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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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sein? Mathew Kershaul? Warum nicht? fragte Thissell sich beunruhigt. Rolver und Welibus hatten sich bereits ausgeschifft und waren ihren Geschäften nachgegangen. Er suchte die Bucht ab, um Kershauls Hausboot zu entdecken, und stellte fest, daß er gerade im Begriff war, an der Pier festzumachen. Soeben sprang Kershaul, mit seiner Höhleneulenmaske bekleidet, an Land. Er schien abwesend, denn als er an Thissells Hausboot vorüberkam, blickte er nicht einmal auf.
    Thissell wandte sich wieder der Leiche zu. Angmark also, ohne Zweifel. Waren nicht drei Männer den Hausbooten von Rolver, Welibus und Kershaul entstiegen und hatten Masken getragen, die für diese Männer charakteristisch waren? Offensichtlich die Leiche Angmarks… aber die offensichtliche Lösung wollte Thissell nicht eingehen. Kershaul hatte angedeutet, daß ein weiterer Außenweltler hier sehr schnell identifiziert werden würde. Wie konnte Angmark also hier untertauchen, wenn er nicht… Thissell tat den Gedanken ab. Die Leiche war offensichtlich Angmark.
    Und doch…
    Thissell rief seine Sklaven und gab Anweisung, einen geeigneten Behälter ans Dock zu bringen, damit man die Leiche in ihn legen und an einen geeigneten Ruheplatz bringen könne. Die Sklaven legten keine große Begeisterung für den Auftrag an den Tag, und Thissell sah sich gezwungen, heftig, wenn auch nicht sonderlich geschickt, auf dem Hymerkin zu poltern, um seinen Befehlen Nachdruck zu verleihen.
    Er ging die Pier entlang, bog in die Esplanade ein, vorbei an dem Büro von Cornely Welibus und betrat schließlich den hübschen, kleinen Weg, der zum Landeplatz führte.
    Als er dort eintraf, stellte er fest, daß Rolver bis jetzt noch nicht aufgetaucht war. Ein Obersklave, dem eine gelbe Rosette an der schwarzen Tuchmaske Rang verlieh, fragte, ob er zu Diensten sein könne. Thissell erklärte, daß er eine Nachricht nach Polypolis absetzen wollte.
    Das bereite keine Schwierigkeiten, erklärte der Sklave. Wenn Thissell seine Mitteilung in deutlichen Blockbuchstaben aufsetzen wolle, könne er sie sofort durchgeben. Thissell schrieb:
     
    AUSSENWELTLER TOT AUFGEFUNDEN, MÖGLICHERWEISE ANGMARK. ALTER 48, MITTELGROSS, BRAUNES HAAR. ANDERE IDENTIFIZIERUNGSMÖGLICHKEITEN FEHLEN. ERWARTE BESTÄTIGUNG UND/ODER INSTRUKTIONEN.
     
    Er adressierte die Nachricht an Castel Cromartin in Polypolis und übergab sie dem Obersklaven. Im nächsten Augenblick hörte er das charakteristische Knistern einer transspatialen Entladung.
    Eine Stunde verstrich. Rolver erschien nicht. Thissell ging unruhig vor dem Büro auf und ab. Er hatte keine Ahnung, wie lange er würde warten müssen: die Zeit, die für transspatiale Sendungen benötigt wurde, war sehr unterschiedlich. Manchmal schnappte die Nachricht in Mikrosekunden durch, manchmal wanderte sie stundenlang durch unbekannte Regionen; und dann gab es ein paar authentische Beispiele von Nachrichten, die empfangen worden waren, ehe man sie abgesandt hatte.
    Eine weitere halbe Stunde verstrich, und dann erschien Rolver mit seiner üblichen Tarnvogelmaske. Im gleichen Augenblick hörte Thissell das Zischen der eintreffenden Nachricht.
    Rolver schien überrascht, Thissell zu sehen. »Was führt Sie zu so früher Stunde zu mir?«
    Thissell erklärte: »Es betrifft die Leiche, die Sie mir heute morgen geschickt haben. Ich habe sie meinen Vorgesetzten gemeldet.«
    Rolver hob den Kopf und lauschte auf das Geräusch der eintreffenden Nachricht. »Sie scheinen Antwort zu bekommen. Ich sollte mich wohl darum kümmern.«
    »Warum die Mühe?« fragte Thissell. »Ihr Sklave scheint seine Sache gut zu machen.«
    »Es ist meine Aufgabe«, erklärte Rolver. »Ich bin für die exakte Übertragung und den Empfang aller Astrogramme verantwortlich.«
    »Ich komme mit«, sagte Thissell. »Ich wollte immer schon mal sehen, wie diese Geräte bedient werden.«
    »Ich fürchte, das ist nicht zulässig«, sagte Rolver. Er ging zu der Tür, die ins Innere der Anlage führte. »Sie bekommen Ihre Mitteilung sofort.«
    Thissell protestierte, aber Rolver ging nicht darauf ein, sondern ließ ihn einfach stehen.
    Fünf Minuten später kam er mit einem kleinen, gelben Umschlag zurück. »Keine guten Nachrichten«, verkündete er mit ganz und gar nicht überzeugend wirkendem Mitgefühl.
    Thissell öffnete den Umschlag. Das Astrogramm lautete:
     
    LEICHE NICHT ANGMARK. ANGMARK HAT SCHWARZES HAAR. WARUM HABEN SIE IHN NICHT BEI LANDUNG ABGEFANGEN. ERNSTHAFTE PFLICHTVERLETZUNG, HÖCHST UNZUFRIEDEN.
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