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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Lichtgeschwindigkeit bei weitem zu überschreiten – mittels einer rhodomagnetischen Deformation des Kontinuums. Und natürlich revolutionär neue Kernkraftwerke, die alle schweren Elemente zur Energiegewinnung verwenden können.«
    Das war doch geradezu grotesk! Underhill versuchte mit aller Kraft, das verräterische Zucken in seinem Gesicht zu unterdrücken. Jedes Kind wußte, daß die Lichtgeschwindigkeit eine absolute physikalische Grenze darstellte. Und außerdem – der Inhaber solch bemerkenswerter Patente würde wohl kaum Unterkunft in solch einer schäbigen, kleinen Wohnung suchen. Er bemerkte einen hellen Kreis um das hagere, haarige Handgelenk des alten Vagabunden; kein Mensch, der im Besitz so unbezahlbarer Geheimnisse war, würde seine Armbanduhr versetzen müssen.
    Triumphierend gewährte Underhill sich vier weitere Punkte, aber dann verscherzte er sich einen. Sein Gesicht mußte Zweifel gezeigt haben, denn der Alte fragte plötzlich:
    »Wollen Sie die grundlegenden Tensorgleichungen sehen?« Er griff in seine Tasche, um Bleistift und Notizbuch vorzuholen. »Ich kann sie Ihnen niederschreiben.«
    »Nein, nein, schon gut«, sagte Underhill schnell. »Ich fürchte, daß meine Mathekenntnisse schon sehr eingerostet sind.«
    »Aber Sie denken, daß es komisch ist, wenn sich der Inhaber solcher Patente in einer Notlage befindet?«
    Unbehaglich nickend zog sich Underhill einen weiteren Punkt ab. Der Alte mochte ein ausgemachter Lügner sein, aber scharfsinnig war er auf jeden Fall.
    »Sehen Sie, man kann mich mit einem Flüchtling vergleichen«, erklärte er entschuldigend. »Ich kam vor erst wenigen Tagen auf diesem Planeten an. Ich bin gezwungen, mit leichtem Gepäck zu reisen. Ich mußte nämlich meine gesamten Besitztümer bei einem Rechtsanwalt hinterlegen, um meine Patente anmelden und veröffentlichen zu können. Bald müßten aber die ersten Einkünfte hereinkommen. Bis dahin«, fügte er hinzu, und es klang sehr vernünftig, »bleibe ich in Two Rivers, da dieser Ort sehr ruhig und abgeschieden und vom nächsten Raumhafen weit entfernt liegt. Derzeit arbeite ich an einem weiteren Projekt, das in aller Stille abgeschlossen werden muß. Werden Sie mir nun Ihr Vertrauen schenken, Mr. Underhill?«
    Underhill blieb nichts anderes übrig, als ja zu sagen, da seine Frau mit den rosig geschrubbten Kindern zurückkam. Sie setzten sich zum Abendessen. Der Androide kam mit einer dampfenden Terrine herein. Der alte Mann schien instinktiv vor der Maschine zurückzuschrecken.
    »Warum bringt deine Firma keine bessere Maschine auf den Markt, Schatz?« erkundigte sich Aurora, während sie Suppe in die Teller schöpfte. »Einen perfekten Diener, der die Suppe eingießt, ohne dabei zu spritzen. Würde das nicht ein Erfolg werden?«
    Underhill brütete über dieser Frage vor sich hin, löffelte seine Suppe und dachte über diese bemerkenswerten neuen Maschinen nach, die von sich behaupteten, perfekt zu sein – und darüber, was ihretwegen aus seiner Firma werden würde. Es war der armselige alte Tramp, der für ihn antwortete.
    »Solche perfekten Maschinen gibt es bereits, Mrs. Underhill.« Seine knarrige Stimme klang plötzlich traurig. »Aber so hervorragend sind sie auch nicht. Ich fliehe seit fast fünfzig Jahren vor ihnen.«
    Erstaunt sah Underhill vom Teller auf. »Sie meinen diese schwarzen Humanoiden?«
    »Humanoide?« Die Stimme Sledges klang plötzlich erschreckt und schwach zugleich. Die tiefliegenden Augen spiegelten Angst wider. »Was wissen Sie von ihnen?«
    »Sie haben soeben eine neue Agentur in Two Rivers eröffnet«, berichtete Underhill. »Und das ohne Händler, wenn Sie sich so etwas vorstellen können. Sie behaupten…«
    Er brach ab, da der Alte plötzlich erbleichte und sich an die Kehle griff. Ein Löffel fiel klirrend zu Boden. Sein hageres Gesicht lief blau an, und sein Atem kam keuchend und schnell.
    Mit zitternden Händen holte er eine Flasche Medizin aus seiner Tasche. Aurora half ihm dabei, etwas Flüssigkeit in ein Wasserglas zu füllen und zu trinken. Nach ein paar Sekunden konnte er wieder frei atmen, und auch die Farbe kehrte in sein Gesicht zurück.
    »Es tut mir leid, Mrs. Underhill«, entschuldigte er sich flüsternd. »Nur der Schock… ich kam hierher, um ihnen zu entrinnen.« Er starrte den großen, bewegungslos dastehenden Androiden an, und seine Augen spiegelten immense Angst wider. »Ich wollte meine Arbeit beenden, bevor sie hierherkamen«, flüsterte er. »Jetzt bleibt nur
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