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Tine

Tine

Titel: Tine
Autoren: Frieda Lamberti
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Wutausbrüche ertragen. Und wofür? Für Markenklamotten und Beauty Schnickschnack.«
Erstaunt über ihre (wenn auch sehr späte) Erkenntnis, schauen Franka und ich uns an.
   »Und wo stehe ich jetzt?  Hör jetzt mal weg, Franka! Ich habe einen unterbezahlten Bürohilfsjob, der mich intellektuell total unterfordert, ich bin 38 Jahre alt, ohne Aussicht auf einen festen Partner und meine Abende verbringe ich allein auf dem Sofa. Da hat meine dreiundachtzigjährige Großmutter ja mehr Action.«
   »Und was folgt nach deiner Erkenntnis?«, will Heide wissen.
   »Das Warten auf Mr. Right hat ein Ende. Nach den Sommerferien werde ich mit einem Studium für Brand Design beginnen. Hier in Hamburg. Ich habe mich bereits eingeschrieben. Die Studiengebühren sind nicht von Pappe. Schlappe 25.000 Euro kosten die drei Jahre. Aber mit dem Geld aus dem Hausverkauf, sollte ich es schaffen.«
   »Jette?«
   »Ja, da staunt ihr!«

Wie seit einer Woche kümmert sich Heide um ein leckeres Frühstück für uns. Auch heute Morgen hat sie sich auf den Weg gemacht, um frische Brötchen vom Bäcker zu holen. Eigentlich braucht sie für den Weg nicht länger als zwanzig Minuten. Warum sie noch nicht wieder aufgetaucht ist, ist mir ein Rätsel. Langsam aber sicher werde ich panisch. Denn ich habe Wehen. Unvorstellbare Schmerzen und ich schreie bereits zum vierten Mal laut durch das Loft. Tolle Akustik, versuche ich mich aufzumuntern, aber schon geht es wieder los. Ich greife zum Telefon und drücke nur die Wahlwiederholung. Eigentlich rechne ich mit Jette am anderen Ende der Leitung, aber Gernot meldet sich.
   »Wieso bist du am Telefon?«, stöhne ich.
   »Na, weil du mich angerufen hast. Ist alles in Ordnung bei dir?«
   »Es geht los! Ich muss dringend ins Krankenhaus. Kannst du mich bringen?«
   »Ich fahre sofort los.«
Mit meiner fertig gepackten Tasche schleppe ich mich zu den Parkplätzen. Mit einer Hand stütze ich mich an meinem Wagen ab, mit der anderen Hand umklammere ich meinen riesigen Bauch.
   »Ja, jetzt kann es dir nicht schnell genug gehen«, schimpfe ich das erste Mal mit meiner Tochter. Heide trifft zeitgleich mit Gernot ein. Platz, um sie mitzunehmen haben wir nicht, denn Gernots Wagen ist ein Zweisitzer. Er verstaut meine Tasche im Kofferraum und sagt, ich solle endlich einsteigen. Heide will sich ein Taxi rufen und nachkommen. Ich sehe noch, wie sie ihr Handy aus der Handtasche nimmt, danach muss ich die Augen schließen. Schon wieder! ATMEN! So wie ich es in diesem Kursus gelernt habe. Warum schalten nur alle Ampeln auf Rot? »Fahr endlich!«, schreie ich Gernot an. Nach qualvollen zwanzig Minuten erreichen wir das Krankenhaus. Der Pförtner öffnet die Schranke und winkt uns durch. Vor dem Eingang öffnet jemand die Tür vom Wagen und reicht mir seine Hand. Es ist Ansgar, der mir aus dem engen Roadster hilft und Gernot mit den Worten die Tasche abnimmt »Danke. Aber ab hier übernehme ich.«

Drei Stunden später liegt unsere Tochter in meinen Armen und ich erhalte vom Vater dieses wunderhübschen Babies, unzählige Küsse auf die Stirn. Wir beide heulen um die Wette. Was für ein Glücksmoment. Wir haben nur eine halbe Stunde für uns, dann stürmen die Gratulanten in mein Zimmer. Jette ist mit Gernot und Franka ist mit Knut gekommen. Gebannt schaut sie auf meine Kleine, die an ihrem linken Beinchen ein rosa Namensschild trägt. Sophie Therese.
   »Schau sie dir genau an, Knut Carstensen. Wenn du mich ganz zurück haben willst, dann mach mir ein genauso niedliches Kind, wie es hier im Bettchen liegt.« Heide fotografiert uns mit ihrem Handy und fragt leise, wer denn dieser Mann ist, der mich ins Krankenhaus gefahren hat. Ansgar stellt Gernot seiner Mutter vor.
   »Das ist er. Der Platzhalter von dem ich dir erzählt habe. So, nun aber raus mit euch. Tine und meine Tochter brauchen ihre Ruhe.«

Nach vier Tagen dürfen wir das Krankenhaus verlassen. Ansgar hat uns täglich für mehrere Stunden besucht. Ich hätte ausreichend Gelegenheit gehabt, ihn zu fragen, wie es nun mit uns weitergeht. Aber ich traute mich nicht. Er ist mit meinem Doblo vorgefahren und als er den Kinderwagen in den Kofferraum stellt, lobt er das enorme Platzangebot meines Italieners. Zu Hause duftet es wunderbar nach Essen. Er hat gekocht und auf die Tische und Anrichten kleine rosa Blumensträuße verteilt. Ich bin gerührt. Doch richtig aus dem Häuschen bin ich erst, als ich die prall
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