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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit
Autoren: Michael Crichton
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Doniger drehte sich langsam um.
    Johnston stand hinter ihm sowie das Mädchen, das jetzt die Haare ganz kurz geschnitten hatte, und einer der Männer. Sie waren schmutzig, zerlumpt und blutbespritzt. Sie standen vor einem Videomonitor, der das Auditorium zeigte. Die Konzernchefs verließen eben den Saal, die Bühne war leer. Aber offensichtlich hatten sie seine Rede gehört, oder zumindest Teile davon.
    »Nun«, sagte Doniger und lächelte plötzlich, »ich bin sehr froh, daß Sie zurück sind.«
    »Das sind wir auch«, erwiderte Johnston. Aber er lächelte nicht.
    Keiner sagte etwas.
    Sie starrten ihn einfach nur an.
    »Ach, ihr könnt mich doch alle«, sagte Doniger. Dann wandte er sich an Gordon: »Warum hast du mich hierhergebracht? Weil die Historiker entrüstet sind? Das ist die Zukunft, ob es ihnen gefällt oder nicht. Ich habe keine Zeit für diese Scheiße. Ich muß eine Firma leiten.«
    Aber Gordon hielt einen Gaszylinder in der Hand. »Es hat einige Diskussionen gegeben, Bob«, sagte er. »Wir glauben, daß jetzt jemand, der etwas gemäßigter ist, die Firma leiten sollte.«
    Doniger hörte ein Zischen. Und roch etwas Scharfes, wie Äther.
    Als er aufwachte, hörte er ein lautes Summen und ein Kreischen wie von berstendem Metall. Er war in der Maschine. Er sah, daß sie ihn alle durch die Schilde hindurch anstarrten. Er wußte nicht, wie er jetzt, da die Prozedur angefangen hatte, noch aussteigen sollte. »Das wird nicht funktionieren«, sagte er laut, und dann blendete ihn das violette Licht des Lasers. Die Blitze wurden immer schneller. Er sah, wie der Transitraum in die Höhe wuchs, während er selbst schrumpfte — der zischende Nebel, der ihn jetzt in Bodennähe umgab — dann das letzte Kreischen in seinen Ohren, und er schloß die Augen und wartete.
    Schwärze.
    Er hörte das Zwitschern von Vögeln und öffnete die Augen. Das erste, was er sah, war klarer blauer Himmel. Er war also nicht am Vesuv. Er befand sich in einem urtümlichen Wald mit großen Bäumen. Er war nicht in Tokio. Das Zwitschern der Vögel klang angenehm, die Luft war warm. Er war auch nicht in  Tunguska.
    Wo zum Teufel war er nur?
    Die Maschine stand leicht schief, der Waldboden neigte sich sanft nach links. Ein Stück weiter vorne sah er Licht zwischen den Bäumen. Er stieg aus der Maschine und ging den Hang hinunter. Irgendwo in der Ferne hörte er den langsamen Rhythmus einer einzelnen Trommel.
    Er kam zu einer Lücke in den Bäumen und sah unter sich eine befestigte Stadt. Sie war zum Teil verhüllt vom Rauch vieler Feuer, aber er erkannte sie sofort. Ach, zum Teufel, dachte er, ist ja nur Castelgard. Was sollte das denn, daß man ihn hierherschickte?
    Es war natürlich Gordon, der hinter all dem steckte. Sein blödsinniges Gefasel, daß die Akademiker enttäuscht seien. Es war Gordon. Der Hurensohn war Chef der Technik gewesen, und jetzt glaubte er, er könne Chef der ganzen Firma werden. Gordon hatte ihn hierhergeschickt, weil er glaubte, er könne nicht zurückkehren.
    Aber Doniger konnte zurückkehren, und er würde es auch. Kein Problem – weil er nämlich die ganze Zeit einen Keramikmarker bei sich trug. Er hatte ihn in einem Schlitz in seiner Schuhsohle versteckt. Er zog den Schuh aus und schaute in den Schlitz. Ja, die weiße Keramik war da. Aber sie steckte tief im Schlitz und schien sich dort verklemmt zu haben. Als er den Schuh schüttelte, fiel sie nicht heraus. Er probierte es mit einem Zweig, aber der brach ab.
    Als nächstes versuchte er, den Absatz abzureißen, aber ohne Hilfsmittel reichte seine Kraft nicht. Was er brauchte, war irgendein Metall, ein Keil oder ein Meißel. In der Stadt würde er so etwas finden, da war er sich ganz sicher.
    Er streifte sich den Schuh wieder über, zog Jackett und Krawatte aus und ging weiter den Hang hinunter. Als er sich die Stadt genauer anschaute, fielen ihm einige merkwürdige Details auf. Er stand knapp oberhalb des Osttors in der Stadtmauer, aber das Tor war weit offen. Und auf der Mauer waren keine Soldaten zu sehen. Das war merkwürdig. Was für ein Jahr es auch sein mochte, es war offensichtlich eine Zeit des Friedens  — solche Zeiten hatte es im Hundertjährigen Krieg gegeben, zwischen den englischen Invasionen. Niemand arbeitete auf den Feldern. Sie wirkten vernachlässigt, überall wucherte Unkraut.
    Was ist denn hier los? dachte er. Er ging auf das Tor zu. Nun sah er, daß es unbewacht war, weil der diensthabende Soldat tot auf dem Rücken lag. Doniger beugte
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