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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman
Autoren: Kathryn Smith
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zu.
    Wir gingen weiter in mein Büro. Hoffentlich machte sich Bonnie keine großen Gedanken, weil Noah mit mir in ihrem Traum war, und würde dies später einfach als Spekulation um unsere Beziehung abtun. Außer dieser Hoffnung blieb mir nicht viel. Schlimmstenfalls würde sie mich fragen, was das Schwert zu bedeuten hätte, und ich würde ihr irgendetwas von einem Phallussymbol oder dergleichen erzählen.
    Karatos wartete in meinem Büro. Der miese Scheißkerl saß hinter meinem Schreibtisch. Er – es – sah auf und lächelte, als wir eintraten. »Ich habe mich schon gefragt, ob ihr Kinder euch überhaupt noch blicken lasst.«
    »Runter von meinem Stuhl«, befahl ich. »Sofort.«
    Er lächelte weiter und zerrte an meinen Nerven, die ohnehin schon blanklagen. »Herrje, was willst du denn
damit

    Ich folgte seinem Blick auf das Schwert in meiner Hand. Langsam zwang ich es in seine ursprüngliche Form zurück. »Das wirst du schon sehen.« Heldenhafte Worte, aber die Wahrheit. Wenn es sein musste, würde ich ihn damit in Scheiben schneiden – »zu Kleinholz verarbeiten«, wie meine Großmutter sagen würde.
    »Ich mag dich, Dawn. Ich mag dich wirklich.«
    »Verschone mich. Wieso gibst du Noah nicht einfach die Fähigkeit zum Träumen zurück? Und wir beide regeln die Sache unter uns.« Oje, ich klang ja wie aus einem schlechten Western!
    Karatos verdrehte die Augen. »Natürlich werde ich sie ihm zurückgeben. Ohne nützt er mir nichts.«
    Ich verstand zwar nicht recht, wie das funktionieren sollte, aber offensichtlich musste Noah wieder träumen können, damit Karatos von ihm Besitz ergreifen konnte. Um eine Verbindung zwischen den beiden zu schaffen?
    Karatos griff mit einer Hand in seinen Körper, in den eigenen Brustkorb hinein, und zog eine Art handtellergroßen Kristall hervor. Dieser funkelte und strahlte in allen Facetten und Farben, glänzte so sehr, dass es mir in den Augen weh tat. Swarowski war nichts dagegen.
    »Wunderschön, nicht wahr?«, fragte er mit stolzgeschwellter Stimme. »Ich wusste vom ersten Augenblick, dass ich ihn haben musste.« Mit diesen Worten richtete er seinen Blick auf Noah.
    Der Kristall war Noahs innerstes Selbst. Sein kreatives Ich. Und ja, er war wunderschön.
    Karatos ging um den Schreibtisch und stellte sich vor uns, den Kristall in der ausgestreckten Hand. »Nimm ihn.«
    Noah griff mit zitternder Hand nach dem Kristall. »Nun halte ihn vor deine Brust«, wies ihn der Dämon an.
    Noah tat, wie ihm geheißen. Ich glaube, wir beide vergaßen in diesem Augenblick das Atmen. Würde es funktionieren? Oder war es eine Falle? Hätte ich Zeit einzuschreiten, bevor es zu spät war und Karatos sich Noahs bemächtigte? Sollte ich Morpheus rufen? Nein. Zuerst musste ich Noah in Sicherheit bringen und dafür sorgen, dass Karatos festsaß.
    Der Kristall pulsierte und leuchtete, als Noah ihn vor seine Brust hielt. Langsam schwand das Licht, während sein Körper es in sich aufnahm. Noahs Wangen bekamen wieder Farbe, und seine Haut nahm wieder den bronzefarbenen Schimmer an. Und auch in seine Augen kehrte ein glänzender Lebensfunke zurück.
    Ich hätte weinen können, so wunderschön fand ich ihn.
    »Und nun«, sagte Karatos und klatschte in die Hände, »bin ich an der Reihe.«
    Ich musste handeln. Den Dolch in der Hand, lenkte ich meine Kräfte nach innen. Ich könnte nicht erklären, wie ich es tat, aber nur den Bruchteil einer Sekunde später stieß ich in meinem Inneren auf einen Quell des Wissens und der Macht, den ich als mein Traumwesen-Ich erkannte. Und nach dieser Quelle griff ich, nahm ihre Kraft, kehrte sie nach außen und ließ mich ganz von ihr überfluten.
    Es dauerte eine Sekunde, vielleicht auch zwei.
    Doch just in dem Moment, als Karatos die Hand nach Noah ausstreckte, gelang es mir, ein Portal aufzustoßen. Ich packte Noah am Arm und schubste ihn kräftig darauf zu.
    »Lauf!«, schrie ich. Er zögerte, denn Noah gehörte zu der Sorte Mann, der eine Frau nur schwer allein in einer gefährlichen Situation zurücklassen konnte. Letztendlich kam er aber meiner Aufforderung nach und rettete sich mit einem Sprung durch das Portal. Sollte ich das hier heil überstehen, würde ich ihn mit Küssen überschütten, weil er dieses Mal auf mich gehört hatte.
    Hinter mir brüllte Karatos auf. Es fühlte sich an, als hätte mich ein donnernder Lastwagen erfasst, und eine Stoßwelle schob mich mit dem Gesicht voran direkt in die Wand. Unter der Wucht des Aufpralls spürte ich, wie
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