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Tiefer

Titel: Tiefer
Autoren: Sophie Andresky
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die ich gesehen, erfunden und erzählt habe, nach Hause. Manchmal
     schreibe ich sie auf und schicke sie an Zeitschriften. Manchmal setze ich mich auch einfach nur mit einer Tasse Kaffeenährlösung
     ans Fenster und denke über alles noch einmal nach, fühle, wie mein Gehör durch das Fiepen hindurch wieder zurückkehrt und
     sich mein Magen, in dem die Bässe immer noch hämmern, beruhigt. Die Kids im Ulysses nennen das «Chillen», dieses Runterkommen.
     Ich denke über dieses merkwürdige Wort nach, das neuerdings alle benutzen und das ich nicht mal übersetzen kann, und zünde
     mir eine Zigarette an. Die berühmte Zigarette danach. In guten Nächten gönn ich mir die.

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    |21| Fünfzehn Minuten mit McMiez
    Es gab einen Rumms, ein Scheppern, und dann, nach einigem Schaukeln, stand das Shuttle still. Yoko seufzte, nestelte an ihrem
     Sicherheitsgurt und legte ihren Ringfinger auf die Sensortaste, um die Luke zu öffnen. «Du parkst wie ein Neandertaler aus
     dem 20.   Jahrhundert», sie streckte sich, «diese Shuttles sind so unbequem. Jetzt hoffe ich für dich, dass wenigstens das Motel gut
     ist.» Zip ignorierte ihre Sticheleien und stieg ebenfalls aus. Das Shuttle stand etwas schief, aber noch innerhalb der angegebenen
     Begrenzung vor dem leuchtenden Beta-Motel. Durch die gläserne Außenwand sah man hinein in Zimmer und Korridore, die Aufzüge
     glitten an steilen Treppen vorbei, die wie immer nur Dekoration waren. Alles war Dekoration. Auch die nackten Frauen in den
     Schallduschen, die Männer, die in dreidimensionalen Fernsehsendungen saßen, oder die Putzandroiden, die man durch die Glaswand
     geschäftig herumfuhrwerken sah, waren Dekoration, Holographien, die von kleinen Projektoren oben am Dach auf die Außenwand
     geworfen wurden, um den ankommenden Gästen eine persönliche Atmosphäre zu vermitteln. In Wirklichkeit war die Außenfront aus
     dem neuen, denkenden Kunststoff, |22| fensterlos, selbständig klimatisierend und biologisch abbaubar.
    Yoko und Zip gingen auf die Eingangstür zu, der Sand knirschte unter ihren Füßen, und beide zogen unwillkürlich die Köpfe
     ein, als ein heißer, staubiger Wind unter ihre Kleidung fuhr. Sie zogen ihre Karten durch das Lesegerät und bestätigten ihre
     Buchung mit dem Ringfingerabdruck und der Buchungsnummer mj1967.   Drinnen leuchteten in Vitrinen Getränke, Süßigkeiten und Konserven. Grelle Schriftzüge auf Automaten priesen die neusten Designerdrogen
     an, und für Gesundheitsfanatiker gab es die unvermeidliche Sauerstoffbar, auf die ein wahrscheinlich betrunkener Gast «Millenium-Ökos!»
     geschmiert hatte. Ein dreidimensionales Holoplakat warb für den angrenzenden Nationalpark «Wunderwelt Afrikas» und dessen
     größte Attraktion, eine Herde geklonter Giraffen. Das Motelzimmer war fensterlos und schalldicht, das Band mit den Hintergrundgeräuschen
     spielte nostalgische Straßenszenen, Autohupen, schreiende Händler, brüllende Kamele, schrille Pfiffe. Yoko lachte. «Ach, Urlaub
     in einem Beta-Motel, ist das herrlich. Ich bin so froh, im Beta-Club zu sein! Die Alphahotels sind hochgestochen vornehm und
     die Gamma-Pensionen schmierig, wie schön, dass wir ein Beta-Motel gebucht haben.» Sie ließ sich aufs Bett fallen, einfach
     so, ohne vorher ihren Virendetektor einzuschalten, die Bettwäsche würde nach ihrem Auszug morgen früh zusammen mit der gesamten
     Einrichtung eingeschmolzen und neu aufbereitet |23| werden. Sie schälte sich aus ihrem Overall. Das Material des Plumeaubezugs, wiederum dieser neue denkende Kunststoff, fühlte
     sich weich und seidig an. Yoko räkelte sich auf dem Bett. Auch Zip hatte sich mittlerweile ausgezogen. «Ups, weißt du was»,
     murmelte Yoko, und Zip grinste, «hast schon wieder Schaum vorm Mund, was?» Sie fühlte mit einem Finger vorsichtig zwischen
     ihren Beinen nach, «meine Muschi ist ganz feucht, wahrscheinlich durch die Vibrationen im Shuttle. Sieh mal, die Härchen sind
     schon ganz seimig.» Sie öffnete weit die Knie und hob ihm das Becken entgegen. Zip nickte und strich über seinen Ständer.
     «Ich auch. Ist das nicht romantisch, dass wir beide zusammen fransig sind? Das ist doch eine Leistung nach drei Ehejahren.»
     – «Und was jetzt?», Yoko sah sich in dem Raum um, «sieh doch mal nach, ob sie Fick-Androiden im Schrank haben.» Aber der Schrank
     war leer, Fickandroiden gehörten erst bei Alpha-Hotels zum Standard. «Auch keine Popp-Pillen im Nachttisch? Nicht mal eine
    
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