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Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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größer als der Radius des Weltraums, der geboren wurde; und eine schwache Kreatur, Boshel, stand in der Mitte, zu zaghaft, um eine der beiden Herausforderungen anzunehmen.
    »Äh, wie lange werdet ihr beiden wegsein?« nuschelte Boshel.
    Das Schöpferische Ereignis war die Revolte, die das Nichts entzweiriß. Die beiden Seiten formierten sich, verfeindete Nationen des Blitzes, aufgespalten über dem jähen Abgrund. Zwei Vorkämpfer standen sich gegenüber mit einer Bitterkeit wie nie zuvor – Michael in weißes Feuer gehüllt und Helel im schwarzpurpurnen Schein. Und mit ihnen ihr Gefolge. Allegorisch hat man es später als Hinnahme und Ablehnung ausgedrückt und als Gut und Böse, aber am Anfang war es die Polarität, die das Universum nährte.
    Zwischen ihnen, wie ein Pygmäe, stand Boshel alleine in wimmerndem Zögern.
    »Raus mit dem Urmetall, wenn ihr mit uns kommt!« grollte Helel wie Donnerhall, als er in seiner Wut sein Gefolge davonführte, um eine neue Ansiedlung zu gründen.
    »Äh, werdet ihr vor dem Abend zurücksein?« wimmerte Boshel.
    »Geh zur Hölle!« brüllte Michael.
    »Den Einfaltspinsel kannst du behalten!« schnaubte Helel. »Der hat nicht einmal genug Schwefel in sich, um ein Scheißhaus anzuzünden.«
    Die zwei großen Heerscharen trennten sich, und Boshel blieb alleine im Nichts zurück. Er stand immer noch da, als es einen zweiten kleinen Ruck gab und die Zeit ernsthaft begann, die Schote in einem Regen von Funken platzen ließ, die anwuchsen und davonzogen. Er stand immer noch da, als die Funken Form annahmen und anfingen, sich zu drehen, und er stand auch noch da, als das Leben auf den kleinen Rußstäubchen begann, die sich von den Funken gelöst hatten. Eine ganz lange, lange Zeit stand er da. »Was machen wir mit dem kleinen Knilch?« fragte jemand aus der unteren Hälfte der Hierarchie Michael. »Schließlich kann er uns doch nicht dauernd die Landschaft verschandeln.«
    »Ich werd’ fragen«, sagte Mike. Und das tat er.
    Aber Michael bekam gesagt, daß die Verantwortung bei ihm läge, daß Boshel für sein Zögern bestraft werden müsse, und daß es bei Michael läge, die geeignete Strafe zuzumessen und dafür zu sorgen, daß sie auch vollzogen wurde.
    »Weißt du, er hat die Zeit am Anfang stottern lassen«, sagte Mike zu seinem Untergebenen. »Er hat da einen Zufallsfaktor eingeführt, der alles beeinträchtigte. Es muß eine Strafe sein, die etwas mit der Zeit zu tun hat.«
    »Hast du eine Vorstellung?« fragte der Untergebene.
    »Ich werde mir etwas einfallen lassen«, versicherte Michael.
    Eine ganze Weile später blätterte Michael eines Nachmittags an einem Zeitschriftenstand in Los Angeles in einem Buch.
    »Hier steht«, tönte Michael, »wenn man sechs Affen an sechs Schreibmaschinen setzte und sie lange genug schreiben ließe, würden sie sämtliche Werke Shakespeares genau niederschreiben. Zeit ist etwas, wovon wir genug haben. Das wollen wir versuchen, Kitabel, und sehen, wie lange es dauert.«
    »Was ist ein Affe, Michael?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was ist eine Schreibmaschine?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was ist Shakespeare, Mike?«
    »Jeder kann Fragen stellen, Kitabel. Hol das Zeug zusammen und fang an mit dem Projekt!«
    »Es klingt wie ein recht langwieriges Projekt. Wer wird es überwachen?«
    »Boshel. Das ist genau das Richtige für ihn. Das wird ihn Geduld lehren und einen Sinn für Ordnung, und ihn mit der Majestät der Zeit beeindrucken. Das ist genau die Strafe, die ich gesucht habe.«
    Sie beschafften das Zeug und übergaben alles Boshel.
    »Sobald das Projekt abgeschlossen ist, Bosh, ist deine Wartezeit um. Dann kannst du dich der Gruppe anschließen und mit uns anderen deinen Spaß haben.«
    »Nun, immerhin besser, als herumzustehen und nichts zu tun«, sagte Boshel. »Es würde schneller gehen, wenn ich die Affen erziehen dürfte und die dann Kopien anfertigen könnten.«
    »Nein, es muß ganz zufällig getippt werden, Bosh. Du hast schließlich den Zufallsfaktor ins Universum gebracht, also mußt du ihn auch ausbaden.«
    »Irgendeine besondere Ausgabe, der die Kopie entsprechen muß?«
    »Die Ausgabe der Blackstone Readers mit siebenunddreißigeinhalb Bänden in einem, die ich hier habe, würde genügen«, sagte Michael. »Ich habe mit den Affen gesprochen, und sie sind damit einverstanden. Ich habe achtzigtausend Jahre dazu gebraucht, um sie soweit zu bringen, daß sie reden konnten. Aber das ist ein Nichts, wenn man von der Zeit
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