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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Schiff am Laufen zu halten. Lassen Sie mich einfach mit meinen Schildkrötenleuten alleine. Ich bin früher auch schon mit ihnen klargekommen.«
    »Sie, Suzdal, sind der Kommandant«, sagte der Ladebeamte. »Wir tun alles, was Sie verlangen.«
    »Fein«, lächelte Suzdal. »Mag sein, daß Sie es bei Ihrem Job mit einer Menge komischer Typen zu tun kriegen, aber ich bin keiner davon.«
    Die beiden Männer lächelten über ihre Übereinkunft, und dann wurde das Schiff beladen.
    Das Schiff selbst wurde von Schildkrötenmännern geführt, die sehr langsam alterten, so daß diese Schildkrötenmänner, während Suzdal den äußeren Rand der Galaxis umflog und die Jahrtausende – nach lokaler Zählung – verstreichen ließ, während er in seinem frostigen Bett schlief, Generation um Generation heranwuchsen, ihre Jungen dazu ausbildeten, im Schiff zu arbeiten, ihnen Geschichten von der Erde erzählten, die sie nie wieder sehen würden, und die Computer korrekt ablasen, und Suzdal nur weckten, wenn die Notwendigkeit zu menschlichem Eingreifen und für menschliche Intelligenz bestand. Suzdal erwachte von Zeit zu Zeit, tat seine Arbeit und ging wieder zurück in den Tiefkühlschlaf. Er hatte das Gefühl, die Erde erst vor ein paar Monaten verlassen zu haben.
    Monate, wahrhaftig! Er war mehr als subjektive zehntausend Jahre unterwegs, als er der Sirenenkapsel begegnete.
    Sie sah wie eine ganz gewöhnliche Notkapsel aus. Wie etwas, das man häufig durch den Weltraum schoß, um auf irgendeine Komplikation der Menschen zwischen den Sternen hinzuweisen. Diese Kapsel war offensichtlich über eine ungeheure Distanz geschleudert worden, und Suzdal entnahm ihr die Geschichte von Arachosia.
    Die Geschichte war falsch. Man hatte die geistige Kraft eines ganzen Planeten – das bizarre Genie einer bösartigen, unglücklichen Rasse – dem Problem gewidmet, einen normalen Piloten von der alten Erde anzulocken und in den Bann zu ziehen. Die Geschichte, die die Kapsel sang, vermittelte die reiche Persönlichkeit einer wunderbaren Frau mit einer herrlichen Altstimme. Zum Teil war die Geschichte wahr. Auch die Bitten waren zum Teil echt. Suzdal hörte sich die Geschichte an, und sie sank geradewegs in die Fasern seines Gehirns ein wie eine wunderbar orchestrierte Opernszene. Wenn er die wirkliche Geschichte gekannt hätte, wäre es nicht anders gewesen.
    Heute kennt jeder die wahre Geschichte von Arachosia, die bittere, schreckliche Geschichte des Planeten, der einmal ein Paradies war und der sich in eine Hölle verwandelte. Die Geschichte, wie Menschen zu etwas anderem als Menschen wurden. Die Geschichte von dem, was ganz dort draußen geschah, an dem fürchterlichsten Ort inmitten der Sterne.
    Hätte er die wirkliche Geschichte gekannt, so wäre er geflohen. Er konnte nicht verstehen, was wir heute wissen:
    Die Menschheit konnte den schrecklichen Leuten von Arachosia nicht begegnen, ohne daß die Leute von Arachosia ihnen nach Hause folgten und der Menschheit Leid, das größer war als Leid, brachten, eine Verrücktheit, die schlimmer als bloßer Wahnsinn war, eine Pest, die alle vorstellbaren Pestilenzen überstieg. Die Arachosianer waren Un -Menschen geworden, und blieben doch im innersten Wesen ihrer Persönlichkeit Menschen. Sie sangen Lieder, die ihre eigene Verworfenheit lobten, und die sich selbst für das priesen, was sie selbst auf so schreckliche Weise geworden waren, und doch hallten in ihren eigenen Gesängen, in ihren eigenen Balladen immer wieder die Orgeltöne des Refrains wider:
    Und ich beklage den Menschen !
    Sie wußten, was sie waren, und sie haßten sich. Und indem sie sich haßten, verfolgten sie die Menschheit.
    Vielleicht verfolgen sie die Menschheit immer noch.
    Die Instrumentalität hat jetzt Sorge dafür getragen, daß die Arachosianer uns nie wieder finden werden, hat draußen am Rande der Galaxis ganze Netze der Täuschung ausgelegt, um sicherzustellen, daß jene letzten zerstörten Leute uns nicht finden können. Die Instrumentalität kennt unsere Welt und die anderen Welten der Menschheit und behütet sie gegen jenes Unförmige, das aus Arachosia geworden ist. Wir wollen nicht mit Arachosia zu tun haben. Mögen sie uns suchen und uns jagen. Sie werden uns nicht finden.
    Doch wie konnte Suzdal das wissen?
    Es war das erstemal, daß jemand den Arachosianern begegnet war, und der erlebte sie nur in Gestalt ihrer Botschaft, in der eine Elfenstimme das Elfenlied der Zerstörung sang; die Worte von perfekter
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