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Timm Thalers Puppen

Timm Thalers Puppen

Titel: Timm Thalers Puppen
Autoren: James Krüss
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Und so soll’s bleiben. Einverstanden, Krescho?«
    »Natürlich, Papa«, sagte Krescho. »Ich will ja auch nicht Weltmeister werden.«
    »Was für ein Weltmeister?« fragte Timm ein bißchen
    verwundert.
    »Überhaupt keiner«, sagte Krescho ausweichend. »Ich
    möchte immer ein freier Spieler bleiben so wie du.«
    »Ah«, sagte Timm, »so meinst du das.«
    Der Baron aber gab eine Art Zischlaut von sich, der notfalls auch ein Wort sein konnte. Es klang so wie »Zigeuner« oder
    »Streuner«.
    Wieder einmal war der Baron gereizt; und da ich zufällig den kleinen weißen Dampfer anlegen sah, mit dem ich nach Venedig fahren wollte, bedankte ich mich beim Baron für den Tag auf seiner Yacht, mit der wir zweimal vogelgleich über die Adria geflogen waren. Danach ging ich, von Timm
    begleitet, zu der Dampfermole; denn der Baron sagte, sie führen erst ein wenig später ab. Und Krescho wollte durch das Städtchen bummeln. Er sagte mir beim Abschiednehmen, er freue sich schon auf mein nächstes Buch.
    Auf dem Weg zur Mole fragte Timm mich, wann ich am
    folgenden Tag abführe, und ich sagte, mit dem Morgenzug.
    »Wir fahren nachmittags«, erklärte Timm. Dann gingen wir schweigend bis zum Dampfer an der Mole. Hier erst fragte mich Timm: »Hast du bemerkt, daß der Baron mich wieder an sich binden möchte?«
    »Ja«, sagte ich, »und mit dem alten Trick: Was man nicht ducken kann, muß man umarmen.«
    Dann schrillte eine Trillerpfeife auf dem Schiff, anzeigend, daß die Passagiere an Bord gehen sollten, und ich ging brav an Bord. Hier konnte ich ich, auf die Reling gelehnt, mit Timm nur noch sehr flüchtig reden; denn wir legten schon ab.
    »Mach’s gut, und grüße deine Frau. Es waren ein paar interessante Tage«, sagte ich.
    »Wirst du die Tage irgendwann beschreiben?« fragte Timm.
    Ich zog die Schultern hoch und wiegte den Kopf.
    In diesem Augenblick drehte der Dampfer von der Mole ab.
    Wir riefen uns noch Abschiedsgrüße zu und winkten. Dann ging Timm langsam zu der Yacht zurück. Und ich fuhr wieder einmal nach Venedig, als es Nacht wurde über der Lagune.
    Am strahlend hellen Markusplatz legten wir eine gute Stunde später an. Hier dachte ich, als ich vom Pier an Land ging: »Ein neues Kapitel über den Baron ist abgeschlossen.«
    Doch irrte ich mich. Das Kapitel war noch nicht zu Ende.
    Der Mann im Glencheckanzug ließ noch einmal seine Puppen tanzen. Als ich nämlich den Glockenturm passierte, den man in Rovinj kleiner nachgebaut hatte, da hörte ich zu meiner Rechten eine Stimme, die den Akzent der Amerikaner hatte.
    »Ist es nicht schön, auf einer Yacht zu leben?« fragte sie.
    »Dem Menschen und den menschlichen Problemen
    entkommt man auch auf Yachten nicht, mein lieber Mister Buckhard«, sagte ich, mich leicht nach rechts gegen den kleinen dicken Herrn verneigend.
    Da tönte es ein bißchen schwärmerisch von links: »Ah, ah, was gäbe ich dafür, auf einer Yacht zu leben!«
    Den Kopf wendend, sah ich den bläßlichen Touristen und entgegnete: »Ja, ja, das Leben auf einer Yacht… Fortwährend gibt’s Probleme mit der Mannschaft und der Technik.«
    Ich ging jetzt an den Tischen vor den Arkaden entlang. Hier stand der Kellner mit den abgestoßenen Ärmelrändern, grüßte mich katzbuckelnd und sagte: »Ich war mal Koch auf einer Yacht, beim Herzog von Aosta.«
    »Ewig im Küchendunst, mitten im freien Meer, Herr
    Ober?« fragte ich und schritt dabei gemächlich weiter, geradewegs auf Padre Ambrosio zu, der mir entgegenkam und sagte: »Als Gott die Meere schuf, gab er dem Menschen ein, sie zu befahren…«
    »… und gab Sturm und Orkane gratis mit dazu, Padre«, entgegnete ich. Dann, schon den Markusplatz verlassend, stieß ich auf Monsieur El Baid, der an einer Haus wand lehnte und mit leiser Stimme sagte: »Von allem Kleinkram ist man auf den Yachten weit entfernt.«
    »Und hat dafür, Monsieur, den Yacht-Kleinkram an jedem Tage neu«, antwortete ich, langsam zur Moseskirche
    weiterschlendernd, aus der Graf Gödrö mir entgegenkam und fragte, ob es schön war auf der Yacht.
    »Wir hatten viel Gereiztheit zu ertragen«, sagte ich. »Das ist wohl so auf Yachten.«
    Während ich weiterging, glitt vor mir auf dem Kanal, den man den Fluß des heiligen Moses nennt, eine Gondel vorbei.
    Der junge Bootsfahrer, der aus Murano stammte, stand darin und rief: »Wie ist das Seemannsleben?«
    »Nicht so verlockend, wie ich dachte, amico!« rief ich zurück und betrat die Brücke, unter der er gerade durchfuhr.
    Der
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