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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5
Autoren: Frederik Pohl
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des FBI gewesen.)
    Angerhelm fütterte wie immer täglich seine Hühner und sah fern. Manchmal ließ er sich auch in der Kirche blicken, häufiger jedoch im General-Store.
    Wann immer er konnte, fuhr er aus der Stadt hinaus, um nicht in einem dieser modernen Supermärkte einkaufen zu müssen. Es gefiel ihm nicht, daß Hopkins sich immer mehr zur Stadt entwickelte. Er zog es vor, in die kleinen Landstädte zu fahren, wo es noch immer den guten alten General-Store gab. Dieses schien so ziemlich das einzige Vergnügen des alten Mannes zu sein.
    Nach neunzehn Tagen – und ich kann mich heute fast an jede Stunde davon erinnern – mußten neue Anweisungen aus Moskau eingetroffen sein. Wahrscheinlich wurden sie von dem untersetzten, braunhaarigen Kurier überbracht, der die Tour regelmäßig alle vierzehn Tage machte. Einer der Burschen vom Tal hatte mir davon erzählt. Ich durfte es eigentlich nicht wissen, und es tut auch nichts zur Sache.
    Offensichtlich hatte der sowjetische Botschafter Anweisung bekommen, keinen großen Wirbel um die Sache zu machen. Er rief den stellvertretenden Staatssekretär an und diskutierte schließlich mit ihm über die Weltbutterpreise und die Auswirkungen, die der amerikanische Export von Büffelmilchbutter nach Pakistan auf die Versuche der Sowjets hatte, Büffelmilchbutter gegen Hanf einzutauschen.
    Offenbar war dies für den sowjetischen Botschafter ein außergewöhnliches und sehr vertrauliches Thema. Der stellvertretende Staatssekretär wäre mehr beeindruckt davon gewesen, wenn es ihm gelungen wäre, herauszukriegen, warum der sowjetische Botschafter ihm aus heiterem Himmel bekanntgab, daß die Sowjetunion Pakistan einen Kredit von hundertzwanzig Millionen Dollar für irgendwelche unwichtigen Autobahnen gegeben hatte. Aber das war auch schon alles, was der Botschafter ihm sagte.
    Potarischkow kam wieder ins Pentagon, diesmal in Begleitung eines sowjetischen Zivilisten. Das Englisch dieses Mannes war noch ein bißchen mehr als perfekt. Es war so gut, daß es einen fast auf die Palme bringen konnte.
    Potarischkow selbst sah aus wie ein ziemlich vierschrötiger, braungesichtiger Schuljunge mit kastanienbraunem Haar und braunen Augen. Ich bekam ihn zu sehen, weil sie mich in der Ecke von Pluggs Büro sitzen ließen, wo ich so tat, als wartete ich dort zufällig auf jemanden.
    Die Unterhaltung war nur sehr kurz. Potarischkow holte ein Band hervor.
    Plugg warf einen Blick darauf und fragte: »Wollen Sie es jetzt sofort abspielen?«
    Potarischkow nickte.
    Der Stenograph brachte ein Tonbandgerät herein. Bis zu diesem Zeitpunkt waren schon drei oder vier weitere Offiziere in den Raum getreten und waren ganz zufällig dageblieben. Tatsächlich war einer von ihnen gar kein Offizier; er trug nur zufällig an diesem Tag gerade eine Uniform.
    Dann ließen sie das Band abspielen. Ich hörte es mir genau an. Zuerst gab es ein summendes Geräusch von sich. Dann ein Zischen. Dann machte es ›klick-klick-klick‹, und schließlich summte es wieder. Es war so ein Summen, wie wenn man beim Radio den Sender nicht klar hereinbekommt.
    Wir standen alle ziemlich feierlich herum. Plugg, ganz Soldat, lauschte in gespannter Aufmerksamkeit, wobei seine Augen immer wieder von dem Tonbandgerät zu Potarischkow und zurück wanderten. Potarischkow schaute zuerst auf Plugg, dann auf jeden einzelnen von uns.
    Auch der kleine sowjetische Zivilist musterte jeden von uns genau. Er beobachtete jede unserer Reaktionen und schien ängstlich darauf bedacht zu sein, genau aufzupassen, ob keiner von uns etwas hörte, das ihm entging. Aber keiner von uns hörte irgend etwas.
    Als das Band zu Ende war, streckte Plugg die Hand aus, um das Gerät abzuschalten.
    »Halten Sie es noch nicht an!« sagte Potarischkow.
    »Haben Sie es nicht gehört?« meldete sich der andere Russe.
    Alle schüttelten den Kopf. Wir hatten nichts gehört.
    »Bitte spielen Sie es noch einmal!« sagte Potarischkow auffallend höflich.
    Wir spielten es noch einmal ab. Außer Summen und Klicken war nichts zu hören.
    Nach einer Viertelstunde fingen einige von uns schon an zu gähnen, und einer oder zwei gingen hinaus. Das waren zufällig die redlichen Besucher. Die unredlichen dagegen hingen schlaff in ihren Stühlen in einer Ecke des Raums.
    Colonel Plugg bot Potarischkow eine Zigarette an. Potarischkow nahm sie. Beide rauchten eine Weile schweigend. Wir ließen das Band ein drittes Mal ablaufen. Plötzlich sagte Potarischkow: »Schalten Sie es
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