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Tiefer

Titel: Tiefer
Autoren: Sophie Andresky
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die Farbe im Rhythmus der Beleuchtung. |15| Je länger ich ihn ansehe, desto mehr erinnert er mich an einen schönen, verkommenen Bruder von Meister Proper. «Hallo Milz»,
     sage ich und lege meinen Kopf gegen die Sofalehne. Er gleitet neben mich. «Meine Schöne   …», er streichelt meine Wange und küsst mich auf den Hals. Eine scharfe Knoblauchfahne weht mich an, als hätte er einen Pesttoten
     im Hals. Manche Leute halten Mundgeruch für eine besonders papstfreundliche Form der Verhütung. Ich schiebe ihn weg. «Lass
     mich, Milz.» Er legt einen Hundertmarkschein auf den Tisch. Das Frollein sieht mich ungläubig an, wahrscheinlich tritt sie
     gerade ihr Herrchen unter dem Tisch, damit der nichts verpasst von den ach so unglaublichen Dingen, die hier vor sich gehen.
     «Komm schon», schmeichelt Milz, «mach hinne. Mein Leben ist so trostlos ohne dich. Und in meiner Hose», er zippt den Reißverschluss
     auf und wieder zu, das Leder knirscht, «tut sich sonst gar nichts. Meine Frau verzweifelt, ich verzweifel, also mach’s mir.»
     Ich räkel mich. Milz legt einen zweiten Hunni dazu. Ich lasse das Geld in meiner Handtasche verschwinden und sehe ihn an.
     «Was soll’s denn sein?», frage ich mit dem Charme einer Wurstverkäuferin. Er lehnt sich zurück. «Mach einfach», sagt er, «es
     ist echt nötig.» Ich setze mich aufrecht hin und sehe mich um. «Da ist eine Frau», sage ich. So fange ich meistens an, und
     dabei suche ich eine, die passen könnte. Ich finde sie an der Bar. «Die da hinten an der Theke, die mit dem weißen Schlauchtop
     und den Krähenfüßen, als wäre ihr ein ganzer Adler durchs Gesicht |16| gelatscht. Die mit der riesigen Nase wie ein Beagle. Eben hatte sie noch einen trägerlosen BH an, wahrscheinlich wusste sie
     nicht genau, was sie hier will, aber vor ein paar Minuten hat sie ihn ausgezogen. An der Bar. Snoopy hat sich einfach das
     Top hochgeschoben und die Häkchen auf dem Rücken von dem Typen hinter ihr aufmachen lassen, dem, der jetzt mit der Barmaid
     spricht. Ganz kurz sah man ihre Titten, sie hatte irgendwas darauf tätowiert, genau konnte ich das nicht sehen von hier aus.»
     Das HN O-Frollein am Tisch schluckt und sieht ungläubig von mir zu der Frau an der Bar und zurück. Die wird sich noch wundern. Ich rede weiter:
     «Snoopy will geleckt werden, das sieht man. Die glaubt, dass sie sich alles kaufen kann, was sie will. Erst war sie auf den
     jungen Chinesen da hinten scharf, siehst du den? Den mit der weiten schwarzen Hose, der mindestens zehn Jahre jünger ist als
     sie, also ist sie näher an ihn rangetanzt und hat sich an ihm gerieben. Er wusste gar nicht, wo er mit sich hinsollte. Seinen
     Ständer habe ich bis hierhin gesehen. Ich garantiere dir, der hat noch nie seine Nase in eine Muschi gesteckt, der weiß gar
     nicht, was er machen soll mit seiner Zunge, wahrscheinlich saugt er ihr eher den Kitzler raus, statt auf die Idee zu kommen,
     mit breiter Zunge darüber zu lecken, damit die ganze Muschi heiß und saftig wird.» Milz schluckt. «Sie haben also zusammen
     getanzt, und die Frau hat ihm erklärt, was sie will und was sie ihm zahlen wird. Und dann hat sie plötzlich an der Bar dieses
     Mädchen gesehen.» – «Welches?» Milz zwirbelt sich |17| die Brustwarze unter dem Hemd. Das Herrchen guckt jetzt genauso verstört wie sein Frollein. «Na das, was da neben ihr tanzt
     mit dem T-Shirt , auf dem ‹Titanic 1912   Swim-team› steht.» Das Mädchen bietet sich richtig an, geht in die Knie, fasst sich an die Oberschenkel, ein Träger rutscht
     ihr immer über die Schulter, und die Frau steht da an den Tresen gelehnt und überlegt sich, was sie mit den beiden Hüpfern
     gleich anstellt. Ich denke nach. «Was sie nicht weiß», raune ich, «ist, dass alles ganz anders kommen wird. Noch glaubt sie,
     sie wird ihre Privatvorstellung so durchziehen: sie mit gespreizten Beinen draußen neben dem Imbiss an die Wand gelehnt, der
     Junge kniend vor ihr, seine Zunge in ihrer Möse, sein Finger fickt gleichzeitig das Mädchen, das wiederum die Frau mit der
     Zunge küsst und sie an seinen Tittchen spielen lässt. Aber das wird nicht passieren.» Ich stehe auf und stelle mich hinter
     Milz, der die Frau an der Theke und den jungen Asiaten fixiert und mit einer Hand unter dem Tisch seinen Schwanz durch das
     Leder massiert. Das Pärchen muss nicht alles mitkriegen. Wenn sie hören wollen, was jetzt passiert, sollen sie zahlen. Sie
     halten die Spannung aber nicht
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