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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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übriggeblieben ist.
    Das ist alles, was ich habe, um meine Arbeit beenden zu können.«
    Underhill verbrachte fünf Sekunden damit, an seine Unterredung mit dem Bankier zurückzudenken. Zweifellos war er ein genauso sentimentaler Narr wie Aurora. Aber er drückte das Geld dem Alten wieder in die knochige, zitternde Hand.
    »Behalten Sie es«, drängte er den Tramp, »für Ihre Arbeit.«
    »Danke, Mr. Underhill.« Sledges Stimme klang ergriffen, und seine müden Augen funkelten. »Ich brauche es auch… brauche es so dringend.«
    Underhill ging ins Haus. Leise öffnete sich die Tür vor ihm. Eine dunkle, nackte Gestalt kam anmutig herbeigeeilt, um ihm Hut und Mantel abzunehmen.
     
     
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    Erbittert hielt Underhill seinen Hut fest. »Was hast du hier zu suchen?« fragte er ärgerlich.
    »Wir sind hier, um Ihrem Haushalt eine kostenlose Demonstration unserer Fähigkeiten zu geben.«
    Er hielt die Tür auf und deutete hinaus. »Verschwinde!«
    Die blinde, kleine schwarze Maschine blieb regungslos stehen. »Mrs. Underhill hat sich damit einverstanden erklärt«, protestierte der Humanoide mit seiner hohen Stimme. »Wir können nicht gehen, bevor sie es ausdrücklich verlangt.«
    Er fand seine Frau im Schlafzimmer. Seine angestauten Frustrationen brachen voll aus ihm heraus, als er die Tür aufriß.
    »Was hat diese verdammte Maschine hier zu –«
    Aber dann verschlug es ihm die Stimme; Aurora hatte nicht einmal bemerkt, daß er wütend war. Sie trug ihr gewagtestes Neglige und hatte seit ihrer Heirat nicht mehr so bezaubernd ausgesehen. Ihr rotes Haar war sorgfältig zu einer hell leuchtenden Krone hochgesteckt.
    »Liebling, ist das nicht wunderbar?« Freudestrahlend eilte sie auf ihn zu. »Er kam heute morgen und kann einfach alles. Er hat das Haus geputzt und das Mittagessen zubereitet und Gay ihre Musikstunde gegeben. Heute nachmittag machte er mein Haar zurecht, und nun kocht er das Abendessen. Wie gefällt dir mein Haar, Liebling?«
    Es war wunderschön. Er küßte sie und versuchte seinen Unwillen und seine Besorgnis zu verbergen.
    Das Abendessen war das beste, was ihm je vorgesetzt worden war, soweit Underhill sich zurückerinnern konnte, und die kleine schwarze Maschine servierte perfekt. Aurora sprach unablässig über die neuartigen Gerichte, aber Underhill brachte kaum einen Bissen hinunter; er hatte den Eindruck, daß all diese Vorzüge der Humanoiden einzig und allein einen monströsen Haken an der Sache verschleiern sollten.
    Er versuchte Aurora zu überreden, den Humanoiden fortzuschicken, aber nach solch einem Mahl war der Versuch von vornherein zum Scheitern verurteilt. Er kapitulierte beim ersten Glitzern ihrer Tränen. Der Humanoid blieb. Er hielt das Haus in Ordnung und fegte den Hof. Er paßte auf die Kinder auf und manikürte Auroras Nägel. Schließlich begann er damit, das Haus auszubessern.
    Underhill sorgte sich wegen der Rechnungen, doch der Humanoide versicherte ihm, daß alle Dienstleistungen zu der kostenlosen Vorführung gehörten. Sobald er sein Vermögen überschrieben hätte, würden ihre Dienste komplettiert werden. Er weigerte sich immer noch zu unterzeichnen, aber trotzdem kamen weitere kleine schwarze Maschinen mit Lastwagen voller technischer Ausrüstungsgegenstände und halfen bei den Reparaturen.
    Eines Morgens entdeckte er, daß in der Nacht, während er geschlafen hatte, das Dach angehoben worden war. Die Humanoiden hatten ein zweites Stockwerk darunter errichtet. Die neuen Wände bestanden aus einem seltsamen, glatten, selbstleuchtenden Material. Die neuen Fenster hatten riesige, fehlerlose Scheiben, die man justieren konnte: Auf Wunsch wurden sie transparent, undurchsichtig oder aus sich heraus leuchtend. Die neuen Türen glitten unhörbar zurück und funktionierten mit rhodomagnetischen Relais.
    »Ich will Türgriffe«, protestierte Underhill. »Ich will ins Badezimmer gehen können, ohne euch darum bitten zu müssen, die Türe zu öffnen.«
    »Aber die Menschen brauchen keine Türen mehr zu öffnen«, versuchte der Humanoide ihn zu überreden. »Wir existieren, um der Primären Direktive Folge zu leisten. Unsere Dienste beinhalten alle Aufgaben. Sobald Sie Ihr Vermögen an uns überschrieben haben, werden wir in der Lage sein, jedem Ihrer Familienangehörigen eine Einheit zur Verfügung zu stellen.«
    Trotzig weigerte sich Underhill, die Unterschrift zu leisten.
    Er ging weiterhin jeden Tag ins Büro, versuchte, die Firma weiterzuführen und zu retten, was es zu retten
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