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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5
Autoren: Frederik Pohl
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ab!«
    »Haben Sie es denn nicht gehört?« fragte er.
    »Was sollen wir gehört haben?« wollte Plugg wissen.
    »Den Namen und die Adresse.«
    In diesem Moment überkam mich ein ganz seltsames Gefühl. Ich wußte plötzlich genau, daß ich etwas gehört hatte. Ich wendete mich Plugg zu und sagte: »Merkwürdig, ich weiß nicht, wie oder wo ich es gehört habe, aber ich weiß irgend etwas, das ich vorher noch nicht wußte.«
    »Was denn?« fragte der russische Zivilist, und sein Gesicht strahlte.
    »Nelson«, sagte ich, und wollte schon fortfahren: »Angerhelm, 2322 Ridge Drive, Hopkins, Minnesota«, so wie ich es in den ›galaktischen‹ Geheimdokumenten gelesen hatte. Natürlich sagte ich nichts weiter, denn es waren Dinge, die in den Dokumenten standen, die in der Tat streng geheim waren. Wie hätte ich sie denn wissen sollen?
    Der russische Zivilist schaute mich an. Ein seltsames, gespielt freundliches Lächeln überflog sein Gesicht. »Hörten Sie nicht soeben ›Nelson Angerhelm, 2322 Ridge Drive, Hopkins, Minnesota‹, ohne jedoch zu wissen, wo Sie es eigentlich hörten?«
    Was war geschehen?
    Potarischkow sprach mit bemerkenswerter Aufrichtigkeit, wobei ihn der andere noch zu übertreffen suchte.
    »Wir sind der Auffassung, es handelt sich um einen Fall von Aufnahmefähigkeit im absoluten Randbereich der Wahrnehmung. Wir haben dieses Band aufgenommen. Wie Sie sehen, ist es eine Kopie. Wir haben viele solcher Kopien. Wir haben sie allen unseren Leuten vorgespielt. Nicht ein einziger kann genau sagen, an welcher Stelle des Bandes er es eigentlich gehört hat. Wir haben es unseren fähigsten Experten vorgespielt. Der eine will es nach drei Minuten gehört haben, der andere nach zwölf. Ein weiterer will es nach dreizehneinhalb Minuten gehört haben und andere wiederum an anderen Stellen. Aber alle, die es gehört haben, egal an welchen Orten und unter welchen Bedingungen, kommen unabhängig voneinander zu dem Schluß ›Nelson Angerhelm, 2322 Ridge Drive, Hopkins, Minnesota‹ gehört zu haben. Wir haben es sogar Chinesen vorgespielt.«
    »So ist es«, fuhr Potarischkow fort, »sie haben es an chinesischen Personen ausprobiert, und auch diese hörten den Namen und die Adresse heraus. Sogar, wenn sie die Sprache nicht kennen, hören sie ›Nelson Angerhelm‹. Sogar, wenn sie sonst überhaupt nichts wissen, hören sie das und die Zahlen. Die Zahlen sind immer auf englisch. Man kann keine Tonbandaufnahme davon machen. Man kann nur dieses Geräusch aufnehmen, und doch kommen Name und Adresse dabei heraus. Was sagen Sie zu der Geschichte?«
    Was sie sagten, war korrekt. Wir probierten es ebenfalls aus, als sie wieder weg waren.
    Wir versuchten es mit Studenten, Ausländern, Psychiatern, Leuten aus dem Stab des Weißen Hauses und Passanten. Wir dachten sogar daran, es als Quiz über eine regionale Radiostation zu senden und Gewinne an die auszulosen, die es auch herausbekamen. Das schien uns aber dann doch ein bißchen zu stark, und wir beschlossen, auch aus Sicherheitsgründen, es den Angehörigen einer Militärbasis vorzuspielen. Glücklicherweise hatte ohnehin keiner von ihnen gerade dienstfrei, und es war auch nicht schwierig, den Ausgang für eine weitere Woche zu streichen. Wir spielten ihnen das verdammte Ding sechsmal vor, und fast jeder von ihnen wollte schließlich einen Brief an Nelson Angerhelm, 2322 Ridge Drive, Hopkins, Minnesota, schreiben. Sie nannten sich sogar gegenseitig spaßeshalber Angerhelm und zerbrachen sich den Kopf darüber, was das denn bedeutete.
    Natürlich entstanden jede Menge Witze über den Namen, darunter auch einige ziemlich zotige. Das alles brachte uns aber keinen Schritt weiter.
    Das Ärgerliche an dem Fall war, daß auch wir nach allen möglichen Tests nicht imstande waren, die Stelle des Bandes zu bestimmen, an der die unterbewußte Aufnahme des Namens und der Adresse stattfand.
    Daß es unterbewußt war, war uns klar. Dazu gehört kein besonderer Trick. Jeder gute Psychologe ist in der Lage, eine akustische oder visuelle Information zu übermitteln, ohne daß der Empfänger exakt sagen könnte, wann er sie aufgenommen hat. Dazu gehört einfach die Fähigkeit, nahe an die untere Aufnahmeschwelle zu gelangen, dann ein klein wenig unter diese Schwelle zu gehen und die Information scharf und deutlich genug gerade unterhalb der bewußten Wahrnehmungsschwelle durchkommen zu lassen.
    Wir wußten daher genau, womit wir es zu tun hatten. Was wir aber nicht wußten, war, was die
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