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Timeout Statt Burnout

Timeout Statt Burnout

Titel: Timeout Statt Burnout
Autoren: Ruediger Standhardt , Cornelia Loehmer
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Neugierde und innere Verbundenheit. Der Coach begreift sich in jedem Moment als Experte
und
als Lernender – insbesondere die Momente des »Nicht-Wissens« sieht er als besondere Chance für die Erweiterung der Perspektive. Damit kommen Themen und Vorgehensweisen in den Blick, die bislang unbedeutend schienen, sich aber für den Gesamtprozess als wesentlich herausstellen. Der Coach hat die Bereitschaft, auch unkonventionelle Wege zu gehen und sich immer wieder neu aus der Stille heraus mit den Menschen des Unternehmens im Herzen zu verbinden. Die unterschiedlichsten Blickwinkel einnehmend sucht er das Gespräch mit den verschiedenen Interessengruppen im Unternehmen. Er kümmert sich darum, dass sämtliche Unklarheiten, Unsicherheiten und Konflikte rund um das Nachfolgethema auf den Tisch kommen. Darüber hinaus ermutigt er den Unternehmer, auch alle anderen Menschen, die mit dem Unternehmen in irgendeiner Weise verbunden sind, in den Blick zu nehmen. Dazu gehören seine direktenFamilienangehörigen, aber auch die Hausbank, Kunden und Zulieferbetriebe.
    Wenn der Coach von allen Beteiligten akzeptiert ist, kann ein achtsam begleiteter Nachfolgeprozess sehr an Tiefe gewinnen. Nicht selten werden unbearbeitete Familienthemen aufgedeckt oder die Unternehmer offenbaren ihre ganz persönlichen Befürchtungen und Ängste. Manchmal fungiert der Coach als Klärungshelfer, der Brücken zwischen den Generationen baut, dann wieder richtet er den Fokus entschlossen auf die nächsten Aufgaben oder er findet einen behutsamen Umgang mit den herausfordernden Themen.
    Jedem ist klar, wie komplex der Aufbau eines Unternehmens ist. Dagegen wird der zeitliche Umfang eines Generationswechsels regelmäßig unterschätzt. Erfahrungsgemäß dauert der Nachfolgeprozess etwa drei Jahre.
    Einen Einblick in den Prozess eines achtsam begleiteten Generationswechsels gibt der Bericht 31 von mir (Rüdiger), den ich zum Abschluss meiner Tätigkeit im Autohaus Karl Russ formulierte.
    Als externer Trainer und Coach begleitete ich das Autohaus Karl Russ in Dettingen von 2001 bis 2008. Zu meinen Arbeitsschwerpunkten gehörten Kommunikationstrainings für Kundenberater, Führungskräftecoachings und die Einführung von neuen Führungsinstrumenten. Im Rahmen der Einzelcoachings mit den vier Gesellschaftern, den Brüdern Siegfried Russ und
Eberhard Russ kam auch das Thema
»
achtsame Unternehmensnachfolge
«
zur Sprache. Ich regte an, in einer zweitägigen Klausurtagung zunächst einmal eine umfassende Bestandsaufnahme zu machen.
»
Mein Vater und mein Onkel waren davon überzeugt, alles an einem Wochenende klären zu können. Das erwies sich als Trugschluss
«
, erinnert sich Stefan Russ.
»
Es kristallisierte sich heraus, dass es viele Herausforderungen im Betrieb gab und auch etliche zwischenmenschliche Baustellen.
«
Am Ende dieser ersten Klausurtagung war ein wichtiger Entschluss gefasst: In Zukunft würden die vier Gesellschafter einmal monatlich mit dem Coach zusammenkommen, um gemeinsam die Unternehmensnachfolge in einem achtsamen Prozess zu gestalten.
    Bei den monatlichen Treffen ging es vor allem darum, inmitten von unterschiedlichen Einschätzungen und Meinungen eine Atmosphäre der Offenheit und Wertschätzung zwischen allen Beteiligten herzustellen. Auf dieser Basis konnten alle inhaltlichen Fragen und Themenstellungen des Generationswechsels angegangen werden. Gemeinsam entstand ein umfangreicher Nachfolgefahrplan, in dem jeder Schritt der Übergabe genau beschrieben und terminiert wurde. Auch die Anregung, einen Notfallplan zu erstellen, wurde aufgegriffen und in die Tat umgesetzt. Im Todesfall eines oder aller Gesellschafter kann jetzt für alle wichtigen Entscheidungen auf die gemeinsam verabschiedeten Festlegungen zurückgegriffen werden.
    »
Der Coach fungierte als Moderator und sorgte dafür, dass jeder seine Wünsche und Ideen einfließen lassen konnte
«
, so Hansjörg Russ. Zusätzlich hatten die Gesellschafter und ihre Ehefrauen in kontinuierlich stattfindenden
Einzelgesprächen die Möglichkeit, sehr persönliche Themen in absoluter Vertraulichkeit zu besprechen.
    Höhepunkt und Ende des Nachfolgeprozesses war ein Fest. Einen Tag lang nahmen sich die vier Gesellschafter, ihre Ehefrauen und der Coach Zeit, um den Generationswechsel achtsam und in Würde zu feiern. In einfühlsamen Reden würdigten die Gesellschafter den gemeinsam durchlaufenen Prozess, Geschenke wurden überreicht, es gab Momente der Stille, der Musik und des
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