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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Speichel, und lieferte die Antwort: Es gibt keine Antwort. Und doch gab es etwas Besseres und zugleich Schlimmeres als eine Antwort.
    Wenn die Sonne von Arachosia alles tötete, was weiblich war, wenn weibliche Fische mit den Bäuchen nach oben auf dem Meer trieben, wenn die weiblichen Vögel ein schrilleres Lied sangen, während sie über den Eiern starben, die sie nie ausbrüten würden, wenn die weiblichen Tiere in ihren Höhlen grunzten und klagten, wo sie sich schmerzerfüllt versteckten, brauchten weibliche Menschengeschöpfe den Tod nicht so gefügig hinzunehmen. Der Name der Ärztin war Astarte Kraus.
     
     
Die Magie der Klopten
     
    Das weibliche Menschengeschöpf konnte etwas tun, was das weibliche Tier nicht tun konnte. Es konnte männlich werden. Mit Hilfe der Einrichtungen des Schiffs wurden ungeheure Mengen an Testosteron hergestellt, und jedes noch überlebende Mädchen, jede noch überlebende Frau wurde in einen Mann verwandelt. Man verpaßte ihnen allen reichliche Injektionen. Ihre Gesichter wurden kantiger, sie alle wuchsen ein wenig, ihre Brust wurde flach, ihre Muskeln stärker, und in weniger als drei Monaten waren sie tatsächlich Männer.
    Einige niedrige Lebensformen hatten überlebt, weil sie nicht deutlich genug in männliche und weibliche Ausprägungen polarisiert waren, die zum Überleben von jener speziellen organischen Chemie abhängig waren. Jetzt, da es keine Fische mehr gab, füllten Pflanzen die Ozeane, es gab keine Vögel mehr, aber die Insekten überlebten; Libellen, Schmetterlinge, mutierte Grashüpfer, Käfer und andere Insekten überschwärmten den Planeten. Die Männer, die ihre Frauen verloren hatten, arbeiteten Seite an Seite mit den Männern, die aus den Körpern von Frauen erschaffen worden waren. Als sie einander kennenlernten, war es unaussprechlich traurig für sie, diese Bekanntschaft zu machen. Mann und Frau, beide bärtig, stark, streitsüchtig, verzweifelt und geschäftig. Und die kleinen Jungen, die irgendwie erkannten, daß sie nie heranwachsen würden, um sich zu verlieben, Frauen zu haben, zu heiraten, Töchter zu bekommen.
    Aber was war schon eine Welt, um den brennenden Intellekt und den treibenden Verstand von Dr. Astarte Kraus aufzuhalten? Sie wurde zum Anführer ihrer Leute, der Männer und der Männer-Frauen. Sie trieb sie weiter. Sie machte sie überleben, und sie setzte ihren Verstand für sie alle ein.
    (Vielleicht, wenn sie die Gabe der Sensibilität besessen hätte, hätte sie sie sterben lassen. Aber es lag im Wesen von Dr. Kraus, nicht sensibel zu sein – nur brillant, rücksichtslos, unbezähmbar gegen das Universum, das versucht hatte, sie zu vernichten.)
    Ehe sie starb, hatte Dr. Kraus ein sorgfältig programmiertes genetisches System ausgearbeitet. Man konnte kleine Stücke vom Gewebe der Männer auf chirurgischem Wege in den Leib einpflanzen, dicht am Bauchfell, an die Eingeweide grenzend. Ein künstlicher Mutterleib mit künstlicher Chemie und künstlicher Besamung vermittels Strahlung durch Hitze machte es möglich, männliche Kinder zu gebären.
    Welchen Sinn hatte es schon, weibliche Kinder zu haben, wenn sie alle starben?
    Die Leute von Arachosia machten weiter. Die erste Generation überlebte die Tragödie. Halb wahnsinnig vor Leid und Enttäuschung. Sie sandten Botschaftskapseln aus, obwohl sie wußten, daß ihre Botschaft die Erde erst in sechs Millionen Jahren erreichen würde.
    Als Pioniere hatten sie es riskiert, weiter hinauszuziehen als die anderen Schiffe. Sie hatten eine gute Welt gefunden, aber sie waren nicht ganz sicher, wo sie waren. Befanden sie sich noch innerhalb der vertrauten Galaxis oder waren sie darüber hinausgesprungen zu einer der naheliegenden Galaxien? Das konnten sie nicht sagen. Es gehörte zur Politik der alten Erde, die Forschungstrupps nicht zu gut auszustatten, aus Angst, einige von ihnen könnten nach kulturellen Veränderungen, oder nachdem sie zu aggressiven Imperien herangewachsen waren, sich vielleicht gegen die Erde wenden und sie vernichten. Die Erde sorgte immer dafür, daß alle Vorteile sich auf ihrer Seite befanden.
    Die dritte, die vierte und die fünfte Generation der Arachosianer waren immer noch Menschen. Alle waren sie Männer. Sie besaßen menschliche Erinnerung, sie hatten menschliche Bücher, sie kannten die Worte ›Mama‹, ›Schwester‹, ›Liebste‹, aber sie verstanden nicht länger, was diese Begriffe meinten.
    Der menschliche Körper, der sich auf der Erde fünf Millionen
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