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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition)
Autoren: Ina May
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zusammen
mit Stefan Sanders strömten Massen von Menschen auf die Fraueninsel. Touristen,
die meisten jedenfalls, und auch einige, die sich für die Chiemseeknochen
interessierten. Dabei gab es hier nichts davon zu sehen.
    Die Kollegen aus Rosenheim, in deren Zuständigkeit der Chiemsee
fiel, hatten die Bergung des Koffers übernommen. Der Anrufer hatte seinen Namen
nicht genannt, nur, dass er Fischer sei und dass die Beamten in Prien auf dem
Parkplatz des Yachthotels einen großen Koffer abholen könnten. Da seien Knochen
drin. Und er wolle keinen Ärger bekommen, er habe das Ding bloß aus dem See
geholt, aber nichts genommen, nur geschaut, was drin ist – und das dürfe man ja
wohl.
    Die Skelette waren noch am Tag des Auffindens und der freundlichen
Übergabe nach München ins Rechtsmedizinische Institut gebracht worden.
    Das weibliche Skelett trug ein Silberarmband. In
Liebe, Moritz , war dort eingraviert. Und zum ersten Mal tauchten die Namen
Theresa Biedermann und Moritz Lanz auf. DNS -Proben
der Angehörigen gaben nach Tagen des Wartens und Rätselratens schließlich
endgültige Sicherheit über die Identität.
    Der Schock saß tief. Aber das eigentlich Grauenhafte war, dass die
beiden ermordet worden waren und die Zeit den Täter gedeckt hatte.
    Der Leiter der Mordkommission hatte Stefan Sanders klargemacht, es
handle sich bei diesem Aufenthalt sicher nicht um bezahlten Urlaub in einer
Bilderbuchlandschaft, es gehe darum, den Mord an der Tochter aus dem
prominenten Bankhaus Biedermann aufzuarbeiten und wenn möglich auch
aufzuklären.
    Ach, und um den Jungen vom Chiemsee geht es weniger, hatte Stefan
sich gedacht. So eine Haltung machte ihn unendlich zornig.
    Ein Bankhaus und eine Chiemseewerft – natürlich, das war kein
Vergleich. Nur, dass beiden Firmen derzeit das Wasser bis zum Hals stand. Das
Bankhaus hatte während der Finanzkrise massive Verluste zu verbuchen gehabt,
und von der Chiemseewerft hieß es seit Langem, sie sei unrentabel. Innovativ,
das war früher gewesen, als Benedikt Lanz noch am Ruder war, Moritz’ Großvater.
    Stefan würde sein Bestes geben und versuchen, den Täter zu
ermitteln, aber nach all der Zeit konnte er froh sein, wenn er überhaupt noch
ein paar wegweisende Spuren fand. Im Büro hatte er die vorliegenden
Informationen über die beiden Jugendlichen genau studiert, doch viel war da
nicht herauszulesen gewesen. Das Internat und Frauenchiemsee, von dort waren
sie verschwunden. Womöglich könnte seine Tante etwas beitragen – es war
möglich, dass Marian Reinhart damals mit Theresa Biedermann befreundet gewesen war.
Zumindest bekannt. Und es war auch anzunehmen, dass seine Tante Moritz Lanz
gekannt hatte.
    Theresa Biedermann war erwürgt worden, wahrscheinlich mit bloßen
Händen. Ihr Zungenbein und der Kehlkopf waren gebrochen. Moritz Lanz’ Schädel
wies dagegen eine schwere Verletzung auf, die nachweislich von einem Stein
stammte. Einige Überreste und Partikel waren gesichert worden. Dass es solche
Spuren nach so langer Zeit noch gab, verwunderte Stefan jedes Mal aufs Neue.
    Genauso, wie das forensische Labor beweisen konnte, dass Moritz Lanz
noch am Leben gewesen war, als der Mörder ihn in den Schrankkoffer gelegt
hatte. Die Kopfwunde hatte noch einige Zeit geblutet. Im Kofferinneren war
sogar noch etwas von dem Blut nachweisbar.
    Stefan war einigermaßen überrascht gewesen, dass Professor von Braun
sich persönlich mit den Knochen befasste. Bei von Braun war nicht unbedingt
davon auszugehen, dass er Kontakte zu einem Bankhaus pflegte, ihm war an der
Aufklärung alter Verbrechen gelegen. Das machte Stefan den Mann sympathisch.
    »Ich habe gefunden, was es zu finden gab, und Sie tun bitte das
Gleiche.« Das Bitte war ein weiterer Pluspunkt.
Stefan versprach dem Professor, er würde akribisch suchen.
    Gesucht und etwas gefunden hatten auch die Techniker.
    Diese Art Koffer gab es schon lange nicht mehr, es handelte sich um
eine Antiquität, die aus der Zeit um 1900 stammte. Die Fächer und Schubladen
waren entfernt worden, sodass im Innern genug Platz für zwei Menschen war. Ein
nasses Grab war es all die Zeit gewesen, aber der Koffer hatte dicht gehalten.
– So hatte es einer der Experten formuliert, der die Beschläge, das Schloss und
die Verarbeitung überprüfte. Deutsche Wertarbeit.
    Stefan Sanders’ Blick fiel auf seinen eigenen Koffer. Auch ein altes
Ding, er hatte auf die Schnelle nichts anderes auftreiben können. Eine
Sporttasche war nicht angebracht. Zu
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