Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman
Autoren: Kathryn Smith
Vom Netzwerk:
Traumwelt mitzubringen. Er wusste, was uns beiden blühen würde – vor allem Noah. Und trotzdem hatte er mir erlaubt, ihn heute Abend dabeizuhaben, um sein Leben zu retten.
    Ich nahm also Dinge in die Traumwelt mit hinaus und hinein, was mir mein Vater nie untersagt hatte. Er sagte lediglich, dass es keine gute Idee sei. Er wollte nicht, dass ich dachte, es sei irgendetwas verkehrt an mir. Dabei war es offensichtlich, dass ich nicht normal war, selbst hier in der Traumwelt nicht.
    »Fängst du jetzt an zu flennen?«, stichelte Karatos mit harschem Gelächter. »Verschwende deine Tränen nicht, kleines Morgenlicht. Alles, was König Morpheus tut, tut er nur für sich. Er würde dich jederzeit den Wölfen zum Fraß vorwerfen, nur um seine Haut zu retten.«
    »Klingt, als hättest du Probleme mit deinem eigenen Vater«, erwiderte ich leichthin. »Schon mal überlegt, eine Therapie zu machen?«
    Er sprang mich an, und diesmal trat ich ihm mit dem Fuß in den Bauch, was er sofort quittierte, indem er mich packte und meinen Kopf so hart gegen die Wand schlug, dass mir der Putz auf die Schultern rieselte.
    Wie meine Muskeln, so schienen auch meine Knochen stärker geworden zu sein. Gut für mich, anderenfalls hätte ich jetzt einen gebrochenen Schädel.
    Ich glitt zu Boden, blinzelte und wollte den Schmerz mit meiner Willenskraft bezwingen, wusste aber nicht, wie. Wie sollte ich mich bei diesem Höllenschmerz bloß konzentrieren?
    »Schon erledigt?«, fragte er und verpasste mir einen Tritt in die Rippen. Ich schrie. »Wir fangen doch gerade erst an. Aber du hast schon immer gern gekniffen.«
    Ach ja? Darauf hatte ich nur gewartet. Den Arm um meinen Brustkorb gelegt, hockte ich an der Wand. Die Vorderseite meiner schwarzen Bluse war voller Blut und Putz, und auch meine Hände waren blutig. Mein Dolch lag neben meinem Bein auf dem Teppich. Ich griff danach.
    Karatos saß auf meinem Bürostuhl neben dem umgestoßenen Schreibtisch und kippelte wie ein Kind darauf herum. Er hatte sein Aussehen verändert und sah nun wie eine Marionette aus der Kindershow aus, die ich zu Hause in Kanada oft gesehen hatte. Mr.Make Believe, der Gastgeber der Show, hatte einen »Sohn« namens J.T., der eine Marionette mit Topfschnitt und rosigen Wangen war. Das verdammte Ding hatte mir damals ziemlich große Angst eingejagt.
    Eine Ausgabe davon in voller Lebensgröße zu sehen, ließ diese alte Angst nicht gerade verschwinden.
    »Wirklich eine schwache Vorstellung, die du da gibst«, spöttelte Karatos. »Angst vor einer Marionette?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sie war gruselig.«
    Der Dämon schüttelte seinen großen, glänzenden Holzkopf, wobei die gelben Strähnen seiner faserigen Haare in Bewegung gerieten. »Das ist nicht, wovor du wirklich Angst hast, Dawnie, stimmt’s?«
    Ich blieb, wo ich war, und bemühte mich, ruhig zu wirken. Der Schmerz hatte so weit nachgelassen, dass ich mich nun darauf konzentrieren konnte, meine Rippen zu heilen. Je länger Karatos sich selbst beim Reden zuhörte, desto mehr Zeit hatte ich. »Ich denke nicht.«
    Er erhob sich und kam auf mich zu, während seine Armglieder schaukelten und die dürren Finger seitlich seinen Jeansoverall streiften. Wie es aussah, wollte er diese Marionettengestalt aus purem Spaß beibehalten. Auch wenn ich mich nicht mehr davor fürchtete, irritierte sie mich, und das wusste er.
    »Wovor du wirklich Angst hast«, bemerkte er beiläufig und hockte sich vor mich, »ist, dass du ein abartiges Monster bist.«
    Scheiße. »Es fällt mir irgendwie schwer, ein Geschöpf ernst zu nehmen, das wie eine Marionette aussieht.«
    Er lachte J.T.s Lachen. Ich zitterte. »Du mühst dich so sehr, dich mit deinem Sarkasmus und deiner scharfen Zunge zu schützen, aber ich kann in dich hineinsehen, Dawn. Ich weiß, was Jackey Jenkins dir angetan hat. Und ich weiß, was du ihr angetan hast.«
    Bei dem letzten Satz überlief es mich kalt. »Ich hatte nie vor, ihr weh zu tun.«
    »Nein, aber es hat dir Spaß gemacht, nicht wahr?« Große, leere Augen fixierten mich, während er den Kopf mit den glänzenden Wangen neigte. »Du hast Angst vor dem, was du bist. Angst davor, dass du wirklich ein fetter Freak bist.« Dann klappte sein riesiger Mund in der Parodie eines Grinsens nach unten. »Ein Monster.«
    Für einen kurzen Augenblick versagte mir die Stimme, da meine Angst vor dem, was er als Nächstes tun würde, zu groß war. Und ich wurde nicht enttäuscht. J.T.s Gesicht verschmolz zu einem Gesicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher