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Tiefes Land

Tiefes Land

Titel: Tiefes Land
Autoren: Carsten Steenbergen
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Räucherstäbchen - einem altmodischen Mix aus Sandelholz und Patchouli - und konsumiertem Marihuana. Das Fensterbrett neben der Eingangstür belegte eine schwarz-weiß gefleckte schlafende Katze, die sich an einen liegenden Shiva geschmiegt hatte.
    »Schön haben Sie es hier. Ein wenig zu farbenfroh für meinen Geschmack, aber ich muss mich in diesen Räumen ja auch nicht zuhause fühlen, oder? Wie läuft das Geschäft?«
    »Keine Ahnung, was Sie das angeht. Außerdem weiß ich nichts. Sie können sich Ihre Fragen also sparen. Ich arbeite hier nur.« Klok hatte sich mit verschränkten Armen hinter seine Theke verzogen und versperrte mit seinem Körper die Sicht auf das Hinterzimmer.
    »Natürlich, natürlich. Und wie Sie arbeiten, dass wissen die Kollegen vom Drogendezernat schließlich besser als ich.«
    »Kommen Sie endlich zur Sache und gehen Sie mir nicht mit Ihren Andeutungen auf die Nerven. Für so einen Quatsch habe ich keine Zeit. Ich habe nichts verbrochen.«
    Das Lächeln auf Angemers Gesicht verschwand urplötzlich. Fast beiläufig betrachtete er die auf der Theke aufgestellte Menükarte, während er die nächste Frage stellte.
    »Wo ist Corrales denn gerade?«
    Kloks Kopf ruckte erschrocken zur Seite, in seinen Augen stieg Nervosität auf.
    »Keine Ahnung. Hab ihn eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    Aus dem Hinterzimmer drang ein Knarren nach vorne, als ob jemand schnell von einem Stuhl aufstand und dabei dessen Beine unbeabsichtigt ein Stück über den Boden schleifen ließ.
    Angemer explodierte förmlich, was man ihm mit seiner behäbigen Statur sich nicht zugetraut hätte. Er raste um die Theke herum, fegte den Coffeeshop-Besitzer beiseite und lief in das Hinterzimmer. Dort stand Corrales, verzweifelt am Schlüssel einer weiteren gut verschlossenen Ausgangstür ruckelnd.
    »Schön hier geblieben, Corrales«, sagte Angemer, als er seine Hand schwer auf die Schulter des Drogendealers fallen ließ. Dieser sackte resigniert in sich zusammen und drehte sich um. Dann hob er entschuldigend die Arme nach oben.
    »Hören Sie, Kommissar, ich will keinen Ärger haben. Was immer Sie mir vorwerfen wollen, ich habe es nicht getan. Ganz sicher. Das können Sie mir glauben. Ich weiß nichts und werde auch nichts sagen.«
    »Weshalb will eigentlich heute niemand mit mir reden?«, seufzte Angemer schwer auf. »Komm schon, Corrales, ich möchte nur wissen, was dieser Student Adrian Frisberg mit dir zu tun hatte. Dann kannst du abschieben. Wie ich hörte, hattet ihr eine Verabredung.«
    »Warum fragen Sie ihn nicht selbst und lassen mich aus der ganzen Sache raus?«
    »Weil er vor ein paar Stunden ein unglückliches Zusammentreffen mit einem Messer hatte und nun friedlich in einer Kühlkammer der Gerichtsmedizin auf seine Obduktion wartet.«
    Corrales riss erstaunt die Augen auf.
    »Der Kleine ist tot?«
    »Das sagte ich bereits. Hör besser zu, dann muss ich mich nicht immer wiederholen. Wo warst du gegen 04:30 Uhr heute Morgen?«
    »Hier. Klok kann das bestätigen.« Er deutete auf den Besitzer des Coffeeshops, der mittlerweile hinzugetreten war und bekräftigend nickte.
    »Da bin ich mir sicher. Also, was wollte Frisberg von dir?«
    »Ich weiß nichts Genaues. Er sagte was von einem Problem, Typen, die ihn verfolgen. Irgend so etwas halt.«
    »Und du solltest ihm diese Schwierigkeiten vom Hals schaffen, richtig? Was hat er sonst noch gesagt?«
    »Nichts mehr«, wiegelte Corrales ab. Dann korrigierte er sich. »Doch, da war etwas. Seine Perle steckt mit drin. Mieke hieß die. Oder so ähnlich.«

10:12 Uhr, 4. Mai, südliches Industriegebiet, Amsterdam

    Eine halbe Stunde später verließen Willem van den Dragt und Agent Roek das Labor der Tifor Pharmaceuticals und fuhren zu einem verwaisten Fabrikgelände in Sloterdijk, einem Industrieviertel im Süden Amsterdams. Die Ringfahndung, die der Agent routinemäßig unter Einbeziehung der Amsterdamer Polizeikräfte gestartet hatte, um die Verdächtigen zu stellen, war zumindest mit einem Teilerfolg zu Ende gegangen. Das Fluchtfahrzeug, ein weißer Van, derselbe, den Dr. Veden bei ihrer Ankunft am Labor davonrasen gesehen hatte, war entdeckt worden.
    Tessa atmete innerlich auf, als Willem und Roek zusammen das Labor verließen. Sie war froh, dass der Agent ihre eine andere Aufgabe zugeteilt hatte und sie sich nicht die Fahrt nach Sloterdijk antun musste.
    Sie und Robert Roek waren sich vor einigen Monaten in der Kantine des AIVD-Gebäudes über den Weg gelaufen und er
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