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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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und so zahlreich, daß sich der gesamte Stamm von ihnen viele Tage lang hätte ernähren können. Dieser Gedanke führte ihn wieder zu Saya zurück. Er hockte sich auf den Boden, schlug sich wie ein Verhungernder den Magen voll und hatte plötzlich eine Idee.
    Er würde Saya hierherbringen, denn hier gab es genug zu essen. Wenn sie sah, daß es an diesem Ort Nahrung in Hülle und Fülle gab, würde sie sich freuen. Burl hatte den großen, tranigen Fisch, der immer noch von der Sehne gehalten auf seinem Rücken hing, bereits vergessen. Erst als er bei jeder Bewegung gegen seine Haut klatschte, fiel er ihm wieder ein.
    Burl nahm ihn in die Hände, fingerte daran herum, beschmierte sich dabei mit Fett, konnte aber schließlich doch nichts mehr davon essen. Der Gedanke, daß der Anblick seiner Beute Saya in Hochstimmung versetzen mußte, beflügelte ihn wieder.
    Mit der Spontanität, die Kindern und Primitiven gleichermaßen zueigen ist, machte er sich sofort auf den Weg. Er war am Ufer entlanggefahren, also brauchte er nur den gleichen Weg zurückzugehen.
    Er marschierte am Rande des Pilzwaldes entlang und hielt dabei, um allen potentiellen Gefahren aus dem Wege zu gehen, unablässig Augen und Ohren offen. Mehrmals hörte er das allgegenwärtige Klicken von Ameisen, die in den Wäldern ihren Geschäften nachgingen, aber er konnte es sich erlauben, sie zu ignorieren. Im besten Falle waren sie kurzsichtig, im schlechtesten stellten sie keine Jäger dar, sondern lediglich deren Stoßtrupps. Burl fürchtete nur eine Ameisenart, und zwar die Soldaten, die manchmal in Armeen von Millionenstärke unterwegs waren und alles kahlfraßen, was ihnen in den Weg kam. Selbst in vergangenen Zeitaltern, als sie noch weniger als zwei Zentimeter maßen, waren die größten Tiere vor ihnen geflohen. Jetzt, wo sie mehr als dreißig Zentimeter Länge aufwiesen, wagten es nicht einmal die gefräßigsten Spinnen, auch wenn sie einen Meter groß waren, sich ihnen in den Weg zu stellen.
    Schließlich endete der Pilzwald. Ein glücklicher Grashüpfer mampfte zufrieden an irgendeinem Leckerbissen, den er aufgestöbert hatte. Obwohl er auf den Hinterbeinen saß, erweckte er den Eindruck, in jeder Sekunde auf eine Flucht vorbereitet zu sein. Über ihm tauchte plötzlich eine Raubwespe auf, die Burls Größe hatte. Sie verharrte einen Augenblick, stürzte sich dann in die Tiefe und packte den sorglosen Genießer.
    Es kam zu einem kurzen Kampf. Schließlich gab der Grashüpfer auf und der flexible Unterleib der Wespe wölbte sich vor. Der Stachel durchdrang die Panzerung des Grashüpfers unterhalb von dessen Kopf. Mit der Präzision eines Degenstichs bohrte er sich in den Leib des Opfers. Dann war der Kampf beendet.
    Die Wespe ergriff das gelähmte – keinesfalls tote – Insekt und flog davon. Burl stieß ein leises Grunzen aus und setzte seinen Weg fort. Als die Wespe wie ein Pfeil aus der Luft herabgeschossen war, hatte er sich versteckt.
    Der Boden wurde immer felsiger und das Weiterkommen langsamer und schmerzhafter. Burl war dazu gezwungen, ununterbrochen steile Abhänge hinaufzuklettern und auf der gegenüberliegenden Seite vorsichtig wieder hinabzusteigen. Einmal mußte er sich einen Weg durch einen dermaßen dichten Pilzuntergrund bahnen, daß er sich gezwungen sah, sein Horn als Sichel einzusetzen. Die Gewächse, die er auf diese Weise absäbelte, bespritzten ihn mit einer brennend roten Flüssigkeit, die über seine verschmierte Brust auf den Boden lief.
    Burls Selbstbewußtsein wurde immer stärker. Bald bewegte er sich unvorsichtiger und forscher dahin. Allein die Tatsache, daß er auf etwas eingeschlagen und es vernichtet hatte, erfüllte ihn mit einem nie gekannten Gefühl der Courage.
    Nachdem er langsam die Spitze eines vielleicht dreißig Meter hohen Hügels aus rotem Lehm erklommen hatte, konnte er den Fluß wieder sehen. Irgendein Hochwasser hatte die zum Fluß geneigte Seite des Hügels weggespült. Er war etwa dreihundert Meter vom Ufer entfernt.
    Unter ihm breitete sich ein dichtes Feld großer und kleiner, weißer, gelber, roter und grüner Pilze aus, die so dicht beieinander standen, daß sie ein verwirrendes Muster bildeten. Etwa auf der Hälfte der Höhe war ein kabeldicker Spinnenfaden befestigt, der irgendwo weiter unten verankert war und zu einem Netz gehörte, dessen geometrisches Muster unheilverkündend glitzerte.
    Irgendwo zwischen den Pilzen, die auf der dem Fluß zugewandten Seite des Hügels wuchsen, wartete das
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