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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit
Autoren: Jenny Nimmo
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waren. Dann schlugen sie die nördliche Richtung ein, um vor der erbarmungslosen Sonne zu fliehen.
    Sie wussten, dass sie von Tausenden Meilen toter Wüste umgeben waren. Und dennoch mussten die Krieger, die vor ihnen geflohen waren, irgendwoher gekommen sein. Vielleicht lebten sie in Höhlen unter dem Sand? Vielleicht gab es irgendwo noch andere Höhlen, die unbewohnt waren, wo frisches Wasser von den Felswänden tropfte und wo sie Schutz vor der glühenden Hitze fanden.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als Zobayda weinend auf die Knie sank. „Ich sterbe vor Durst, Timoken. Was sollen wir nur tun?“
    Timokens Kehle war so ausgetrocknet, dass er kaum antworten konnte. Regnete es denn nie in der Wüste? Erbarmten sich die weißen Wolken hoch über ihnen niemals ein paar Reisender? Wenn nicht bald irgendetwas geschieht, werden wir sterben, dachte Timoken.
    Vielleicht war es dieser Moment, der die Weichen für Timokens Leben neu stellte. Er wollte nicht aufgeben. Es wäre einfach gewesen, sich in den Sand zu legen und niemals wieder aufzuwachen. Doch der Wald-Dschinn hatte zu ihm gesagt, er solle an sich glauben. Und das würde er. Menschen konnten nicht fliegen, dennoch tat er es. Wozu würde er noch fähig sein?
    Er holte das Mondspinnennetz aus dem Lederbeutel und breitete es auf dem Boden aus.
    „Was tust du da?“, krächzte Zobayda. „Du musst deine Kräfte schonen.“
    Timoken nahm eine Ecke des Netzes in die Hand und drehte sich auf dem Absatz im Kreis. Schneller und schneller wirbelte er um seine eigene Achse. Das Netz flog hoch in die heiße Luft und ein feiner Lufthauch strich über Zobaydas Wangen. Wie konnte sich Timoken in dieser Hitze so schnell drehen? Er glich immer mehr einer rotierenden Säule und das Netz einem sich drehenden Rad aus Silber.
    Nach und nach wurde die Luft frischer. Zobayda stand einfach nur da und streckte sehnsüchtig die Hände aus. Sie fühlte, wie die kühle Brise ihre erhitzten Finger umspielte, und sie schloss die Augen, um es zu genießen. Die Luft war nun von einem leisen Summen erfüllt. War es das Netz, das durch die Luft sauste, oder die Stimme ihres Bruders?
    Plötzlich berührte etwas Zobaydas Hand: ein feiner Tropfen und dann noch einer. Sie öffnete die Augen. Regen fiel auf ihren Kopf und rann an ihren Wangen hinab. Er prasselte auf ihr blaues Gewand und lief in ihre Schuhe.
    Dankbar warf sie den Kopf zurück und ließ den Regen in ihren Mund spritzen. „Timoken!“, gluckste sie. „Du bist ein Magier!“
    Begeistertes Lachen drang aus der wirbelnden Gestalt. „Los, fang das Wasser auf, Zobayda! Ich kann mich nicht für immer drehen.“
    Zobayda leerte den Ziegenlederbeutel und verstreute den Inhalt auf dem Sandboden. Dann öffnete sie den Beutel so weit wie möglich. Als er halb voll war, rief sie ihrem Bruder zu: „Halt an, Timoken, bevor du dich in eine Säule verwandelst. Wir haben genug Wasser für viele Tage. Abgesehen davon werde ich ganz schön nass.“
    Timoken sackte erschöpft auf dem Boden zusammen. Der Regen ließ langsam nach, tröpfelte dann nur noch und hörte schließlich ganz auf. Überwältigt von seinem Tun lag Timoken im Sand und starrte in den blauen Himmel.
    „Ich habe es tatsächlich regnen lassen“, sagte er und lachte begeistert.
    Zobayda schnürte derweil ihre Habseligkeiten in ein langes rotes Gewand, das ihre Mutter ihnen eingepackt hatte, setzte sich das Paket auf den Kopf und balancierte es mit der Hand. „Du kannst das Wasser tragen“, wies sie ihren Bruder an. Der Lederbeutel war jetzt ziemlich schwer.
    Timoken versuchte ihn ebenfalls auf dem Kopf zu tragen, doch das Wasser darin schwappte hin und her und er musste die Arme zu Hilfe nehmen.
    Erneut wandten sie sich Richtung Norden. Nach einiger Zeit erhob sich vor ihnen eine Bergkette wie eine gezackte blaue Linie am fernen Horizont.
    Der Regen hatte Hunderte von Lebewesen an die Oberfläche gelockt, die in dem trockenen Sand lebten. Eidechsen huschten über die Füße der Kinder, Schlangen glitten an Felsbrocken entlang und Insekten in jeder erdenklichen Größe und Farbe schwirrten über den Himmel. Sie flogen in einem summenden Schwarm um die Köpfe der Geschwister. Die Wüste war nicht länger ein toter Ort.
    Kleine, mausähnliche Geschöpfe streckten die Köpfe aus dem Sand und beobachteten die Kinder. Ihre schwarzen Augen waren rund vor Staunen. Eins von ihnen quiekte und Timoken hatte das Gefühl, als könnte er es verstehen. Er hielt an, stellte den Wasserbeutel
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