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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall
Autoren: Roman Rausch
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der Kehle. Er richtete sich auf, doch ein beißender Schmerz zwang ihn zurück. Sie deutete ihm, sich nicht zu bewegen, und besiegelte es mit einem zärtlichen Kuss.
    »Mon petit Georges«, flüsterte sie, »endlich ’ast du zu mir gefunden. So lange ’abe ich auf dir gewartet.«
    »Alle Winde und Wasser musste ich bezwingen, Schiff und Mannschaft verlieren, um dem Ruf deines Feuers zu folgen«, presste Georges heraus, noch immer gegen die Elemente kämpfend. »Kein Weg geht nun mehr zurück, ich bin am Ziel angekommen. Halt mich und lass mich stärken an deiner Brust, bis deine süße Kraft mich wieder zum Manne macht.«
    »O oui, mon prince.« Ihre Worte klangen süß, wurden stärker und riefen seinen Namen, immerzu. »Georges, Georges …«
    »Schorsch, verdammt nochmal«, schrie ihn Claudia an, »bist du jetzt völlig taub geworden?«
    Heinlein riss die Augen auf. Er lag zusammengekauert auf der Bank, das Glas Bier in Scherben auf dem Boden verteilt. Langsam richtete er sich auf und suchte Verbindung zu dieser Welt herzustellen. Sein Rücken schmerzte wie Feuer.
    »Was ist?«, fragte er und blickte sich orientierungslos im Garten um. Es war bereits dunkel. Nur ein paar Teelichter, die Claudia zwischen den Blumen und im Tümpel platziert hatte, erleuchteten das kleine Vorstadtparadies.
    »Telefon«, sagte sie, während sie in den Flur zurückging. Heinlein schlappte ihr gebeugt hinterher, als klaffte eine Wunde an seinem Rücken.
    »Ja, Heinlein«, raunzte er in den Hörer.
    »Pia hier«, kam es euphorisch zurück. »Schieb deinen Hintern her, wir haben’s geschafft.«
    »Was?«
    »Na was wohl? Wir haben ein Bild deiner Waldleiche.«
    »Schick’s mir rein. Ich seh mir’s am Montag an«, antwortete er beiläufig.
    »Bist du nicht ganz dicht? Wir reißen uns hier den Arsch auf, und der gnädige Herr hat nichts Besseres zu sagen, als …«
    »Jaja, schon gut«, beruhigte er sie. »Kannst du mir einen Ausdruck machen?«
    »Schon geschehen«, sagte Pia beleidigt.
    »Meine Faxnummer hast du doch, oder? Ich schau es mir dann sofort an.«
    »Die ganze Arbeit …«
    »Es ist gut, Pia«, schrie er in den Hörer. Dann wieder versöhnlich: »Tut mir Leid, ich war nur gerade ganz woanders.«
    Pia versprach, das Fax gleich loszuschicken, und legte auf. Muffig stapfte Heinlein die Stufen zu seinem kleinen Arbeitszimmer hoch. Sein Schreibtisch stand unterhalb einer Gaube, von der er über die Dächer hinweg auf die Gleise und auf die beleuchtete Stadt blicken konnte. Als er ins Zimmer trat, spuckte das Faxgerät das Bild bereits aus. Er nahm es, schaltete die Schreibtischlampe ein und hielt es darunter. Auf einen Schlag war er hellwach.
    »Das gibt’s doch nicht«, sagte er und rannte aus dem Zimmer die Stufen hinunter ans Telefon. Hastig wählte er die Nummer des KDD.
    »Heinlein hier«, schoss es aus ihm heraus. »Lauf schnell rüber in Sabines Büro und schau nach, ob ein Fax für mich angekommen ist. Los, beeil dich.«
    Heinlein tappte nervös von einem Fuß auf den anderen.
    »Wo bleibt der denn? Das kann doch nicht so lange dauern.«
    »Also, ich hab hier ein Fax. Kann ich aber nicht lesen«, sagte der Kollege.
    »Wieso nicht?«
    »Ist italienisch, glaub ich.«
    »Noch was?«
    »Und der Durchsuchungsbefehl für die Wohnung eines Furtwanger ist vorhin abgegeben worden.«
    »Setz dich in Bewegung. Wir treffen uns vor der Wohnung.« Heinlein warf den Hörer auf die Gabel, rannte die Treppe ins
    Schlafzimmer hoch und zog sich Hemd und Hose über.
    »So eine Scheiße«, brabbelte er, ergriff hastig seine Waffe und rannte an Claudia vorbei die Treppe hinunter.
    »Wo willst du denn mitten in der Nacht hin?«, rief sie ihm hinterher.
    Aber die Tür war schon ins Schloss gefallen.
    *
    Die Champagnerflasche lag leer im Kübel, die Teller waren bereits abgeräumt, und in den Gläsern perlte ein kalter Rosé.
    Giovanna wirkte im flackernden Licht der Fackeln noch geheimnisvoller und anziehender als zuvor. Kilian hatte bisher keine vergleichbare Frau gesehen, geschweige denn getroffen. Ihre ganze Erscheinung war ein Kunstwerk. Kilian lehnte sich über den Tisch, nahm ihre Hände und küsste sie zärtlich. Giovanna genoss seine Aufmerksamkeit. Der Zeitpunkt war gekommen.
    »Ich denke, es ist so weit«, sagte sie und stand auf.
    »Wofür?«
    »Für uns beide«, erwiderte sie und reichte ihm die Hand. Kilian erfasste sie und wartete, was als Nächstes geschehen würde.
    »Maestro«, rief sie dem Dirigenten zu. »La gazza, per
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