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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition)
Autoren: Ina May
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salopp, zu wenig ernsthaft hätte das
gewirkt.
    Das Kloster war nur einen Steinwurf von dem Steg entfernt, an dem
die Irmengard angelegt hatte. Idyllisch, kam dem
Kriminalkommissar als Erstes in den Sinn. Und doch lag vermutlich hier irgendwo
das Motiv für die beiden heimtückischen Morde.
    Und plötzlich, unversehens, stand sie vor ihm, platzte mitten hinein
in Stefans Gedanken … eine Dame in Schwarz, die ihn mit einem Lächeln begrüßte.
Stefan hätte sie überall wiedererkannt. Sie sah sogar in diesem Gewand schön
aus. Diesmal war ihr Blick klar.
    »An den Jungen hätte ich mich erinnert, aber nicht an den Mann«,
sagte sie, und er fragte sich, woran sie ihn erkannt hatte.
    Sie deutete seine Miene richtig. »Der Koffer, dein suchender Blick,
und eilig hast du’s auch nicht. Ich freue mich, Stefan. Auch, dass dich die
Priorin zu uns eingeladen hat. Aber nimm dich in Acht vor den allzu weißen
Schafen.« Marian umarmte ihn und zerstrubbelte mit einer Hand sein Haar. »Das
hab ich immer so gern gemacht«, sagte sie.
    Von ihr hatte er sich das immer gefallen lassen, bei seiner Mutter
war es ihm peinlich gewesen. »Seid ihr nicht alle schwarz?«, fragte er
belustigt.
    »Keine ist so schwarz wie ich«, gab sie zurück, schnappte sich
seinen Koffer und seine Hand. »Hast du da auch eine Leiche drin?«
    Er lachte. Nein, nur einen Keuschheitsgürtel. Aber das behielt er
lieber für sich.
    »Tante Marian, dir ist klar, dass ich mit dir über Theresa Biedermann
und Moritz Lanz reden muss?«
    »Und dir ist klar, dass du neugierig beäugt wirst und man jedes
deiner Worte mit Gold aufwiegen wird? Zufällig ist auch Friederike Villbrock
derzeit auf Frauenchiemsee. Mit ihr wirst du auch reden wollen. Wir waren
zusammen im Klosterinternat. Wir kannten beide Theresa und Moritz.«
    »Die Richterin? Mochtet ihr euch?«
    »Wir mochten uns überhaupt nicht. Und derzeit mögen wir uns auch
nicht. Ich habe sie heute Morgen in den See geworfen.«
    Stefan war stehen geblieben.
    »Du hast … die Richterin in den See geworfen«, wiederholte er
einigermaßen perplex. »Zum Glück ist das kein Fall für die Kriminalpolizei.
Wenn sie noch lebt.«
    »Ich habe zumindest so lange gewartet, um das festzustellen«,
versetzte sie trocken.
    »Du hast dich überhaupt nicht verändert.« Stefan stellte sich eine
triefnasse Friederike Villbrock vor, hochrot im Gesicht und Wasser und Feuer
spuckend.
    »Ich hoffe doch. Aber manches Mal genügt eine partielle Veränderung,
alles andere wäre Heuchelei«, gab sie zurück.
    Partiell wie eine Sonnenfinsternis – an den Rändern ein strahlendes
Leuchten. Marian als Nonne im schwarzen Habit – zu seiner Mutter hätte die
Variante »bis obenhin zugeknöpft« besser gepasst.
    Er passierte mit seiner Tante die Pforte, und sie gingen durch ein
großes Portal. Stefan hatte nie eine sonderliche Affinität zu Gotteshäusern
verspürt. Und dieser Bau war gewaltig, steinern und erhaben. Es roch überall
nach gelebter Geschichte.
    »Schwester Althea …« Die nächste schwarz gekleidete Frau, mit einem
Gesichtsausdruck, der nichts Gutes verhieß.
    »Schwester Jadwiga, ich darf dich mit Kriminalkommissar Stefan
Sanders bekannt machen«, stellte ihn Marian vor, so locker-leicht, als wäre ihr
der Unmut der Schwester entgangen.
    »Was für ein Glück du hast«, gab diese zurück. »Kriminalkommissare
interessieren sich nicht für Schadensersatzansprüche. – Gott zum Gruße, Herr
Sanders.« Es ging ganz bestimmt um die zu Wasser gelassene Richterin.
    Stefan verbarg sein Lachen hinter einem Hüsteln. Er würde dafür
sorgen, dass Marian wirklich Glück hatte.
    »Gott zum Gruße, Schwester. Meine Tante hat mir soeben von dem
nassen Zwischenfall berichtet. Die Richterin hat eine Ordensschwester
beleidigt, sogar beschimpft. Welcher Schaden soll denn Ihrer Meinung nach
ausgeglichen werden? Der Chiemsee ist ja kein verseuchter Tümpel, und die
Kleidung trocknet sicher wieder.«
    »Wer Schaden von unserer Abtei abwendet, bekommt unser bestes
Zimmer«, verkündete Schwester Jadwiga und setzte sich an die Spitze des kleinen
Zuges.
    Stefan übernahm seinen Koffer wieder und flüsterte Marian zu: »Wer
ist Althea?«
    »Mein Ordensname«, flüsterte seine Tante zurück. »Er steht für ›die
Heilende‹. Ich habe die Oberaufsicht über den Kräutergarten, und da wachsen
ganz gefährliche Drogen.« Sie zwinkerte.
    »Wie viel Schabernack können wir an einem Tag ertragen, Schwester
Althea … fehlt nur noch dieser Künstler
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