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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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sie ziemlich gleichgültig auf. Toby murmelte halblaut etwas; Rex unterdrückte ein Lachen.
    Thissell betätigte ärgerlich sein Hymerkin. Er sang: »Wir legen ab, bleiben aber in Fan.«
    In seiner Kabine nahm er die Mondmotte ab und starrte in den Spiegel, wo er seine fast schon nicht mehr vertrauten Züge vorfand. Er nahm die Maske und studierte die ihm widerwärtige Visage: die pelzbedeckte, graue Haut, die blauen Borsten und die lächerlichen, spitzen Lappen. Nicht gerade ein würdiges Gesicht für den konsularischen Vertreter der Heimatplaneten. Falls er diese Position noch innehatte, sobald Cromartin erfuhr, daß Angmark entkommen war! Thissell warf sich in einen Sessel und starrte ins Leere. Er hatte heute einige Rückschläge einstecken müssen, aber er war noch nicht besiegt, bei weitem nicht! Morgen würde er Mathew Kershaul aufsuchen, und dann würden sie darüber sprechen, wie Angmark am besten ausfindig zu machen war. Wie Kershaul schon erwähnt hatte, es war nicht möglich, daß ein Außenweltler sich hier lange versteckte. Haxo Angmarks Identität würde sich bald herumsprechen. Außerdem mußte er sich morgen eine andere Maske besorgen. Nichts Extremes oder Großspuriges, aber eine Maske, die wenigstens ein Mindestmaß an Würde und Respekt ausstrahlte.
    In diesem Augenblick klopfte einer der Sklaven an die Tür, und Thissell zog sich hastig die verhaßte Mondmaske wieder über den Kopf.
    Früh am nächsten Morgen, ehe die Morgendämmerung der Sonne Platz gemacht hatte, skullten die Sklaven das Hausboot zu dem Abschnitt der Pier zurück, den man den Außenweltlern zugewiesen hatte. Weder Rolver noch Welibus noch Kershaul waren bis jetzt eingetroffen, und Thissell wartete ungeduldig. Eine Stunde verstrich, dann legte Welibus mit seinem Boot an. Da er nicht mit Welibus sprechen wollte, blieb Thissell in seiner Kabine.
    Ein paar Augenblicke später ging auch Rolvers Boot längsseits. Durchs Fenster sah Thissell Rolver, der wie üblich seinen Tarnvogel trug, auf die Pier hinübersteigen. Ein Mann in einer Sandtigermaske mit gelben Tupfen erwartete ihn dort und spielte auf seinem Gomapard eine formelle Begleitung zu der Nachricht, die er Rolver überbrachte.
    Rolver schien überrascht und etwas verunsichert. Nachdem er ein paar Augenblicke lang nachgedacht hatte, betätigte er seinen eigenen Gomapard und wies während des Singens auf Thissells Hausboot. Dann verbeugte er sich und ging seiner Wege.
    Der Mann in der Sandtigermaske kletterte mit würdigem Gehabe auf den Ponton und klopfte an Thissells Boot.
    Thissell zeigte sich. Die sirenesische Etikette verlangte nicht, einen beiläufigen Besucher an Bord zu bitten, und so schlug er nur eine fragende Note auf seinem Zachinko an.
    Der Sandtiger spielte sein Gomapard und sang: »Die Morgendämmerung über der Bucht von Fan ist gewöhnlich ein heller Anblick; der Himmel ist hell mit gelben und grünen Farben; und wenn Mireille aufgeht, brennen die Nebel und wallen wie Flammen. Dem Sänger bereitet diese Stunde größeres Vergnügen, wenn nicht die treibende Leiche eines Außenweltlers die ruhige Beschaulichkeit der Szene stört.«
    Thissells Zachink o erzeugte einen schrillen Klagelaut, ohne daß er sich überhaupt bewußt wurde, ihn angeschlagen zu haben; der Sandtiger verbeugte sich würdevoll. »Der Sänger erkennt niemanden als ihm in Standfestigkeit überlegen an, aber er wünscht auch nicht, von einem unbefriedigten Gespenst belästigt zu werden. Deshalb hat er seinen Sklaven befohlen, ein Tau am Fußknöchel der Leiche zu befestigen, und während wir uns unterhielten, haben sie die Leiche am Heck Eures Hausbootes befestigt. Ihr werdet den Wunsch haben, die Zeremonien vorzunehmen, die die Außenwelt vorschreibt. Er, welcher singt, wünscht Euch einen guten Morgen und verläßt Euch jetzt.«
    Thissell eilte ans Heck seines Bootes. Dort trieb, fast nackt und maskenlos, die Leiche eines erwachsenen Mannes, den die Luft in seinen weiten Hosen an der Wasseroberfläche hielt.
    Thissell studierte das tote Gesicht, das ihm charakterlos und leer vorkam – vielleicht lag das daran, daß er sich inzwischen an das Maskentragen gewöhnt hatte. Die Leiche schien mittelgroß, und Thissell schätzte, daß der Tote zwischen fünfundvierzig und fünfzig Jahre alt sein mochte. Sein Haar war mittelbraun und die Gesichtszüge vom Wasser aufgedunsen. Nichts deutete darauf hin, wie der Mann gestorben war.
    Das mußte Haxo Angmark sein, dachte Thissell. Wer sonst konnte es
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