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Tiefes Land

Tiefes Land

Titel: Tiefes Land
Autoren: Carsten Steenbergen
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Antietam unter. Dennoch war es Falkner irgendwie gelungen, diese alten Zeugenaussagen ausfindig zu machen. Und das waren nicht die einzigen. Laut seinen Aufzeichnungen gab es bis zur Gründung Portervilles immer wieder Berichte von Farmern, Trappern und Fallenstellern über seltsame, furchterregende Sichtungen. Manchmal nur über wandelnde Feuer und unerklärliche Schreie im Wald. Dann wieder über unheimliche Prozessionen von Fremden, die sich von einem Moment auf den anderen in Luft auflösten. Und immer wieder war auch von mysteriösen Wetterphänomenen wie damals beim Gefecht am Beaver Creek die Rede.
    Zwischen 1820 und 1875 galt das Gebiet bei den Bewohnern der umliegenden Siedlungen regelrecht als verflucht. Mit der Entstehung Portervilles hörten diese Erscheinungen dann plötzlich auf, und im Laufe der Zeit gerieten die seltsamen Wesen aus den Wäldern offenbar in Vergessenheit. Die Reihe mysteriöser Vermisstenfälle setzte sich jedoch auch weiterhin fort – die jüngsten Opfer waren Scott Harrison und sein Freund Toby gewesen. Auch sie waren im Shaden Forest verschwunden.
    Aber stimmte das wirklich? Ich überflog die Dokumente ein weiteres Mal. Welche Schlüsse ließen sich tatsächlich aus den bekannten Fakten ziehen? Ein fleckiger Zettel mit einer handgeschriebenen Notiz von Falkner bestärkte meinen Zweifel.
    Dort stand: »Das Netz einer Spinne ist weit gefächert. Wo sie ihre Beute ablegt, sagt nichts darüber aus, wo das Opfer ins Netz ging.«
    Ich überlegte angestrengt. Im Grunde war tatsächlich nur bekannt, dass Scott im Shaden Forest wieder aufgetaucht war. Wo er und Toby damals verschwunden waren, ging aus den Unterlagen nicht hervor. Dasselbe galt auch für die anderen vier Zurückgekehrten: Sie waren zwar alle auf dem Gebiet des Shaden Forest entdeckt worden, doch über ihren Aufenthaltsort in den Stunden oder Tagen zuvor war nichts bekannt. Der Auffindungsort der Vermissten musste also keineswegs gleichbedeutend mit dem Tatort ihrer furchtbaren Schockerlebnisse sein. Doch was sollte ich mit dieser Erkenntnis nun anfangen?
    Die entscheidende Frage, die ich mir stellte, war: Hatte sich Mr. Falkner so stark in die verrückte Idee von den Erdgeistern hineingesteigert, dass er schließlich mental zusammengebrochen war? Wie aber passten dann seine seltsamen Worte ins Bild, die auch Scott Harrison benutzt hatte? Während ich weitergrübelte, stieß ich plötzlich auf etwas, das alles grundlegend veränderte. In einem vergilbten Briefumschlag fand ich ein schwarzes Stück Pappe, auf das ein alter Kinderreim aufgeklebt war, datiert auf das Jahr 1880. Schon nach dem Lesen der ersten Strophe stockte ich, und mein Herzschlag schien für einen Moment auszusetzen.

    Willst du spielen, spiel’ mit mir,
    am Abend und am Tag.
    Auf Feld und Wiese und im Wald,
    doch nicht im Darkside Park.

    Willst du gehen, geh’ mit mir,
    gemeinsam sind wir stark.
    Zu zweit erobern wir die Welt,
    nur nicht den Darkside Park.

    Und willst du sterben, stirb’ mit mir,
    ich zeig’ dir uns’ren Sarg.
    Er wartet offen schon auf uns,
    ganz tief im Darkside Park.

Mehr über „Darkside Park“ finden Sie unter www.psychothriller.de
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