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Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Titel: Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie
Autoren: Ivy Paul
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Fassung.
    „Nun?“ Er wirkte ungeduldig.
    Anna faltete ihre Hände. „Ich möchte nicht darüber reden“, würgte sie hervor.
    Er starrte sie wortlos an, und Anna fühlte sich unter seinem forschenden Blick unwohl.
    Die Stille, die sich im Raum ausbreitete, verstärkte Annas ungutes Gefühl. Sie streckte ihr Kreuz durch, hob ihr Kinn. Bereit, für das zu kämpfen, was sie für ihr Recht hielt. Seltsamerweise glitzerten Christophers grüne Augen interessiert. Mehr ließ sich weder in seiner Miene noch in seiner Haltung ablesen.
    „Nun gut“, brach er das Schweigen. Seine schwarzen Augenbrauen hoben sich. „Dann dürfte es kein Problem sein, mit dir ins Geschäft zu kommen.“
    Anna blinzelte verblüfft.
    „Was willst du von mir?“
    Er lächelte wieder dieses Lächeln, das Anna so einstudiert vorkam.
    „Die Gesellschaft erwartet von Junggesellen und Damen gleichermaßen, in den Stand der Ehe einzutreten. Ein Vorhaben, das uns beiden offenbar widerstrebt.“
    Anna runzelte die Stirn. Was wollte er von ihr?
    „Ich vermute, du würdest gerne in diesem Haus wohnen bleiben“, begann Drysdale. „Und ich gehe sicher recht in der Annahme, dass du nichts gegen eine lebenslange Leibrente von fünftausend Pfund im Jahr einzuwenden hast.“
    Anna schnappte verblüfft nach Luft. Fünftausend Pfund! Das war mehr als großzügig. Davon könnte sie besser leben als zu Lebzeiten ihrer Eltern. Gleich darauf meldete sich Annas Misstrauen. Was sollte sie tun? Ihr entging Christophers berechnender Blick nicht.
    „Was erwartest du als Gegenleistung?“
    Er nickte anerkennend. „Nicht nur schön, sondern auch klug!“
    Anna starrte ihn schweigend an, sodass er sich genötigt sah, zu antworten.
    „Du musst dich für einen Zeitraum von einem Jahr als meine Ehefrau ausgeben.“
    Sie glaubte, sich verhört zu haben.
    „Ich soll dich heiraten?“
    „Nein, ich rede von einer Scheinehe. Wir fahren für eine Weile nach Schottland und geben bei unserer Rückkehr an, in Gretna Green geheiratet zu haben. So umgehen wir die Farce einer Eheschließung und gelten vor der Gesellschaft als anständiges Ehepaar.“
    Anna öffnete mehrmals den Mund. Die Dreistigkeit seines Vorhabens und das Unmoralische in seinem Vorschlag verschlugen ihr die Sprache.
    „Ein perfektes Arrangement“, fügte er hinzu.
    Anna brannten sämtliche Sicherungen durch, all die anerzogenen Verhaltensweisen waren mit einem Mal vergessen, als sie ausholte und Christopher ins Gesicht schlug. Der scharfe Knall hallte von den Wänden wider.
    Ein guter Schlag! Mit Schwung aus dem Handgelenk heraus.
    Christophers Kopf flog zur Seite. Als er ihr langsam sein Gesicht zudrehte, zeichnete sich Annas Handabdruck auf seiner bronzegoldenen Haut ab. Seine jadegrünen Augen blitzten gefährlich. Anna schoss dieser alte Kinderreim durch die Gedanken: Grüne Augen, Froschnatur, von der Liebe keine Spur.
    Sie zeigte zur Tür.
    „Hinaus!“, sagte sie drohend. „Verlass augenblicklich mein Haus!“
    Christopher packte ihre Hand.
    Panik schoss Annas Magengrube hoch und prallte wie glühendes Metall auf die Innenseite ihrer Stirn. Sie spannte ihren Körper an, in Erwartung einer Revanche. Doch Christopher starrte sie nur an, während der Abdruck auf seiner Wange immer röter wurde.
    „Eines Tages werde ich mich dafür revanchieren.“ Seine Stimme klang heiser und – wie Anna fand – beunruhigend gelassen. Als wüsste er bereits genau, wie die Vergeltung aussehen würde. Sein Blick verursachte Hitzewallungen in ihrem Innern. Seine Mundwinkel zuckten. Es schien, als wolle er noch etwas sagen, besann sich aber und ging schweigend.
    Als sich die Eingangstüre hinter ihm schloss, sank Anna in sich zusammen. Sie ließ sich auf den erstbesten Sessel fallen und holte tief Luft. Erst jetzt bemerkte sie das Brennen ihrer Handfläche. Die starke Rötung war ein Beweis für die Härte ihres Schlages, und sie schämte sich für ihre Unbeherrschtheit, nicht jedoch für die Ohrfeige. Was das anbelangte, hatte Christopher Drysdale weitaus Schlimmeres verdient!
    „Miss?“ Caítlín stand händeringend in der Tür. Verzweiflung lag auf ihrer Miene.
    Anna seufzte. Das Mädchen hatte alles mitbekommen. Mangels geeigneten Personals erfüllte die Irin sämtliche Posten, die nötig waren. Auch die einer Anstandsdame, und so war sie bei Christophers Besuch in Hörweite geblieben.
    „Was ist denn, Caítlín?“
    „Miss Anna, dieser schreckliche Mann, er wird doch nicht zurückkehren?“
    Anna machte
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