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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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noch ein Ankleidetisch. Das angrenzende Bad war weiß gefliest. Die Wände in Wohn- und Schlafzimmer waren zartrosa gestrichen; den Boden bedeckte ein Teppich in kräftigem rosarot, der gut mit den dunklen Holzmöbeln im Kolonialstil harmonierte. Sie hatte sich sofort in ihre neue Wohnung verliebt. Nachdem sie ihre persönlichen Dinge aufgestellt und eingeräumt hatte, fühlte sie sich bereits zu Hause. Cecilia lächelte in der Erinnerung daran und ließ den Blick noch einmal durch den Raum schweifen. An der kleinen Uhr auf ihrem Sekretär blieb er hängen und sie stieß einen leisen Schrei aus. Zehn nach acht! Sie sprang auf, schnappte sich ein Six-pack Fosters aus dem Kühlschrank und sauste die Treppe hinunter.
    „Hi, Trev. Sorry, ich bin zu spät.“
    Trevor Davies kam Cecilia lächelnd in der kleinen Diele entgegen und sagte: „Ich wollte gerade anrufen und fragen, ob du mich vergessen hast.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin kurz eingenickt. Das vergangene Jahr ist nicht spurlos an mir vorbei gegangen und ich bezweifle, dass es ruhiger wird, wenn wir erst eröffnet haben. Tja, man(n) wird halt nicht jünger – frau übrigens auch nicht.“
    „Wenn achtunddreißig in deinen Augen alt ist“, ging Trevor auf den Scherz ein, „dann muss ich mich mit meinen achtundfünfzig wohl fühlen wie Methusalem.“
    Cecilia grinste. „Na, dann komm, Methusalem. Lass‘ uns ein kühles Bier zischen und endlich essen. Ich habe Hunger wie ein Löwe. Was gibt’s denn Gutes?“
    „ Cottage Pie und zum Nachtisch einen Cherry - trifle .“
    Nach dem Essen saß Cecilia entspannt im Wohnzimmer, während Trevor das Geschirr in die Küche trug. Ihre Hilfe hatte er augenzwinkernd abgelehnt; sie sei sein Gast. Das war natürlich eine Übertreibung, denn Trevor und sie kannten sich seit gut zwanzig Jahren. Als sie mit achtzehn zum ersten Mal nach Southampton gekommen war, hatte sie hier, im Winn Road Guest House übernachtet. Trevor, damals achtunddreißig Jahre alt, hatte das kleine Familienhotel von seinem kürzlich verstorbenen Vater geerbt und steckte voller Zukunftspläne. Wie sich herausstellte, war er der geborene Hotelier und im Laufe der Jahre wurde aus dem bescheidenen Bed and Breakfast ein gemütliches kleines Hotel Garni. Cecilia, die zuerst aus privatem Interesse an der TITANIC undspäter aus beruflichen Gründen öfter nach Southampton reiste, logierte immer im Winn Road Guest House . Über die Jahre hinweg war so eine Freundschaft entstanden, die von gegenseitigem Respekt und großer Sympathie getragen wurde.
    „Wie läuft’ s mit Craig“, riss Trevor sie aus ihren Gedanken. Er setzte sich in seinen Fernsehsessel und sah Cecilia aufmerksam an.
    „Besser als ich gedacht habe. Obwohl wir diesen Zustand nicht der Weltpresse zu verdanken haben. Die sind sich immer noch uneins darüber, ob die TITANIC-WORLD nun ein Gruselkabinett oder die Zukunftsvariante eines Museums ist. Craig regt sich furchtbar über die negativen Schlagzeilen und Leserbriefe auf. Er gibt ein Vermögen für Anwaltskosten aus, nur um immer wieder zu erfahren, dass man weder der Presse, noch diesem 1.503 Seelen Verein, den Mund nicht verbieten kann. Es herrscht in den meisten Teilen dieser Erde nun mal weitestgehend Meinungsfreiheit – und solange keine bösartigen Lügen herum posaunt werden, kann man wenig machen.“
    „Wir haben oft über dieses Thema gesprochen, Cil“, antwortete Trevor bedächtig. „Ich wiederhole mich auch nur ungern, aber es war von Anfang an klar, dass der Bau der TITANIC-WORLD einer der Umstrittesten der Weltgeschichte sein würde. Das engstirnige, konservative Lager verdammt eure Unmoral und Pietätlosigkeit und all jene, die aufgeschlossen, tolerant, aber auch zukunftsorientiert sind, loben euren Wagemut, Geschichte dank modernster Technologien erleben zu dürfen. Hier wirst du keine Neutralität finden, so lange du auch suchen magst; entweder du akzeptierst das oder du gehst daran zugrunde.“
    „Trev, ich habe längst akzeptiert, dass gerade beim Thema TITANIC die Meinungen extrem auseinander gehen. Denk doch an unsere Bergungsarbeiten. Die einen fanden es großartig, dass wir die Gegenstände aus dem Trümmerfeld geborgen, konserviert und ausgestellt haben; die anderen schimpften uns Grabschänder.“ Cecilia unterbrach sich kurz und trank einen Schluck Bier. Dann fuhr sie fort: „Ich bin in erster Linie Historikerin. Mich interessieren geschichtliche Fakten und Funde. Außerdem weiß ich, dass man es nie
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