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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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einleiten.«
    Die neue Androidenlieferung traf spät an diesem Nachmittag ein. Zwei kleine schwarze Humanoiden luden die Maschinen aus dem Lastwagen – die Speditionsgesellschaft hatte ihr Eigentum bereits dem Institut für Humanoiden überschrieben.
    Sorgfältig stapelten die Humanoiden die Lattenkisten aufeinander. Dann brachten sie ihm die Empfangsbescheinigung. Er hatte zwar keine Hoffnung mehr, die Androiden doch noch verkaufen zu können, aber er hatte die Bestellung aufgegeben und mußte sie nun auch akzeptieren. Seine Hand verkrampfte sich vor Verzweiflung, als er seinen Namen auf das Papier kritzelte. Die nackten schwarzen Dinger dankten ihm und fuhren mit dem Lastwagen weg.
    Er stieg in seinen Wagen und fuhr kochend vor Wut nach Hause. Das nächste, was ihm bewußt wurde war, daß er mitten auf einer belebten Kreuzung in den Querverkehr geriet. Eine Polizeipfeife schrillte. Er fuhr müde an den Straßenrand, einen wütenden Polizisten erwartend, aber nur eine kleine schwarze Maschine kam auf ihn zu.
    »Zu Ihren Diensten, Mr. Underhill«, schnarrte sie. »Sie müssen das rote Licht der Ampel beachten, Sir, sonst gefährden Sie menschliches Leben.«
    »Huh?« Er sah das Ding verbittert an. »Ich dachte, du wärest ein Polizist.«
    »Wir unterstützen die Polizei als provisorische Regelung«, sagte die Maschine. »Aber laut Primärdirektive ist Autofahren viel zu gefährlich für menschliche Wesen. Sobald sich unsere Dienste allgemein durchgesetzt haben, wird jedes Auto über einen humanoiden Fahrer verfügen. Und sobald jedes menschliche Wesen völlig beaufsichtigt wird, gibt es überhaupt keinen Bedarf für eine Polizei mehr.«
    Underhill warf dem Ding einen wilden Blick zu.
    »Nun«, knirschte er. »Ich bin bei Rot über eine Kreuzung gefahren. Was gedenkst du mit mir zu tun?«
    »Unsere Funktion liegt nicht darin, den Menschen zu bestrafen, sondern nur, für sein Glück und seine Sicherheit zu sorgen«, sagte der Humanoid sanft. »Wir fordern Sie nur auf, vorsichtig zu fahren, solange unsere Dienste noch unvollständig sind.«
    Ärger stieg in ihm hoch.
    »Ihr seid einfach zu perfekt!« murmelte er verbittert. »Ich glaube, es gibt nichts, was der Mensch kann, das ihr nicht besser könnt.«
    »Natürlich sind wir dem Menschen überlegen«, erklärte die Maschine ernsthaft. »Denn unsere Einheiten bestehen aus Metall und Plastik, während Ihr Körper hauptsächlich aus Wasser besteht. Weil unsere Energie durch Kernspaltung erzeugt wird und nicht durch simple Verbrennung. Weil unsere Sinne schärfer sind als die der Menschen. Und vor allem, weil unsere mobilen Einheiten mit einem einzigen großen Gehirn verbunden sind, das alles weiß, was auf vielen Welten geschieht, und niemals stirbt oder schläft oder etwas vergißt.«
    Wie betäubt blieb Underhill sitzen und hörte zu.
    »Dennoch müssen Sie unsere Kräfte nicht fürchten«, versicherte ihm der Humanoid eifrig. »Denn wir können ein menschliches Wesen nicht verletzen, außer, um größere Verletzungen bei einem anderen zu verhüten. Wir existieren nur, um die Primäre Direktive zu erfüllen.«
    Trübsinnig fuhr er weiter. Diese kleinen schwarzen Maschinen, so kam es ihm zumindest vor, waren die verwaltenden Engel eines allmächtigen und allwissenden Gottes, eines Deus ex machina. Die Primäre Direktive stellte die neuen Zehn Gebote dar. Er verfluchte sie verbittert und fragte sich plötzlich, ob es auch so etwas wie einen neuen Luzifer geben könnte.
    Er ließ den Wagen in der Garage stehen und ging auf die Küchentür zu.
    »Mr. Underhill!« riß ihn die müde, tiefe Stimme von Auroras neuem Untermieter aus seinen Gedanken, als er an der Garage vorbeikam. »Nur einen Moment, bitte.«
    Der hagere, alte Wanderer kam steifbeinig die Treppen herunter, als Underhill sich zu ihm umdrehte.
    »Hier ist Ihre Miete. Und der Zehner, den Ihre Frau mir für die Medizin vorgestreckt hat.«
    »Danke, Mr. Sledge.« Als er das Geld einstecken wollte, erkannte er die Last einer neuen Verzweiflung auf den knochigen Schultern des alten interstellaren Tramps – und den Schatten eines weiteren Schreckens auf seinem eingefallenen Gesicht. Verwirrt fragte er: »Sind schon erste Einkünfte hereingekommen?«
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Die Humanoiden haben Wirtschaft und Verwaltung schon fast völlig in der Hand«, sagte er. »Die Rechtsanwälte, die ich beauftragt habe, haben sich aus dem Geschäftsleben zurückgezogen und mir alles Geld zurückgegeben, was
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