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Tine

Tine

Titel: Tine
Autoren: Frieda Lamberti
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nehme meinen Kleidersack und gehe ins Gäste Bad, um meine bequeme Latzhose gegen ein Kleid auszutauschen. Nur in Unterwäsche stehe ich vor dem Spiegelschrank und hoffe, ein Deo vorzufinden, als sich die Tür öffnet und er mich seufzend betrachtet.
   »Nicht!«, bitte ich ihn und drehe ihm reflexartig meinen Rücken zu. Aber er lässt nicht von mir ab. Seine Hände streicheln zärtlich über meine nackte Haut und ich spüre seinen Atem in meinem Nacken. Leise haucht er in mein Ohr, dass er mich unendlich vermisst. Ich drehe mich um, um ihn anzusehen. Als sein Blick auf meinen nicht mehr zu übersehenden Bauch fällt, senkt er den Blick und verlässt den Raum. Ich ziehe mich in Windeseile an und trete mit meinen Sachen ins Wohnzimmer.
   »Tine, das Geld nehme ich nicht an. Also, bitte.«
   »Ich brauche keinen Sponsor. Schreibe in dein Buch, Tine sorgt für sich selbst.«
   »Warum darf ich dich nicht unterstützen?«
   »Ach, Ansgar. Du kannst dich nicht frei kaufen. Ich respektiere deine Entscheidung, obwohl ich sie nicht verstehen kann. Lebe weiter in deinem Mausoleum, verkrieche dich und weigere dich, echte Gefühle zuzulassen. Schreibe weiterhin in dein Büchlein und lass das Leben an dir vorbeiziehen. Solltest du es dir jedoch anders überlegen, dann weißt du ja, wo du mich findest.«

Unikate

Die Leute von Master Home und ich werden uns schnell einig. Sie haben verstanden, dass meine Designer Möbel nicht für die Massenproduktion tauglich sind. Wir verabreden, dass ich alle Musterhäuser mit Exponaten ausstatte, sie nicht in Rechnung stelle, dafür aber den vollen Verkaufspreis erhalte. Wobei der Preis noch deutlich nach oben angepasst werden könnte, wie Ulf mir rät. Der Stationsmanager aus Bad Vilbel ist geradezu vernarrt in meine Arbeit. Ich erhalte Grundrisse von allen Musterhäusern und eine Prioritätsliste. Bad Vilbel steht an erster Stelle. Dieser Deal ist ein wahrer Glücksfall. Ich habe von jetzt auf sofort deutlich mehr Nachfrage, als ich bewältigen kann. Noch!

Mittlerweile kaufe ich alles auf, was mir angeboten wird.  Nach weniger als sechs Monaten haben sich meine Probleme verlagert. Während ich zu Beginn noch Absatzprobleme hatte, gestaltet sich mittlerweile der Nachschub als schwierig. Viel Geld habe ich bei der Höhe meiner Kosten am Monatsende nicht übrig. Die Miete für das Loft bringt mich immer wieder in eine brenzliche Lage.

Es ist Ende Mai und ich fühle mich wie eine fette Seekuh. Ich habe Wasser in den Beinen und kann mich kaum noch bücken. Der Blick auf meine Füße erinnert mich an Schweinspfoten, wie sie in der Auslage meines Metzgers liegen. Hoffentlich ist es bald überstanden. Ich mag nicht mehr schwanger sein. Gernot hat mich für heute Abend wieder zum Essen eingeladen. Ich glaube er macht sich Hoffnungen. Unglaublich, dass sich überhaupt ein Mann für mich interessiert, so wie ich gerade aussehe. Aber mehr als Freundschaft ist zwischen ihm und mir nicht drin.

Wir haben uns vor dem Firmengebäude von SeKa Capital verabredet. Es ist bereits nach 18.00 Uhr und ich warte darauf, dass er langsam aufschlägt. Mein Blick ist in Richtung Eingang gerichtet, als ich Ansgar auf meinen Wagen zukommen sehe.
  »Was machst du in Hamburg?«, will ich von ihm wissen. Er hat der Firmenleitung neue Trainingskonzepte vorgeschlagen. Wie selbstverständlich setzt er sich auf den Beifahrersitz meines Wagens und unterzieht mich seiner Musterung. Ob ich auf ihn warte, will er wissen.
   »Wie kommst du denn darauf? Ich warte auf Gernot. Wir sind zum Abendessen verabredet.«
   »Stimmt es, was er sagt? Es wird ein Mädchen?«
   »Du hättest mich fragen können, wenn es dich wirklich interessiert. Aber ja, es wird ein Mädchen.«
   »Wie wirst du sie nennen?«
   »Wie lautet der Name deiner Mutter?«
   »Heide.«
   »Dann wird aus meinem Plan wohl nichts. Meine Mutter hieß Hiltrud. Hiltrud Heide Haller. Drei Mal H. HaHaHa! Mit diesem Namen mache ich meine Tochter zu einer Lachnummer.«
Ich sehe Gernot kommen und bitte Ansgar, auszusteigen.
   »Wirst du mich informieren, wenn es soweit ist?«
Warum sagt er das? Weshalb ist mir schon wieder zum Heulen zu Mute. Wieso sitzt er hier in meinem Wagen und quält mich mit seiner Stimme, seinem Duft und seiner Anwesenheit? Warum kann er mich einfach in den Arm nehmen, mir sagen, dass es ihm leid tut. Zugeben, dass er sich wie ein Idiot verhalten hat. Mir endlich gestehen, dass er mich
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