Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiefseeperle

Tiefseeperle

Titel: Tiefseeperle
Autoren: Tabea S. Mainberg
Vom Netzwerk:
braucht, bis es zu dem gewachsen ist.“ Es klang sehr mystisch.
    „Ich freue mich, wenn du dieses Geheimnis bald lüftest“, flüsterte sie. Sie spürte, dass er dies jetzt noch nicht tun würde.
    Am liebsten hätte sie ihn geküsst. Großes Verlangen brannte in ihr. Doch sie wollte erst alles klären, sich nicht wieder dieser Lust hingeben, ausnahmsweise bei ihm mal pragmatisch sein.
    „Ich verstehe nur nicht, wie du auf die Idee gekommen bist, dass ich devote Neigungen habe?“, diese Frage tobte in ihr. „Wir haben uns doch nur auf den Partys gesehen, und da war ich in der Rolle als Domina unterwegs.“ Sie drehte sich um und stützte sich mit den Händen auf dem Terrassengeländer ab.
    „Ich habe gespürt, dass es eben nur eine Rolle ist, ein Job, dass das nicht deine wahren Gefühle sind.“
    „So, so, der große Seher …“, sie lachte.
    „Vielleicht auch das …“, murmelte er. „Naja, und so habe ich mich eben herangetastet.“
    „Oh ja, das kann man wohl sagen!“, ein Lustseufzer folgte ihren Worten. Langsam begann sie sich zu entspannen, der Ärger schien zu schwinden. Er war sehr offen und das beruhigte.
    „Allerdings weiß ich heute, dass ich mit einer Vermutung, die ich hatte, richtig lag“, fuhr er fort. Maximilian war sich etwas unsicher, ob er weitersprechen sollte. Doch auch ihm war an einer vollständigen und ehrlichen Aussprache gelegen. Victorias Blick wurde fragend.
    „Nun ja, wir sind uns schon einmal kurz begegnet.“
    „Aha?“
    „Ja, es war nur ein kurzer Moment, vor über 15 Jahren in … der Villa in Zehlendorf“, nun hatte er es ausgesprochen.
    „Bitte?“, ihr Blick verdüsterte sich sofort, und ihre eben noch entspannte Haltung wandelte sich in Anspannung. Dieses Erlebnis, dieses Trauma, ließ sie immer wieder erstarren. Sie konnte es nicht vergessen, nicht wirklich damit abschließen.
    „Erkläre mir das!“, ihre Stimme hatte einen völlig anderen Klang angenommen. Maximilian seufzte.
    „Ich war der Mann, der die Polizei, den Krankenwagen gerufen hat …“, er machte eine Pause, beobachtete sie und wünschte, er hätte geschwiegen. Doch nun gab es kein Zurück mehr.
    „ … und dich von dem Andreaskreuz befreit hat.“
    „Bitte was?“, stotterte sie fassungslos. „Du warst auf dieser Party? Du warst unter den Gästen … als es passierte?“ Sie schluckte, ihr Herz begann zu rasen, ihre Beine begannen, stark zu zittern, so dass sie sich setzen musste. Auch Maximilian hatte wieder Platz genommen. Seine Körperhaltung verriet ebenfalls eine gewisse Anspannung. Doch er begann ruhig und sachlich zu erzählen, sein Blick auf ihr ruhend:
    „Wir sind spät gekommen. Ich war nur für zwei Tage in Berlin und musste am nächsten Morgen schon wieder Richtung USA aufbrechen. Ein Freund, der um meine bizarren Leidenschaften wusste, überredete mich, noch auf einen Sprung mit auf diese Party zu gehen. Man kannte sich in der Szene.“ Er machte eine Pause, wartete auf ein Wort von ihr, doch Victoria starrte ihn nur stumm an. So fuhr er fort:
    „Als wir eintrafen, hörte ich aus dem Keller, offensichtlich als Einziger, diese schrecklichen Schreie, und es war mir sofort klar, dass es Angstschreie waren und nicht Schreie der Lust.“ Es fiel ihm sichtlich schwer, weiterzusprechen: „Als ich in den Keller ging, kamen mir schon einige Männer entgegen, sie wirkten verstört. Dann habe ich gesehen, was passiert war …“
    „… was hast du unternommen?“, fragte sie, und ihr Ton klang aggressiv.
    „Die Polizei und den Krankenwagen gerufen, dich losgemacht und … und dem Mädchen die … die Tüte vom Kopf genommen, den Puls gefühlt …“, es schien auch ihm nach so vielen Jahren noch zuzusetzen.
    „Ich kann mich nicht erinnern, dich in dem Prozess als Zeugen getroffen zu haben“, es klang äußerst scharf.
    „Ich bin nicht offiziell in Erscheinung getreten.“
    „So … ah ja!“
    „Ich habe die ganzen Jahre darüber nachgedacht, ob es richtig war, doch ich konnte ja sowieso nichts ändern, und ich habe das getan, was dringend nötig war.“ Victoria biss sich auf die Lippen, knetete nervös ihre Hände. Dann nahm sie einen Schluck Eistee und kramte nach einer Zigarette.
    „Ich habe vermutet, dass du diese Frau bist, als ich dich das erste Mal auf meiner Veranstaltung gesehen habe. Naja, und dann, als du mir davon erzählt hast …“
    Sie unterbrach ihn plötzlich harsch und lauter als beabsichtigt: „Ich kann das alles nicht glauben … was hast du mir denn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher