Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 06

Titan 06

Titel: Titan 06
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Sand. Ich nahm also an, daß wir mit unserer Vermutung recht gehabt hatten, und daß diese graue Ebene, auf der wir gelandet waren, tatsächlich das Mare Cimmerium war. Meine orangefarbene Wüste müßte demnach die Xanthus genannte Region sein. Wenn ich recht hatte, mußte ich ein paar hundert Kilometer weiter wieder auf eine graue Ebene stoßen, das Mare Chronium, und dann noch auf eine orangefarbene Wüste, Thyle I oder II. Und so war’s auch.«
    »Putz hat unsere Position schon vor anderthalb Wochen bestätigt!« brummte der Kapitän. »Wie wär’s, wenn Sie zur Sache kämen?«
    »Gleich!« sagte Jarvis. »Nach dreißig Kilometern über Thyle überquerte ich einen Kanal – ob ihr’s glaubt oder nicht!«
    »Putz hat Hunderte fotografiert! Wir möchten endlich was Neues hören!«
    »Hat er vielleicht auch eine Stadt gesehen?«
    »Ein Dutzend, wenn Sie diese Haufen von Lehmbrocken Städte nennen wollen!« »Schön«, stellte Jarvis fest, »von nun an werd’ ich jedenfalls einiges zu erzählen haben, von dem Putz nichts gesehen hat!« Er rieb sich die brennende Nase und fuhr fort: »Ich wußte, daß ich zu dieser Jahreszeit mit sechzehn Stunden Tageslicht rechnen konnte, deshalb beschloß ich, nach acht Stunden umzukehren. Ich war noch immer über Thyle, I oder II, das weiß ich nicht, aber jedenfalls nicht mehr als vierzig Kilometer vom Rand entfernt. Und genau da streikte Karls Liebling, dieser lausige Antrieb!«
    »Streikte? Wieso?« erkundigte sich Putz besorgt.
    »Der Schub wurde immer schwächer. Ich begann sofort Höhe zu verlieren, und auf einmal saß ich mit einem Bums mitten in Thyle fest! Hab’ mir am Cockpitfenster ganz schön die Nase angeschlagen!« Er massierte sie sich erbittert.
    »Haben Sie versucht, die Brennkammer mit Schwefelsäure auszuwaschen?« erkundigte sich Putz. »Manchmal gibt das Blei eine Sekundärstrahlung ab…«
    »Woher denn!« sagte Jarvis empört. »Wo werde ich so was versuchen – auf keinen Fall mehr als zehnmal! Außerdem hat der Aufprall die Landevorrichtung plattgedrückt und die unteren Düsen weggerissen. Selbst wenn ich also den Motor wieder in Gang gekriegt hätte – was dann? Keine zehn Kilometer hätte die Hauptdüse durchgehalten!« Er rieb sich wieder seine mehrfach malträtierte Nase. »Ein Glück, daß hier alles weniger als die Hälfte wiegt, sonst hätte ich mir alle Knochen gebrochen!«
    »Ich hätte die Panne beheben können«, behauptete der Ingenieur. »Ich möchte wetten, daß es nichts Ernstes war.«
    »Wahrscheinlich nicht«, stimmte Jarvis sarkastisch zu. »Nur konnte das Ding eben nicht mehr fliegen. Gar nichts Ernstes, aber es blieb mir doch nur die Wahl, auf Rettung zu warten oder zu versuchen, zu Fuß zurückzukommen – fast dreizehnhundert Kilometer, und es waren nur noch etwa zwanzig Tage, bis wir starten mußten! Fünfundsechzig Kilometer pro Tag! Naja«, schloß er, »ich hab’ mich entschieden, loszuwandern. Die Chance, gefunden zu werden, war dabei auch nicht geringer, und wenigstens hatte ich was zu tun.«
    »Wir hätten Sie bestimmt gefunden«, sagte Harrison.
    »Zweifellos. Also, ich machte mir aus den Sitzgurten eine Art Tragschlinge und packte mir den Wassertank auf den Rücken, nahm Revolver und Patronengurt, ein paar Notrationen und ging los.«
    »Den Wassertank!« rief der schmächtige Biologe, Leroy, erstaunt. »Der wiegt doch fast fünfhundert Pfund!«
    »War nicht voll. Auf der Erde hätte er nur etwas über zweihundert gewogen, das sind hier knappe neunzig Pfund. Außerdem entspricht mein irdisches Körpergewicht von hundertneunzig Pfund auf dem Mars nur gut achtzig, so daß ich samt Tank tatsächlich nur hundertsiebzig Pfund weiterbringen mußte, also immer noch zwanzig Pfund weniger als mein gewohntes Eigengewicht. Das hab’ ich natürlich einkalkuliert, als ich mich auf diesen Gewaltmarsch machte. Ah ja – einen Thermo-Schlafsack für diese eisigen Marsnächte hab’ ich natürlich auch mitgenommen.
    So trabte ich also los und kam auch recht gut voran. In acht Stunden Tageslicht konnte ich noch dreißig Kilometer oder mehr schaffen. Es wurde natürlich sehr schnell langweilig – immer nur über weichen, leeren Wüstensand dahinzustolpern. Nicht mal Leroys Biopoden ließen sich blicken. Nach einer Stunde oder so aber kam ich an den Kanal, der nichts als ein trockener Graben war, vielleicht hundertdreißig Meter breit und schnurgerade.
    Irgendwann einmal muß er jedoch Wasser geführt haben. Der Boden war mit etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher