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Titan 06

Titan 06

Titel: Titan 06
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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– dann mußten immer noch einige Veränderungen durchgeführt werden. Vor allem zwei Dinge drückten ihn: Erstens mußten die Streifen durch Mitlaufkupplungen verbunden werden, damit die benachbarten Streifen langsamer wurden oder anhielten, wenn die Geschwindigkeit eines Streifens sich auf einmal zu sehr von der des nächsten unterschied. Die Katastrophe von 20 durfte sich nicht wiederholen!
    Aber das war elementar, ein einfaches mechanisches Detail. Das wirkliche Versagen hatte in den Männern gelegen. Nun, so mußten die psychologischen Beurteilungstests verbessert werden, um sicher zu gehen, daß nur verantwortungsbewußte, zuverlässige Männer an den Straßen beschäftigt wurden. Aber verdammt noch mal – das war genau das, was die jetzigen Tests angeblich über alle Zweifel hinaus garantierten. Soweit ihm bekannt war, hatte die verbesserte HummWadsworth-Burton-Methode noch nie versagt – bis auf diesmal in der Sektion Sacramento. Wie hatte Van Kleeck es fertiggebracht, daß eine ganze Sektion temperament-klassifizierter Männer revoltierte?
    Es ergab einfach keinen Sinn.
    Eine ganze Belegschaft benahm sich nicht ohne konkreten Grund so unvorhersehbar. Ein einzelner mochte unvoraussagbar handeln, aber in großer Zahl waren Angestellte so verläßlich wie Maschinen oder Zahlen. Sie konnten gemessen, geprüft und klassifiziert werden. Er sah automatisch das Personalbüro vor sich, mit den Reihen von Aktenschränken, den Schreibkräften und – Das war’s! Das war es! Van Kleeck war als stellvertretender Chefingenieur von Amts wegen auch der Personalchef für die gesamte Straße!
    Das war die Lösung, die alles erklärte. Der Personalchef allein hatte Gelegenheit, sich alle faulen Typen auszusuchen und dort zu konzentrieren, wo es ihm in den Kram paßte. Gaines war jetzt über jeden Zweifel hinaus überzeugt, daß bei den Temperamentsklassifizierungen vielleicht jahrelang ein krummes Spiel getrieben worden war, und daß Van Kleeck bewußt alle ihm brauchbar erscheinenden Männer in eine Sektion gesteckt hatte, nachdem er ihre Testergebnisse gefälscht hatte.
    Auch daraus konnte man etwas lernen – es mußten für die Offiziere strengere Tests ausgearbeitet werden, und außerdem durfte kein Offizier allein die Klassifizierung und Zuteilung in der Hand haben – nicht ohne genaue Überwachung jedenfalls. Selbst er, Gaines, sollte bei solchen Dingen überwacht werden. Qui custodiet ipsos custodes? Wer bewacht denn die Wächter selber? Latein war zwar eine ausgestorbene Sprache, aber diese alten Römer waren beileibe nicht dumm gewesen.
    Er wußte jetzt wenigstens, wo er versagt hatte, und schöpfte aus diesem Wissen eine Art melancholischer Genugtuung. Überwachen und Inspizieren, Überprüfen und nochmals Überprüfen, das war die Lösung. Es würde zwar umständlich und langwierig sein, aber einen Zuwachs an Sicherheit mußte man anscheinend immer mit einem Verlust an Effizienz bezahlen.
    Er hätte Van Kleeck nicht soviel Autorität übertragen sollen, ohne mehr über den Mann zu wissen. Er sollte wenigstens jetzt mehr über ihn wissen – Er berührte den Schalter für die Notbremse, und der Wagen hielt mit einem heftigen Ruck. »Relaisstation! Versuchen Sie, mein Büro zu erreichen.«
    Dolores’ Gesicht tauchte auf dem Bildschirm auf. »Sie sind noch da – das ist gut!« sagte er. »Ich hatte schon befürchtet, Sie wären heimgegangen.« »Ich bin noch einmal hergekommen, Mr. Gaines.« »Braves Mädchen. Holen Sie die Personalakte von Van Kleeck. Ich möchte seine Klassifikationsergebnisse sehen.«
    Sie war in erstaunlich kurzer Zeit zurück und las ihm die einzelnen Daten und Prozentzahlen vor. Er nickte wiederholt, als die Angaben seine Vermutungen bestätigten: ein latenter Introvertierter mit Minderwertigkeitskomplexen. Das paßte.
    ›»Zusatzbemerkung‹«, las sie, »›trotz einer leichten potentiellen Instabilität, die durch die Maxima A und D in der kombinierten Profilkurve aufgezeigt wird, ist das Untersuchungskomitee überzeugt, daß dieser Offizier unbeschränkt eingesetzt werden kann. Seine bisherigen Leistungen waren außergewöhnlich, und er ist vor allem sehr geschickt im Umgang mit Menschen. Er wird daher für Vertragsverlängerung und Beförderung vorgeschlagen.‹«
    »Das reicht, Dolores. Vielen Dank.«
    »Bitte, Mr. Gaines.«
    »Ich bin auf dem Weg zu einer Entscheidung. Halten Sie mir die Daumen.«
    »Aber, Mr. Gaines…« Und Dolores starrte entgeistert auf den leeren
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