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Tiffany Duo Band 77

Titel: Tiffany Duo Band 77
Autoren: ROSEMARY GRACE , SALLY TYLER HAYES
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dachte sie, wohlweislich sagte sie jedoch nichts. Ihre vor Wut blitzenden Augen schrien ihm die Worte allerdings ins Gesicht.
    Eine lange Pause folgte, und Lonnie wußte nicht, was sie tun sollte - kündigen oder sich dem Mann vor die Füße werfen. Sie wollte diesen Job behalten. Sie verdiente bereits gute Provisionen - trotz des lächerlich geringen Prozentsatzes, den die Zeitung zahlte - und sie brauchte Geld.
    Um ihren Traum zu verwirklichen, fehlten ihr noch mindestens fünfzehntausend Dollar, und das war für sie eine Menge. Bei ihrem niedrigen Grundgehalt gab keine Bank ihr ein Darlehen, und wenn Sam sie ohne Empfehlungsschreiben feuerte, dann würde sie wahrscheinlich in einem Schreibbüro landen oder zum Mindestlohn in einem Schnellimbiß Hamburger verkaufen. Beides keine Jobs, bei de­ nen man reich wurde.
    In der Fabrik, wo ihr Pa gearbeitet hatte, würde sie selbst mit seiner Hilfe nicht unterkommen. Der Betrieb hatte Lucas Stockton vor zwei Jahren wegen der schlechten Geschäftslage in den Ruhestand geschickt und stellte garantiert niemanden neu ein.
    Während Lonnie ihre Alternativen überdachte, beobachtete sie Sam. Er durchquerte den Raum, ließ sich in seinem Chefsessel nieder und musterte sie eingehend. Dann wanderte sein Blick zu einem silbergerahmten Foto auf seinem. Schreibtisch. Es war ein Bild von Victoria Willmington, die nach den nicht sehr zuverlässigen Gerüchten im Büro bald seine Verlobte sein würde.
    Sams Blick ruhte eine Weile auf dem Foto, und es war Lonnie unmöglich, seinen Ausdruck zu deuten. Dann sah er plötzlich auf und blickte direkt in ihre Augen. „Möchten Sie mit mir essen gehen, Miss Stockton?"
    Lonnie glaubte, nicht richtig zu hören. „Aber... Sie hatten doch gerade eine Frühstückskonferenz."
    „Oh, da kippen wir nur literweise Kaffee in uns hinein und streiten." Sam drückte auf die Sprechtaste des Haustelefons. „Rachel, ich gehe mit Miss Stockton zum Lunch. Nehmen Sie bitte für uns beide die Anrufe an."
    Er stand auf, nahm seinen Trenchcoat und einen schwarzen Schirm vom Kleiderständer und ging zur Tür, die er für Lonnie auf­ hielt.
    „Ich hole rasch meine Handtasche." Lonnie wußte - dies würde eine Art letztes Mahl vor der Hinrichtung sein. Ganz klar, Sam Triver hatte vor, sie zu feuern. Aber warum machte er soviel Aufhebens darum?
    Lonnie hatte vom Carnegie Club gehört, war aber nie dort gewesen. Der Club war um die Jahrhundertwende gegrundet worden, in der Blütezeit der Schwerindustrie, und trug den Namen des Stahlbarons Andrew Carnegie. Man mußte Mitglied oder Gast eines Mitglieds sein, um in der Lounge mit den antiken Rosenholzmöbeln und alten Ölgemälden einen Drink zu nehmen oder unter den Kristallüstern des noblen Restaurants zu speisen.
    Lonnie hatte noch nie so viele Nadelstreifenanzüge und damenhafte Tailleurs an einem Platz gesehen. Sie saß Sam gegenüber an einem der damastgedeckten Tische, und während sie die Speisekarte studierte, fing sie Bruchstücke der gedämpften Unterhaltungen an den Nachbartischen auf. „... Investitionen... Zinserhöhung... Frank Lloyd Wright... Theaterpremiere... Ballettkarten..."
    „Miss Stockton?"
    Lonnie blickte auf und sah in das strenge Gesicht eines grauhaarigen Kellners. „Ähm..."
    „Wenn es Ihnen recht ist, bestelle ich", sagte Sam. Es war mehr ein Beschluß als eine Frage.
    Lonnie nickte und fragte sich, ob der Mann die Zügel je aus der Hand gab.
    „Salat des Hauses, Lachs und eine Flasche Chablis."
    Der Kellner nickte knapp und entfernte sich.
    Wein? dachte Lonnie. Warum bestellte er Wein? Vielleicht meinte er, sie wäre mit einem Schwips weniger gefährlich, wenn er das Fallbeil niedersausen ließ. Lonnie wußte, wie Alkohol bei ihr wirkte, und sie beschloß, nicht mehr als ein Glas zu trinken. Wenn Triver sie gerichtet hätte, dann würde sie dasselbe mit ihm tun, aber wie! Sie griff nach ihrem Wasserglas und trank einen kräftigen Schluck.
    „Sie finden also, ich bin ein arroganter Schnösel."
    Lonnie hätte sich fast verschluckt und konnte gerade noch verhindern, daß das Wasser auf ihre weiße Hemdbluse rann. Sie starrte Sam aus großen Augen an. Konnte er ihre Gedanken lesen?
    „Nein, ich kann keine Gedanken lesen, Miss Stockton... oder... Lonnie?" Sie nickte, und er fuhr fort: ,,Ihr Gesicht zeigt mehr als deutlich, was Sie denken. Gut, daß Sie telefonisch Anzeigenkunden werben. Sonst würden die Leute Ihrem Gesichtsausdruck entnehmen, daß Sie die Anzeigenpreise der ,News` zu
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