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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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verschiedene Tiefkühlgerichte; Hühnchen Kiew mit Reis, Fisch mit Petersilienkartoffeln in Soße, ein Shepards Pie und zweimal Pizza Scampi. Claire nahm eine Pizza, schob sie in die Mikrowelle und ging noch einmal zum Kühlschrank, um sich eine Dose Cidre zu holen. Dann setzte sie sich an die Frühstückstheke, die das Esszimmer mit der Küche verband. Ihr verstorbener Ehemann Terry hatte diese Theke vor vielen Jahren gebaut und war mächtig stolz auf seine Arbeit gewesen. Auch das Bad in der oberen Etage war sein Werk, genauso wie die kleine Terrasse hinter dem Haus. An handwerklichem Geschick hatte es Terry nie gemangelt; in Gefühlsdingen allerdings benahm er sich, wie der berühmte Elefant im Porzellanladen. Dass Claire die Scherben ihrer kaputten Ehe letztendlich nicht hatte wegfegen müssen, verdankte sie Terrys Hang zum Fremdgehen. Bei einem seiner wahnwitzigen Besuche im Fitness-Studio, wo er seiner neuen, hübschen und natürlich jungen Sekretärin beweisen wollte, was für ein toller Hecht er trotz des immensen Übergewichts noch immer sei, erlitt Terry einen tödlichen Herzinfarkt. Die Mikrowelle klingelte und riss Claire aus ihren unerfreulichen Gedanken an ihren treulosen Ehemann. Während sie die Pizza in Stücke schnitt und den Teller zur Frühstückstheke zurück trug, musste sie plötzlich an Phil denken. Wie oft hatten sie abends hier gesessen, eine Pizza oder eine Portion Pommes zwischen sich, um über Wochenendpläne oder das Tagesgeschehen zu plaudern. Die Erinnerung daran gab ihr einen Stich ins Herz. Sie hatten immer eine gute nachbarschaftliche Beziehung zueinander gehabt, auch damals schon, als sowohl Claires Ehemann und auch June noch lebten. Allerdings hatte sich nie eine Freundschaft daraus entwickelt, bei der man sich gegenseitig zum Essen einlud oder im Pub zusammen ein Bier trank. Sie hatten sich Gartengeräte ausgeborgt und in der Urlaubszeit die Blumen gegossen. Wenn man sich auf der Straße oder über den Gartenzaun traf, wurden ein paar freundliche Worte gewechselt – mehr nicht. Selbst als Terry, Claires Ehemann, unerwartet starb hatte sich ihre nachbarschaftliche Beziehung nur wenig intensiviert. June war hin und wieder auf eine Tasse Tee zu Claire gegangen und Phil sprang ein,wenn die Heizung nicht funktionierte oder eine andere Männerarbeit anfiel. Doch alles änderte sich schlagartig, als June starb. Sie war auf dem Weg nach Hause gewesen, als ein betrunkener Autofahrer die Kontrolle über seinen Wagen verlor und in die Haltestelle krachte, in der sie auf den Bus wartete. Sechs Menschen starben mit ihr, fünf weitere wurden zum Teil schwer verletzt. In den ersten zwölf Monaten danach, war Phil ein gebrochener Mann. Junes fröhliche, lebenssprühende Art war sein Licht gewesen; als sie starb brach die Finsternis über ihn herein. Claire hatte Phil aufrichtiges Mitleid entgegen gebracht und versucht ihm beizustehen. Sie wusste, dass ihn Selbstmordgedanken plagten und die Sinnlosigkeit von Junes Tod ihn Tag und Nacht peinigte. Zuerst hatte ihm ihre Anteilnahme wenig geholfen, denn die Dunkelheit hatte sich seiner bemächtigt und Phil wollte nicht, dass sie wich. Aber Claire war seiner verstorbenen Frau in ihrer eigenen lebensbejahenden Art sehr ähnlich und die tröstenden Worte begannen seiner geschundenen Seele wohlzutun. Es dauerte lange, bis Phil merkte, dass er sich auf die abendlichen Besuche von Claire freute und noch länger, bis ihm bewusst wurde, dass er ihr mehr als nur Sympathie entgegen brachte. Zuerst waren sie Freunde geworden und dann … dann habe ich diesen Scheißjob in dieser Scheißtitanicworld angenommen, dachte Claire mit Phils Worten und fügte gleich darauf für sich mit einem Anflug bitterer Ironie hinzu, und so könnte man zu unserer ersten gemeinsamen Nacht auch One-Night-Stand sagen. Denn der ehrenwerte Herr schläft selbstverständlich nicht mit unmoralischen Frauen, die die amerikanische Vergnügungsmafia mit ihrer Arbeitskraft unterstützen! Bei der Erinnerung an die unschöne Szene, die Phil ihr gemacht hatte, als sie ihm gestand, den Job bekommen zu haben, seufzte Claire laut auf. Er hatte ihr unmissverständlich erklärt, dass er ihre Beziehung sofort für beendet erklären würde, sollte sie tatsächlich dort anfangen. Zuerst hatte Claire noch versucht vernünfitg mit ihm zu reden, denn schließlich wusste Phil, dass mit dem Juniorchef in der Anwaltskanzlei – in der sie viele Jahre gearbeitet hatte – einfach kein Auskommen war. Ihr neuer
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