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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit
Autoren: Michael Crichton
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auf, daß ITC in den Neunzigern immer weiter expandierte. In New Mexico wurden weitere Labors gebaut, immer mehr Physiker wurden eingestellt. Donigers Aufsichtsrat wuchs von sechs auf zwölf. Alle waren Topmanager von Firmen, die in ITC investiert hatten, oder risikobereite Großinvestoren. Alle hatten drakonische Geheimhaltungsvereinbarungen unterschrieben, die sie verpflichteten, eine beträchtliche persönliche Bürgschaft bei einem Dritten zu hinterlegen, sich auf Verlangen einem Lügendetektortest zu unterziehen und ITC zu gestatten, ihre Telefone ohne Ankündigung abzuhören. Außerdem verlangte Doniger ein Investment von mindestens 300 Millionen Dollar. Das sei, erklärte er arrogant, der Preis für einen Sitz im Aufsichtsrat. »Wenn Sie wissen wollen, was ich vorhabe, wenn Sie an dem teilnehmen wollen, was wir hier machen, kostet das eine Drittelmilliarde Dollar. Akzeptieren Sie, oder lassen Sie es bleiben. Mir ist es egal, wie Sie sich entscheiden.«
    Natürlich war es ihm nicht egal. ITC hatte einen gigantischen Kapitalbedarf, in den letzten neun Jahren hatte man mehr als drei Milliarden Dollar verbraten. Und Doniger wußte, daß er noch mehr brauchte.
    »Problem Nummer eins«, sagte Doniger. »Unsere Kapitalausstattung. Wir brauchen noch eine Milliarde, bevor wir Land sehen.« Er nickte in Richtung Konferenzsaal. »Und die liefern mir die nicht. Ich muß sie dazu bringen, daß sie der Berufung von drei neuen Aufsichtsratsmitgliedern zustimmen.«
    »Das dürfte ziemlich schwer werden da drin«, erwiderte Gordon.
    »Ich weiß«, sagte Doniger. »Sie sehen unseren Kapitalbedarf, und sie wollen wissen, wann das aufhört. Sie wollen konkrete Ergebnisse sehen. Und genau die will ich ihnen heute präsentieren.«
    »Was für konkrete Ergebnisse?«
    »Einen Sieg«, sagte Doniger. »Diese Dösköppe brauchen einen Sieg. Irgendwelche aufregenden Neuigkeiten über eins unserer Projekte.«
    Kramer zog geräuschvoll die Luft ein. Gordon sagte: »Bob, alle unsere Projekte sind langfristig.«
    »Eins davon muß doch kurz vor dem Abschluß stehen. Sagen wir, die Dordogne?«
    »Ist noch nicht soweit. Ich rate davon ab.«
    »Und ich brauche einen Sieg«, sagte Doniger. »Professor Johnston hängt mit seinen Yalies schon drei Jahre auf unsere Kosten in Frankreich herum. So langsam sollten wir doch was zurückbekommen.«
    »Noch nicht, Bob. Außerdem gehört uns noch nicht alles Land.«
    »Wir haben genug Land.«
    »Bob.«
    »Diane fliegt hin. Sie kann sie schön unter Druck setzen.«
    »Professor Johnston wird das sicher nicht gefallen.«
    »Ich bin mir sicher, daß Diane mit Johnston fertig wird.«
    Einer der Assistenten öffnete die Tür des Konferenzsaals und schaute in die Halle. »Ich komme ja gleich!« sagte Doniger, ging aber sofort auf die Tür zu.
    Er sah sich noch einmal um und sagte: »Tut es einfach.« Und dann betrat er den Saal und schloß die Tür.
    Gordon ging mit Kramer den Korridor hinunter. Ihre hohen Absätze klapperten über den Boden. Gordon schaute nach unten und sah, daß sie unter ihrem sehr korrekten und geschäftsmäßigen Jil-Sander-Kostüm schwarze High-Heels trug. Es war der klassische Kramer-Look: verführerisch und unnahbar zugleich.
    »Wußtest du das schon vorher?« fragte er.
    Sie nickte. »Aber erst seit kurzem. Doniger hat es mir vor einer Stunde gesagt.«
    Gordon schwieg. Er unterdrückte seine Verärgerung. Gordon arbeitete seit zwölf Jahren für Doniger, seit den Tagen von Advanced Magnetics. Bei ITC hatte er ein wichtiges industrielles Forschungsprojekt geleitet, das auf zwei Kontinenten Dutzende von Physikern, Chemikern und Computerspezialisten beschäftigte. Er hatte sich erst schlau machen müssen über supraleitende Metalle, fraktale Kompression, Quantenbits und Hochfluß-Ionenaustausch. Bis zum Hals hatte er in theoretischer Physik der schlimmsten Art gesteckt und dennoch Erstaunliches geleistet: Die Entwicklung verlief planmäßig, die Kosten blieben beherrschbar. Doch trotz seines Erfolges vertraute ihm Doniger noch immer nicht so recht.
    Kramer dagegen hatte schon immer eine besondere Beziehung zu Doniger genossen. Sie hatte als Anwältin in einer externen Kanzlei, die für die Firma arbeitete, begonnen. Für Doniger besaß sie sowohl Intelligenz als auch Klasse, und deshalb stellte er sie ein. Ein Jahr lang war sie seine Freundin gewesen, und obwohl das schon lange vorbei war, hörte er noch immer auf sie. Im Lauf der Jahre war es ihr gelungen, einige potentielle Katastrophen
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