen und
gab ihr Halt.
    »Kommen Sie«, sagte der Oberkommissar. »Ich begleite
Sie zu Ihrer Wohnung. Soll ich einen Arzt benachrichtigen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Danke, es geht schon wieder.
Wissen Sie, das ist so überraschend, wenn es jemanden trifft, den man kennt.
Wenn auch nur entfernt.« Erneut schüttelte sie den Kopf. »Man glaubt nie, dass
so etwas vor der eigenen Haustür passieren könnte. Und dann hier … bei uns in
Friedrichstadt.« Renate Hauffe hörte gar nicht wieder auf, den Kopf zu
schütteln. »Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte sie, als sich die Haustür
hinter ihr schloss.
    Große Jäger kehrte zu seinen Kollegen zurück.
»Merkwürdig, wie sich die Frau aufgeführt hat«, stellte er fest.
    »Dir fehlt die Sensibilität unbescholtener Bürger, die
nicht täglich mit solchen Vorkommnissen konfrontiert werden«, antwortete
Christoph.
    »Du tust so, als hätten wir jeden Tag ‘ne Leiche zum
Frühstück.«
    »Eine Reihe von Fällen haben wir schon erfolgreich
gelöst.« Christoph knuffte dem Oberkommissar freundschaftlich in die Seite.
    »Die Bevölkerung in diesem Landstrich wird erst seit
deiner Ankunft durch Mord und Totschlag dezimiert.« Große Jäger
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