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Titan 05

Titan 05

Titel: Titan 05
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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um.
    »Hören Sie«, sagte Cavanagh hastig, »Sie werden doch nicht…«
    Drukker blickte schmerzlich berührt drein. »Ich werde gar nichts. Außer dafür sorgen, daß unser Freund von nun an einen Aufpasser hat. Sobald er sich in die Nähe eines Filmtheaters begibt, wird Mike – oder wer gerade am Mann ist – den Kinodirektor informieren. So einfach ist das.« Er musterte die anderen in der Haltung einer Henne, die ihre Küken zurechtweist. »Ich begreife überhaupt nicht, weshalb alle sich so furchtbar aufgeregt haben.«
    Cavanagh erreichte das Haus – eine anspruchslose Mietskaserne in der Innenstadt – und bezahlte den Taxifahrer. Mike lehnte an einem Laternenpfahl und stocherte in den Zähnen.
    »Irgend etwas los gewesen?« fragte Cavanagh.
    »Hat sich nicht einmal blicken lassen.« Mike machte eine mürrische Geste. »Diese Aufpasserei stinkt mir.«
    Cavanagh nickte beileidig. »Hat das Essen geschmeckt?«
    »Hä? Äh…« Widerwillig warf Mike seinen Zahnstocher fort.
    »War nur zur Beschäftigung. Ich habe erst Zeit zum Essen, wenn um vierzehn Uhr Louie kommt.«
    »Bis dahin löse ich Sie ab, Mike. Einverstanden?«
    Mike war begeistert. »Mann, tausend Dank, Mr. Cavanagh.« Er zog ab, drehte sich jedoch noch einmal um. »Vergessen Sie nicht Drukker anzurufen, falls Sie ihm irgendwohin…«
    »Ich denke daran, Mike. Bon appetit.«
    Sobald sich Mike außer Sicht befand, erklomm Cavanagh die Treppen und läutete an der Tür. Eine vogelähnliche Frau öffnete. Er hatte sich gerade nach Stephens erkundigt, als der kleine Mann selbst die Treppen herabstieg. Er trug einen Mantel. »Ach, hallo«, sagte er, als er Cavanagh sah. Cavanagh glaubte zu hören, daß seine Stimme ziemlich müde klang.
    »Entsinnen Sie sich? Mein Name ist Cavanagh. Haben Sie etwas dagegen, daß ich Sie begleite?«
    »Werden Sie’s nicht ohnehin tun?« meinte der kleine Mann mit schalem Lächeln.
    Cavanagh nickte. »Sie haben ihn also bemerkt?«
    »Das war nicht schwierig. So, hier entlang.« Der kleine Mann seufzte, als sie die Straße hinabschritten. »Was hätte er sonst tun sollen? Es war sogar überflüssig, daß ich heute morgen aus dem Fenster geschaut habe, um drunten diesen Strolch zu sehen.«
    »Ich bin nicht seine regelrechte Ablösung.« Cavanagh erachtete es als angebracht, diesen Umstand zu betonen. »Nun, das heißt, eigentlich bin ich eine, aber aus freiwilligem Entschluß. Drukker sieht in Ihnen eine Bedrohung. Ich jedoch… wissen Sie, ich konnte in der vergangenen Nacht gar nicht schlafen, weil ich immerzu an Ihre Fähigkeit denken mußte. Ich würde gerne mehr darüber erfahren.«
    Mr. Stephens schenkte ihm einen nachdenklichen Blick. »Hat Drukker Ihnen das vorgesagt?« Dann sah er Cavanaghs Miene. »Verzeihen Sie. Was möchten Sie wissen?«
    »Erst einmal, ob Sie sie erst kürzlich entdeckt haben.«
    »Ich glaube, daß sie sich gelegentlich schon früher ausgewirkt hat, aber nur unwillkürlich, so daß es mir seinerzeit nicht auffiel. Sicher ist Ihnen klar, daß es sich anfangs schwerlich feststellen läßt. Aber heute, wenn ich zurückdenke, vermute ich, daß… nein, ich weiß, daß es schon früher geschehen ist. Aber nicht in solchem Umfang, daß jemand es bemerkt hätte, nicht einmal ich.«
    »Und Sie können nur Filme beeinflussen? Nichts anderes?«
    Der kleingewachsene Mann kicherte.
    »Möbelstücke durch die Luft sausen lassen, meinen Sie? Nein, nur mit Filmen. Ich habe mich nie mit Außergewöhnlichem abgegeben.«
    »Nie mit Außergewöhnlichem?« Cavanagh hob die Brauen. »Und wie wollen Sie das dann nennen, was Sie da tun?«
    »So etwas wie Psi. So nennt man das, oder? Möglicherweise ist es gar nicht so merkwürdig, daß es mich betroffen hat. Ich bin ein schüchterner Mensch. Mein Leben lang war ich allein in einer Apotheke tätig. Ich war nie verheiratet. Immer allein. Filme waren schon immer meine einzige dauerhafte Liebe. Ich nehme an, daß meine Willenskraft sich im Laufe der Zeit immer mehr auf die Leinwand ausgerichtet hat – stärker als bei den meisten Menschen.«
    »Hmmm…« Cavanagh überlegte. »Aber damit bleibt alles ein Rätsel.«
    Für eine Weile gingen sie schweigsam nebeneinander. »Nun, es gäbe vielleicht eine Erklärung…«, meinte der kleine Mann schließlich; er zögerte.
    »Ja?« ermutigte Cavanagh ihn mit sanfter Stimme.
    »Ich glaube, daß das Denken eines Menschen über sein Handeln entscheidet. Und ich denke viel – ich philosophiere, falls das keine zu hochtrabende
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