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Tine

Tine

Titel: Tine
Autoren: Frieda Lamberti
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verkauft und ich werde künftig einen Italiener fahren.

Ich räume das Bücherregal aus und verstaue Ansgars Wälzer in die Kartons, die schon für zwei Umzüge herhalten mussten. Bald machen sie sich auf ihren Weg zurück nach Offenbach. Ich überlege gerade, ob ich ihrem Besitzer eine SMS schreiben soll, um ihn zu fragen, ob er sich selbst um die Abholung kümmern will oder ich eine Spedition beauftragen soll, als das Telefon klingelt. Es ist der Anschluss von Haller Design und ich rieche förmlich einen neuen Auftrag.
   »Frau Haller? Mein Name ist Ulf Steinhausen von der Firma Master Home aus Bad Vilbel. Wir haben im Herbst vergangenen Jahres Möbel für unser Musterhaus bei Ihnen geordert.«
Natürlich erinnere ich mich. Ich könnte ihm sogar das genaue Datum auf den Kopf zusagen.
   »Ihre Sessel und Lampen kommen bei unseren Besuchern extrem gut an. Täglich werde ich gefragt, ob wir diese Möbelstücke auch verkaufen. Ich möchte Ihnen vorschlagen, dass wir uns einmal über eine Kooperation unterhalten.«
   »Wie könnte die aussehen?«
   »Nun, zum Einen brauchen wir ständig neue Möbel zur Einrichtung unserer vielen Musterhäuser. Zum Anderen könnte ich mir vorstellen, dass wir Ihre Sachen mit Preisen und der Bezugsquelle auszeichnen. Vielleicht haben Sie ja Lust, eine exklusive Kollektion für Master Home zu entwerfen, die nur in unseren Häusern zu beziehen ist. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Es ist nur so eine Idee, aber wenn Sie Interesse haben, dann sollten wir uns einmal persönlich unterhalten.«
   »Bei mir oder bei Ihnen?«
   »Einfacher wäre es, Sie kommen zu uns. Am Donnerstag nächster Woche findet ein Treffen aller Standort Manager statt. Das wäre der ideale Tag, um dieses Projekt mit allen Verantwortlichen zu besprechen. So gegen vierzehn Uhr?«
   »Ich bin pünktlich. Bis Donnerstag, Herr Steinhausen.«
Das Gespräch geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich stelle mein Notebook an und recherchiere über diese Hausbaufirma. Sie ist an rund zwanzig Standorten vertreten, verteilt  über die ganze Republik. Die Architektur ihrer Häuser ist zeitgenössisch. Ja, da passen meine Möbel wie Faust aufs Auge hinein.

Mein neuer Italiener hat eine Anhängerkupplung, Klimaanlage und ein Radio mit CD Player. Keine weitere Sonderausstattung. Die Sitze erinnern mich an die alten, ungepolsterten Campingstühle meiner Großmutter. Nicht sehr bequem, aber ich tröste mich mit dem Schlagwort »Raumwunder« und der Tatsache, dass ich mich mit fünftausend Euro in der Tasche auf den Weg nach Hessen machen kann. Ich ziehe den vollbeladenen Hänger mit rund dreißig Bücherkartons hinter mir her. Mit Tempo einhundert krieche ich über die Autobahn. Die Gefahr, mit meinem neuen Wagen geblitzt zu werden, besteht nicht. Ich habe Ansgar vor meiner Abreise eine SMS geschickt.

Bringe dir die Bücher am Donnerstag. Stelle meinen Hänger gegen 12.00 Uhr bei dir ab und hole ihn abends irgendwann wieder ab. Gruß Tine

Das musst du nicht. Ich kann eine Spedition beauftragen. Geht es dir gut? Ich denke immer an dich. Ansgar

Macht mir nichts aus. Habe geschäftlich in der Nähe zu tun. Also, so gegen zwölf. Tine

Nach langen sechs Wochen werde ich ihn wiedersehen. Er denkt an mich! Ja, das tue ich auch. Und zwar jeden Tag, aber ich heule nicht mehr. Die Zeit der Selbstzweifel ist vorbei. Ich werde es schon schaffen. Bisher habe ich alles geschafft, was ich mir vorgenommen habe. Gleich werde ich Ansgar die verauslagte Miete in die Hand drücken. Nicht auf Kosten meines Sponsors leben zu müssen, stärkt mein Selbstbewusstsein. Als ich ihm gegenüberstehe, löst es sich allerdings sofort in Luft auf.
   »Was ist das für ein Wagen?«
   »Ein Fiat Doblo.«
Zusammen nehmen wir den schweren Hänger von der Anhängerkupplung. Als sich unsere Hände dabei berühren, durchfährt mich ein gewaltiger Schauer.
   »Kommst du noch mit rein?«
   »Nur kurz. Ich bin in Eile. Allerdings würde ich mich gern bei dir umziehen. In diesem Aufzug will ich nicht zu meinem Termin erscheinen.«
Nein, Zeit für einen Kaffee habe ich nicht. Ich reiche Ansgar den Umschlag und sage ihm, dass es sich um die Miete für Januar und Februar handelt. Wann ich von meinem Termin wieder zurück bin, will er wissen.
   »Keine Ahnung. Danach treffe ich mich noch mit den Frankfurter SeKa Jungs. Du brauchst nicht auf mich zu warten. Im leeren Zustand komme ich allein mit dem Hänger klar.«
Ich
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