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Titan 06

Titan 06

Titel: Titan 06
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Sie hingehören. Direktor – pah! Wenn Sie das Beste sind, was die Fundamentalisten anzubieten haben, können wir Sie ruhig ignorieren – Sie werden sich durch Ihre eigene, lausige Unfähigkeit das Grab schaufeln.« Er drehte sich in seinem Stuhl um und kehrte Van Kleeck und seiner Pistole bewußt den Rücken.
    Van Kleeck trat auf seinen Peiniger zu, blieb ein paar Schritte entfernt stehen und schrie: »Sie… ich werd’s Ihnen schon zeigen… ich verpaß Ihnen eine Kugel; jawohl, das werd’ ich tun!«
    Gaines schwang wieder herum, stand auf und ging langsam auf ihn zu. »Legen Sie dieses Spielzeug weg, bevor Sie sich noch wehtun damit.«
    Van Kleeck zog sich einen Schritt zurück. »Kommen Sie mir nicht in die Nähe!« kreischte er. »Kommen Sie bloß nicht näher… oder ich erschieße Sie… Sie werden schon sehen, daß ich’s tu.«
    Jetzt, dachte Gaines und sprang los.
    Der Schuß löste sich unmittelbar neben seinem Ohr. Nun, die Kugel hatte ihn nicht erwischt. Sie lagen beide auf dem Boden. Van Kleeck war für einen so kleinen Mann recht schwer festzuhalten. Wo war die Pistole? Da! Er hatte sie, riß sich los.
    Van Kleeck stand nicht auf. Er lag zusammengekrümmt auf dem Boden, Tränen liefen ihm aus den geschlossenen Augen, und er heulte wie ein enttäuschtes Kind.
    Gaines schaute ihn an, und in seinem Ausdruck lag etwas wie Mitleid. Dann schlug er ihm mit dem Pistolenknauf genau hinters Ohr. Er ging zur Tür, lauschte einen Augenblick lang und sperrte sie dann vorsichtig ab.
    Das Kabel von dem Druckschalter führte zum Kontrollpult. Er sah sich den Anschluß genau an und löste dann vorsichtig das Kabel. Als er das geschafft hatte, wandte er sich dem Vidi-Apparat auf dem Kontrollpult zu und rief Fresno an.
    »Alles in Ordnung, Dave«, sagte er, »sie können jetzt angreifen – und um Himmels willen, machen Sie schnell!« Dann schaltete er den Apparat ab, weil er nicht wollte, daß sein Wachoffizier sah, wie er zitterte.
     
    *
     
    Am nächsten Morgen, wieder nach Fresno zurückgekehrt, wanderte Gaines einigermaßen zufrieden mit sich selbst durch den Hauptkontrollraum. Die Straßen rollten – bald würden sie wieder ihre normale Geschwindigkeit erreicht haben. Es war eine lange Nacht geworden. Jeder Ingenieur, jeder verfügbare Kadett war zu der zentimeterweisen Überprüfung der Sektion Sacramento herangezogen worden, die er angeordnet hatte. Dann mußten sie zwei zerstörte Subsektor-Kontrollpulte überbrücken und die betreffenden Sektoren auf eine andere Station schalten. Aber die Straßen rollten – er spürte ihr Pochen durch den Boden herauf.
    Er blieb bei einem hageren, stoppelbärtigen Mann stehen. »Warum gehen Sie nicht endlich heim, Dave?« fragte er. »McPherson kann jetzt doch übernehmen.«
    »Und was ist mit Ihnen, Chef? Sie sehen auch nicht gerade taufrisch aus.«
    »Oh, ich werde etwas später dann in meinem Büro ein Schläfchen machen. Ich habe meine Frau angerufen und ihr gesagt, daß ich es heute nicht mehr schaffe. Sie kommt mich dann hier abholen.«
    »War sie sauer?«
    »Nicht sehr. Sie wissen ja, wie Frauen sind.« Er wandte sich wieder der Instrumententafel zu und beobachtete, wie die tickenden, wispernden Anzeigegeräte die Daten von sechs Sektionen sammelten. San Diego, die Umkehrstation, die Angeles-Sektion, die Bakersfield-Sektion, die Fresno-Sektion, Stockton – Stockton? Stockton! Du lieber Himmel – Blekinsop! Er hatte einen Kabinettminister von Australien die ganze Nacht in der Station von Stockton warten lassen!
    Er schoß zur Tür und rief hastig über die Schulter zurück: »Dave, würden Sie mir einen Wagen bestellen? Und ich brauche was Schnelles!« Er war bereits durch den Vorraum und in seinem Privatbüro, als Davidson dazukam, den Befehl zu bestätigen.
    »Dolores!«
    »Ja, Mr. Gaines?«
    »Rufen Sie meine Frau an und sagen Sie ihr, daß ich nach Stockton mußte. Wenn sie bereits fort ist, dann lassen Sie sie einfach hier warten. Und Dolores…«
    »Ja, Mr. Gaines?«
    »Beruhigen Sie sie.«
    Sie preßte die Lippen zusammen, aber ihre Miene blieb unbewegt. »Ja, Mr. Gaines.«
    »Sie sind ein Engel.« Er verschwand in Eile und rannte die Treppe hinunter. Als er das Straßenniveau erreichte, rief der Anblick der dahinrollenden Streifen ein warmes Gefühl in seinem Inneren wach, das ihn fast heiter stimmte.
    Er marschierte vergnügt auf eine Tür zu, auf der ›Zugang ins Subniveau‹ stand, und pfiff leise vor sich hin. Als er die Tür öffnete, schien der
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