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Titan 05

Titan 05

Titel: Titan 05
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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heute abend gesehen haben, war es auch«, rief Cavanagh ihm in Erinnerung. Er zuckte die Achseln. »Der Himmel mag wissen, wie es geschieht oder wie jemand einen solchen Apparat ausreichend transportabel machen konnte.«
    »Und was sollen wir tun? Alle Zuschauer durchsuchen, wenn sie die Vorstellung verlassen?« Drukkers Stimme klang auf verletzende Weise scharf.
    »Nein, so ungeschickt dürfen wir nicht vorgehen. Wir installieren lediglich Kameras in den Kassenschaltern sämtlicher Filmtheater der Stadt, die unsere Filme zeigen, so daß automatisch jeder aufgenommen wird, der eine Eintrittskarte kauft. Früher oder später wird sich die Zahl der Gesichter, die anläßlich von Wiederholungen des Vorfalls vom heutigen Abend jedesmal auftauchen, auf eines reduziert haben – oder auf eine Gruppe, falls dahinter eine Bande steckt.«
    »Aber die Kosten!« Drukker winselte.
    »Haben Sie einen besseren Einfall?« fragte Cavanagh.
    Drukker brauchte sechzehn Stunden, um zu der Einsicht zu gelangen, daß er sich auf keinen besseren Einfall zu besinnen vermochte. Dennoch mußte sich erst am nächsten Abend ein weiterer Zwischenfall dieser Art ereignen, um ihn zu überzeugen. Diesmal trug er sich in einem dritten Kino zu, und der Bericht, den Drukker erhielt, brachte ihn regelrecht ins Beben. Was sich dort in einem harmlosen Schmalzstreifen abgespielt hatte, erweckte in ihm die Vision, wie ein Polizeikommando wegen der Verbreitung unzüchtiger Filme seine Studios schloß.
    Mit schweißfeuchter Hand unterzeichnete er die Vollmacht zum Einbau der erforderlichen Gerätschaften.
    Im Verlauf der folgenden vierzehn Tage meldete man vier weitere Fälle von Filmverfälschung und lieferte Aufnahmen der jeweiligen Kinobesucher an die Mammoth. Inzwischen hatte Drukker etwas erfahren, das sich dazu eignete, seine Qual ein wenig zu lindern.
    Wer auch der Untäter war, er richtete seine Umtriebe nicht allein gegen die Mammoth. Eine nach der anderen der großen Filmgesellschaften stand plötzlich vor dem gleichen verblüffenden Problem. Gerüchte breiteten sich aus. Unter den Spalten der Filmkritiken begannen geheimnisvolle Anmerkungen zu erscheinen. Aufgrund einer Beschwerde über unzüchtige Darstellungen führte die Polizei in einem Kino eine Razzia durch, fand jedoch nichts.
    Unterdessen schritt der Eingrenzungsprozeß fort. Der erste Stapel Filme hatte achthundertsiebenunddreißig Gesichter erfaßt. Auf dem zweiten fanden sich davon einundsechzig mit Gewißheit und fünf weniger eindeutig wieder. Der dritte Stapel half diese fünf auszusondern, enthielt von den einundsechzig jedoch dreiundvierzig nochmals. »Echte Fans«, bemerkte Drukker mit Widerwillen.
    Der letzte Stapel Filme aber, der von einer Nachmittagsvorstellung stammte, führte zur entscheidenden Einkreisung. Fünf Personen kamen in die engere Wahl. Drukker war ein Mann der Tat und hätte am liebsten sofort zugeschlagen. Braun gelang es, ihn mit dem Hinweis darauf, was vier Schadenersatz‐klagen anrichten konnten, daran zu hindern.
    Und dann kam die nächste Meldung. Drukker rief Cavanagh, Braun, Crowe, Philp sowie Mike und seine Gorillas zusammen. Die Aufnahmen wurden geliefert. Drukker spulte sie persönlich durch den Projektor. Die Minuten verstrichen. Ein Porträt nach dem anderen flimmerte vorüber. Dann paßte eins. Drukker brachte auf dem Film eine Markierung an und ließ die Rolle weiterlaufen. Die restlichen Bilder glitten vorbei. Ein nur wenige Zentimeter langer Schlußstreifen flackerte – dann wurde die Leinwand weiß.
    Drukker ließ die Rolle bis zur markierten Stelle zurücklaufen. »Das ist er«, gab er bekannt. »Unser Erzfeind. Schaut ihn euch alle gut an. Und jetzt los!«
    Auf dem Weg zum Filmtheater, im vorderen der drei langen schwarzen Wagen, grunzte Drukker zufrieden zwischen den Zähnen, die sich in eine Zigarre verbissen hatten. »Ich werde ihn lehren, sich mit der Mammoth anzulegen«, verkündete er seiner Umgebung.
    Cavanagh blickte auf. »Aber es geht nicht länger bloß um die Mammoth. Ich begreife nicht, warum…?«
    »Warum ich die Sache so persönlich nehme?« Drukker kicherte. »Ich war schon immer ein zuverlässiger Verteidiger der Interessen der Filmindustrie, oder nicht? Die anderen Gesellschaften wissen, daß ich die Bekämpfung dieses schändlichen Treibens leite. Ich bin davon überzeugt, daß sie den Wert meiner Bemühungen anerkennen werden.«
    Er kicherte erneut. Cavanagh schnitt eine Grimasse, denn er wußte, was das Kichern
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