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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit
Autoren: Michael Crichton
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denen die Soldaten das Pulver gemahlen hatten, lagen noch auf dem Boden.
    »Euer verdammter Professor«, sagte de Kere und deutete auf die Schalen. »Ihr alle denkt, ihr habt die Weisheit mit dem Löffel gefressen. Gib mir das Ding endlich.«
    Chris tastete unter seiner Kleidung nach dem Beutel.
    De Kere schnippte ungeduldig mit dem Finger. »Komm,  komm, mach endlich.«
    »Moment«, sagte Chris.
    »Ihr seid doch alle gleich«, sagte de Kere. »Genau wie Doniger. Weißt du, was Doniger gesagt hat? Mach dir keine Sorgen, Rob, wir entwickeln eine neue Technologie, die dir hilft. Es ist immer eine neue Technologie, die einem hilft. Aber er hat keine neue Technologie entwickelt. Das hatte er nie vor. Hat einfach gelogen, wie er es immer tut. Mein verdammtes Gesicht.« Er griff sich an die Narbe, die mitten durch sein Gesicht lief. »Tut die ganze Zeit weh. Irgendwas mit den Knochen. Tut verdammt weh. Und innen drin ist auch alles durcheinander. Überall Schmerzen.« Verärgert streckte er Chris die Hand hin. »Na komm schon. Wenn du so weitermachst, bringe ich dich gleich um.«
    Chris spürte die Sprühdose in seinen Fingern. Aus welcher Entfernung würde das Gas noch wirken? Sicher nicht auf Schwertlänge. Aber es gab keine Alternative.
    Chris holte einmal tief Atem und sprühte. De Kere hustete, eher verärgert als überrascht, und trat einen Schritt vor. »Du Arschloch«, sagte er. »Du hältst das wohl für eine gute Idee, was? Wirklich raffiniert. Ein raffinierter Junge.«
    Er stupste Chris mit dem Schwert an. Chris wich zurück.
    »Dafür schlitze ich dir den Bauch auf und lasse dich zusehen, wie deine Gedärme herausquellen.« Er schwang das Schwert nach oben, aber Chris konnte dem Hieb mühelos ausweichen. Offenbar zeigte das Spray doch Wirkung. Er sprühte noch einmal, dichter vor de Keres Gesicht, und duckte sich dann, als er das Schwert wieder auf sich herabsausen sah. Es verfehlte ihn, warf eine der Schalen um und klirrte zu Boden.
    De Kere wankte, aber er hielt sich noch auf den Beinen, auch als Chris ein drittes Mal sprühte. Erneut holte de Kere aus, das Schwert zischte; Chris wich ihm aus, aber die Klinge schlitzte ihm knapp über dem rechten Ellbogen den Arm auf. Blut quoll aus der Wunde und tropfte auf den Boden. Die Sprühdose fiel ihm aus der Hand.
    De Kere grinste. »Tricks funktionieren hier nicht«, sagte er. »Das hier ist das wirkliche Leben. Und jetzt paß mal auf, Kumpel.«
    Wieder hob er das Schwert. Er war noch etwas unsicher, kam aber offenbar schnell wieder zu Kräften. Chris duckte sich, als de Kere ausholte, das Schwert rauschte über seinen Kopf hinweg und grub sich in einen der Pulversäcke. Graues Pulver flirrte durch die Luft. Beim Zurückweichen spürte Chris, wie sein Fuß gegen eine Schale auf dem Boden stieß. Er wollte sie beiseite kicken, bemerkte aber plötzlich, wie schwer sie war. Es war keiner der Mörser, es war ein Gefäß mit einer dicken, schweren Paste. Die ziemlich scharf roch. Den Geruch erkannte er sofort: Ätzkalk.
    Was bedeutete, daß die Schale voll war mit automatischem Feuer.
    Chris bückte sich schnell und hob die Schale auf.
    De Kere hielt inne.
    Er wußte, was es war.
    Chris nutzte dieses kurze Zögern und schleuderte die Schale auf de Kere. Sie traf ihn an der Brust, die braune Paste spritzte ihm auf Gesicht, Arme und Körper.
    De Kere knurrte.
    Chris brauchte Wasser. Wo war hier Wasser? Er sah sich verzweifelt um, aber er kannte die Antwort bereits: In diesem Raum gab es kein Wasser. De Kere grinste. »Kein Wasser?« fragte er. »Zu schade, du raffinierter Junge.« Er hielt das Schwert horizontal vor sich und ging auf Chris zu. Chris spürte die Mauer in seinem Rücken und wußte, daß dies das Ende war. Vielleicht schafften es wenigstens die anderen.
    Er sah zu, wie de Kere langsam und siegessicher auf ihn zukam. Er konnte seinen Atem riechen; er war so nahe, daß Chris ihn anspucken konnte.
    Ihn anspucken.
    In dem Augenblick, da Chris das dachte, spuckte er de Kere auch schon an – nicht ins Gesicht, sondern auf die Brust. De Kere schnaubte angewidert: Dieses Bürschchen konnte ja nicht mal richtig spucken. Doch wo die Spucke die Paste traf, begann diese zu rauchen und zu knistern.
    De Kere sah entsetzt an sich herab.
    Chris spuckte noch einmal. Und noch einmal.
    Das Knistern wurde lauter. Die ersten Funken sprühten. Jeden Augenblick würde de Kere in Flammen ausbrechen. Hektisch versuchte er, die Paste mit den Fingern wegzuwischen, verteilte sie aber
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