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Titan 05

Titan 05

Titel: Titan 05
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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nicht, Vince«, jammerte Corry und wischte sich mit zittriger Hand die klamme Stirn. »Sie haben’s wieder auf mich abgesehen.«
    Cavanaghs Seufzer explodierte wie ein Fluch. »Sie! Warum geht es bloß nicht in deinen stattlichen Dickkopf, daß niemand gegen dich ist? Alle sind für dich.« Das war nicht ganz die Wahrheit, wie er wußte, doch ebenso war ihm klar, daß die wenigen hundert Leute, die den paranoiden Star gerne vom bereits wackligen Thron stürzen sehen würden, kein Bündnis geschlossen hatten. Jedenfalls noch nicht.
    Corry lachte hohl. »Ach ja? Na, ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Sie verderben meine Filme.«
    Cavanagh wirkte müde. »Dieser Film ist schon lange im Verleih, oder? Ein paar Meter sind nach gewisser Zeit immer verkratzt, so daß man sie herausschneiden muß.« Er wandte sich an den Kinodirektor. »Stimmt’s?«
    Der Direktor nickte. Corry starrte ihn an. »Das war nicht bloß ein Schnitt, und Sie wissen’s ganz genau.« Er wandte sich wieder an Cavanagh. »Ich sage dir, man hat den Film verhunzt. Es handelt sich um ein Komplott, um mich lächerlich zu machen.«
    Cavanagh blickte zum Direktor hinüber, der verständnislos den Kopf schüttelte. Cavanagh nickte mitleidig.
    Corry erfaßte den Blick. »Du glaubst mir also auch nicht? Nun, ich kann’s beweisen. Du hast das Skript geschrieben, oder?«
    »Für die erste Fassung«, stimmte Cavanagh zu.
    »Erinnerst du dich an die Szene am Anfang«, meinte Corry hartnäckig, »wo ich gegen die Schergen des Herzogs von Anjou kämpfe?« Cavanagh drehte die Augen himmelwärts. »Erinnere dich an die Stelle, wo ich über die Zinnen springe und vier Gegner niederhaue, und zwar mit einem einzigen Streich meiner… meiner…«
    »Hellebarde?« half Cavanagh nachsichtig aus.
    »Genau«, bestätigte Corry ereifert. Dann zog er eine erzürnte Miene. »In der Fassung, die ich vorhin gesehen habe, verfehle ich sie alle vier und falle der Länge nach auf…« Er seiberte. »Es war erniedrigend!«
    »Haben Sie diese Szene gesehen?« erkundigte sich Cavanagh beim Kinodirektor.
    Der Direktor scharrte mit den Füßen. »Nein, ich hatte vorn zu tun. Und wir zeigen den Film heute zum erstenmal. Aber es kann nichts damit los sein. Wir haben ihn von den üblichen Stellen bezogen.«
    »Er lügt«, kreischte Corry.
    Cavanagh winkte ab. »Besteht die Möglichkeit«, fragte er, um Corry versöhnlich zu stimmen, den Direktor, »daß eine falsche Rolle dazwischengerutscht ist?«
    »Das ist höchst unwahrscheinlich. Natürlich kann ich das überprüfen.«
    »Aber das war ich«, unterbrach Corry. »Ich meine, ein Double. Das ist ein bösartiges Komplott.«
    »Nun gut.« Cavanagh seufzte. »Entweder hast du das alles nur geträumt oder es stimmt wirklich etwas nicht mit der Rolle. Bist du zufrieden, wenn ich sie mir persönlich ansehe?«
    Corry schaute verdrossen drein. »Wahrscheinlich haben sie sie inzwischen ausgetauscht.«
    Cavanaghs hageres Gesicht spiegelte plötzliche Heftigkeit wider. »Deine ganzen verdrehten Wahnvorstellungen…! Also gut, von mir aus bleib im Glauben, es gebe eine weitverzweigte Verschwörung gegen dich. In dem Fall hat es keinen Sinn, untersuchte ich die Rolle. Ich halte mich heraus. Und höre ich noch einmal irgendeinen Blödsinn von dir, kommt es tatsächlich zu einer Verschwörung. Und ich werde ihr Rädelsführer sein.«
    Corry wand sich. »Sag doch nicht so etwas, Vince. Du bist der einzige wahre Freund, den ich habe.« Sein Blick war flehentlich. »Wirst du dir die Rolle anschauen?«
    Cavanagh lächelte ein stilles, trauriges Lächeln. »Einverstanden, aber laß die Sache damit beendet sein.« Er ging zur Tür, öffnete sie, trat über die Schwelle und winkte. Ein gutmütiger Gorilla walzte herein. »Hier, Mike, sei so gut und bring Mr. Corry heim. Er hätte es ganz gern, würdest du über Nacht bei ihm bleiben.«
    Mike grinste. »Geht klar, Mr. Cavanagh.« Er zog Corry in die Höhe und stellte ihn mühelos auf die Beine.
    Corry widerstrebte noch. »Schön und gut, Vince, aber wirst du auch Drukker in Kenntnis setzen?«
    »Nur wenn etwas mit der Rolle nicht in Ordnung ist«, rief Cavanagh ihm nach. Er nickte dem Kinodirektor zu und ging hinauf in den Projektorraum. Er widmete der Rolle eine Minute, dann gab er sie mit einem Seufzer zurück. »Tut mir leid«, murmelte er und drückte dem Vorführer einen Fünfer in die Hand.
    In trübselige Gedanken versunken, schritt er hinaus in die Nachtluft.
    So kam es, daß Simon Drukker, Chef
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