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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt
Autoren: Joan D. Vinge
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überfallen und niedergeschlagen worden und sträubte sich heftig gegen Jerusha PalaThions Versuche, ihm zu helfen.
    Danach hatte er Funke Dawntreader nie wieder gesehen – obwohl er öfter an ihn dachte als an andere Menschen, die ihn ständig umgaben. Er war Monds Gemahl, ihr Liebhaber, der Vater des Mädchens, das sich nun zu den anderen an den Thron stellte und ihn neugierig anstarrte. Funke erwiderte Gundhalinus Blicke mit argwöhnischen Augen, die grün waren wie der Neid.
    Gundhalinu schaute wieder in die Menge und stutzte, als er ein Gesicht sah, das ob seiner Fremdartigkeit zwischen all diesen hellhäutigen, blauäugigen Personen sofort auffiel.
Jerusha PalaThion.
Er erschrak, als er merkte, wie sehr sie in den Jahren des Exils gealtert war. Mitfühlend fragte er sich, wie sehr sie wohl ihren Entschluß, auf Tiamat zu bleiben, bereut hatte – denn daß für sie nicht alles gutgegangen war, verriet ihm ihr Gesicht. Doch als sie spürte, daß er sie anschaute, bedachte sie ihn mit einem schnellen, zufriedenen Lächeln und nickte ihm zu.
    Er deutete gleichfalls ein Lächeln an und gab ihr zu verstehen, daß er sie erkannt hatte, ehe er den Blick wieder abwandte. Ihr Lächeln richtete ihn auf, und er fühlte, wie er die Situation wieder in den Griff bekam.
    »Wer ist diese Frau?« flüsterte Vhanu auf Sandhi. »Sie ist nicht von hier.«
    »Meine ehemalige Vorgesetzte«, erwiderte Gundhalinu leise. »Ihre Vorgängerin, die frühere Polizeikommandantin.«
    »Wieso ist sie hier?« fragte Tilhonne entgeistert, wie wenn er es völlig unbegreiflich fände, daß jemand freiwillig auf Tiamat blieb.
    »Weil sie für den Rest ihres Lebens keine Polizeiuniform und keinen Repräsentanten der Hegemonie mehr sehen wollte«, murmelte Gundhalinu. Er erinnerte sich an ihren Abschied, wie sie ihre Rangabzeichen von der Uniform nahm und sie ihm überreichte.
    An der Estrade blieb er stehen und verbeugte sich vor der Frau, die auf dem Thron saß. Dann hob er den Kopf und begegnete endlich ihrem Blick. »Herrin«, sagte er mit ruhiger Stimme.
    »Diese Augen ...« Die Worte waren kaum zu hören, während sie ihn fixierte. »Ich hatte diese Augen ganz vergessen ... sie sind so ...« Sie brach ab, doch ihr Gesicht, das bis jetzt genauso ausdruckslos gewesen war wie das seine, errötete und verriet, wie aufgewühlt sie in Wahrheit war. »Willkommen auf Tiamat. Ich hatte nicht damit gerechnet, Sie jemals wiederzusehen.« Ihr Lächeln rührte an sein Herz.
    Gundhalinu konnte förmlich spüren, wie die Anspannung seiner Leute nachließ, und plötzlich merkte er, wie seine starren Züge nachgaben, und er tatsächlich zu lächeln anfing. »Jetzt bin ich der Oberste Richter, Herrin. Ich fühle mich geehrt, daß Sie sich nach so langer Zeit noch an mich erinnern.« Er sah nur sie an, er wollte keine der Personen anschauen, die Zeuge dessen wurden, was zwischen ihm und Mond passierte.
    Mond stand auf und trat an den Rand der Estrade. »Die Freundlichkeit, die Sie mir damals erwiesen haben, könnte man selbst nach sehr langer Zeit nur schwerlich vergessen.« Sie reichte ihm die Hand, und zu seiner Überraschung begrüßte sie ihn nach Art der Kharemoughi, Handfläche gegen Handfläche, anstatt sein Gelenk zu umfassen, wie es Sitte auf Tiamat war. »Es ist schön, Sie wiederzusehen.«
    Er zog seine Hand zurück, wie wenn ihre Berührung in verbrannt hätte, und fragte sich, ob sie dasselbe spürte. »Ich hoffe, daß unsere Beziehung ...« – er verhaspelte sich bei dem Wort – »in den künftigen Jahren genauso freundschaftlich sein wird.«
    »Die Hegemonie ist also tatsächlich nach Tiamat zurückgekehrt – für immer.« Ihr Blick wanderte abschätzend über Vhanu und seine anderen Begleiter. Er hingegen musterte kurz Funke Dawntreader. »Die tausend Jahre sind vorbei, wie man in Ihrem Volk zu sagen pflegt.«
    Er schmunzelte und nickte amüsiert. »Ja, wir besitzen wieder den Stardrive. Für unsere beiden Völker bedeutet das eine große Veränderung.«
    »Zum Guten wie zum Schlechten«, murmelte sie. Ihre Augen blickten finster, wie wenn ihr Urteil über seine Leute nicht besonders günstig ausgefallen wäre. Sie drehte sich um und ging zum Thron zurück, ohne sich jedoch wieder hinzusetzen. Flankiert von ihrem Gefolge stand sie da. »Der Stardrive hat zur Folge, daß die Beziehung zwischen der Hegemonie und Tiamat fortan von Dauer sein wird«, stellte sie fest. »Ich hoffe, Sie werden mit uns verfahren wie mit den anderen Mitgliedswelten.
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