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Tine

Tine

Titel: Tine
Autoren: Frieda Lamberti
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   »Schreib es in dein blödes Buch. Notiere, Tine ist egoistisch! Aber sie ist auch konsequent. Gleich nach Weihnachten wird sie dein Loft verlassen.«
   »Einfacher ist es, wenn ich gehe. Schicke mir im Laufe der nächsten Wochen die Bücher zurück. Und sorge dich nicht um die Miete. Bis du etwas Anderes gefunden hast, komme ich für die Kosten auf.«
Mit diesen Worten verlässt er die Küche und steht kurz darauf mit seinem gepackten Koffer vor mir. Ich sehe in seine traurigen Augen und weiß, dass ihm der Abschied schwer fällt. Er küsst mich und sagt, dass er nicht anders kann.
   »Ansgar. Es ist Weihnachten. Willst du wirklich jetzt....«
    Er ist weg. Er hat mich tatsächlich verlassen. Ich schaue mich in meinem menschenleeren Loft um und denke, dass das alles nicht wahr sein kann. Unsere Geschenke haben wir noch nicht einmal ausgepackt. Das Essen trocknet auf der Arbeitsplatte vor sich hin. Der Tisch ist fein gedeckt und niemand ist da. Ich bedauere mich fast zwei Stunden lang, als meine Freundinnen endlich eintreffen. Sie sind ohne Fred und Gernot gekommen. Gut so.
»Oh Happy Day«, begrüßt Jette mich und übergibt mir ein Präsent. Franka fordert noch bevor sie ihren Mantel ausgezogen hat einen doppelten Schnaps. Sie hat sich noch immer nicht beruhigt.
   »Dieses blöde Miststück«, ruft sie immer wieder laut aus. Gemeint ist die Neue an Knuts Seite. Die Mutter seines Kindes. Nach Frankas Meinung ist sie die Verfasserin der anonymen Anzeige.
   »Kann die Steuerfahndung etwas finden, was sie besser nicht finden sollte?«
   »Unsinn! Meine Firma ist sauber. Aber nach dieser Sache ist mein Ruf ruiniert. Nichts anderes hat diese Schnepfe bezwecken wollen.«
   »Sie ist dir und Knut auf die Schliche gekommen, oder?«
   »Und? Ihre Aktion war völlig überflüssig. Ich wollte ihn nie zurück! Wo ist Ansgar? Schläft er etwa schon?«
Nun kann ich die Katze aus dem Sack und meinen Tränen freien Lauf lassen.«
   »Er ist weg. Gleich nach meiner Babybeichte hat er seine Koffer gepackt.«
   »Du bist schwanger? Seit wann? Warum weiß ich nichts davon?«, empört Jette sich. Aber nur kurz. Dann will sie wissen, wann es soweit ist.
   »Im Juni«, schluchze ich.
   »Oh, wie schön, wir bekommen ein Baby.«

Was war das bloß für ein Weihnachtsfest?  Franka hatte die Steuerfahndung im Haus, mir kam der Mann abhanden und Jette ist noch immer in ihrer Eitelkeit gekränkt, weil Gernot ihre Avancen nicht erwidert. Er wollte ihr noch nicht einmal beim Umzug helfen. Das war auch nicht nötig. Unser Trio hat es auch ohne Männer geschafft. Wehmütig werfe ich noch einen letzten Blick in meine alte Wohnung. Jetzt wo sie mit Jettes Möbeln eingerichtet ist, fällt mir der Abschied leichter.
   »Sag nicht Abschied. Nenne es lieber Aufbruch«, rät Franka mir.

Den Aufbruch in das neue Jahr feiern wir bei Leo. Franka und Jette ausgiebig mit Schampus und ich mit Apfelsaftschorle. Während meine Freundinnen mit den anderen Gästen herumalbern, mache ich mir Gedanken über meine finanzielle Zukunft. Auf keinen Fall werde ich es zulassen, dass Ansgar die Miete für mich bezahlt. Um Mitternacht bestaunen alle das Feuerwerk. Mein Blick ist nicht gen Himmel gerichtet, denn ein schwarzer Wagen, der vor dem Lokal parkt, weckt mein Interesse. Ich gehe immer wieder um das Fahrzeug herum und schaue durch die Fenster.
   »Suchst du was, Tine?«, fragt mich eine Männerstimme. Es ist Tom, ein bekannter Stammgast.
   »Mich interessiert der Wagen. Was ist das für ein Modell?«
   »Ein sogenannter Hochdachkombi von Fiat. Den gibt es in der Ausführung Lieferwagen oder als Familienkutsche mit 7 Sitzen. Ein absolutes Raumwunder. Soll ich mal für dich aufschließen?«
   »Darf ich deinen Wagen mal zur Probe um den Block fahren?«
   »Jetzt?«
   »Warum nicht. Ich habe nichts getrunken.«
   »Aber ich habe nicht vor, meinen Wagen zu verkaufen.«
   »Ich will ihn dir nicht abkaufen, ich möchte ihn nur ausprobieren.«
Endlich gibt Tom mir die Schlüssel. Er scheint mir nicht zu trauen und steigt auf der Beifahrerseite zu. Schon beim Anfahren bemerke ich den Unterschied zu meinem Benz. Der Sitz- und Fahrkomfort ist es kein Vergleich zu meinem Wagen. Aber die riesige und tief liegende Ladefläche spricht für sich. Ein solcher Wagentausch würde mir für die nächsten Monate finanziellen Spielraum verschaffen. Also gut. Mein geliebter deutscher Kombi wird
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