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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin
Autoren: Joan D. Vinge
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einen Felsvorsprung) ... das hier war auch nichts anderes, als wie einen Schiffsmast hochzuklettern, und das hatte sie schon unzählige Male vorher getan ... (und noch einer) ... immer hatte sie der Meeresmutter vertraut, die ihre Arme und Beine sicher geführt hatte ... (ihre Finger verkrampften sich, sie biß sich auf die Lippen) ... Sie konzentrierte sich auf ihren Glauben an die Herrin und an sie selbst, denn wenn sie das Vertrauen in eine der beiden verlor, würde sie ... (ihr Fuß stieß gegen die feuchte, glitschige Felswand, er fand keine Stufe, keinen Halt, kein ...)
    »Funke!« Ihre Stimme wurde schrill. »Es hört einfach auf!«
    »...
Sims ...!«
Desorientiert vom Dröhnen des Wassers und ihrem eigenen Entsetzen, konnte sie das Wort kaum verstehen. Sie klammerte sich verzweifelt an die Felswand.
»Geh nach rechts!«
Sie trat nach rechts und riß überrascht die Augen auf, als ihr Fuß einen Sims spürte. Sie blinzelte heftig und sah ihn hinter dem Vorhand des Wassers verschwinden. Sie griff mit den Händen hinüber und zog sich mit einer raschen Drehung ihres Körpers in die Kluft. Funke folgte ihr, sie streckte die Hand aus, um ihm zu helfen.
    »Danke.« Er schüttelte sich, schüttelte seine steifen Finger.
    »Ich habe
dir
zu danken.« Sie holte tief Luft. Sie traten tiefer in die Kluft hinein, wobei sie feststellten, daß ihre Augen sich rasch an das fahlgrüne Licht gewöhnten, das durch das Wasser hereinschien. »Das ist er – das muß er sein! Wir sind hier, am Ort der Auserwählten ...«
    Sie blieben wieder stehen, und ihre Hände suchten einander instinktiv. So blieben sie atemlos und wartend stehen. Nichts war zu hören, außer der Stimme des Wasserfalls. Nichts berührte sie, außer den Tropfen der Gischt. »Los komm!« sagte Funke. »Gehen wir weiter. «
    Über ihnen verengte die Grotte sich zu schmalen, schattigen Graten, was Mond unwillkürlich an gefaltete Hände denken ließ. Funke stieß plötzlich gegen eine scharfe Kante. »Ich wußte, ich hätte eine Kerze mitbringen sollen!«
    »Es ist doch gar nicht dunkel.« Mond sah ihn überrascht an. »Es ist seltsam. Das Licht wird immer grüner und grüner ...«
    »Wovon redest du? Als wäre man lebendig begraben. Ich kann nicht mal dich sehen!«
    »Komm schon!« Unbehagen regte sich in ihr. »So dunkel ist es wirklich nicht – mach eben die Augen auf! Los doch, Fünkchen!«
    Sie zupfte ihn am Ärmel. »Kannst du es nicht fühlen? Wie Musik ...«
    »Nein. Dieser Ort flößt mir Angst ein.«
    »Komm schon!« Jetzt zog sie fester, fordernder.
    »Nein ... warte ... « Er folgte ihr ein paar Schritte, dann noch ein paar.
    Die Musik erfüllte sie nun ganz, sie drang durch den Kopf ein und pulsierte im Rhythmus des Blutes durch ihren Körper. Sie berührte sie wie Seide mit dem Geschmack von Ambrosia und dem grünen Licht des Meeres.
»Fühlst
du es denn nicht?«
    »Mond.« Funke stöhnte, als er in der Dunkelheit gegen einen' weiteren Vorsprung stieß. »Halt, Mond! Das ist nicht Gutes. Ich sehe und höre nichts. Ich – falle! Mond!« Seine Stimme zitterte.
    »Nein. Das kannst du nicht.« Sie wandte sich verärgert um und sah die Wahrheit in seinen Augen, die ins Leere starrten wie die eines Blinden. Verwirrung verzerrte sein Gesicht. »Oh, du kannst nicht ...«
    »Ich kann nicht atmen, es ist wie Teer. Wir müssen umkehren, ehe es zu spät ist.« Sein Griff schloß sich um ihr Handgelenk und zog sie zurück, weg von der Musik und dem Licht.
    »Nein.« Sie berührte seine Hand mit ihrer freien, um seinen Griff zu lösen. »Du mußt ohne mich umkehren!«
    »Mond, du hast versprochen ...! Wir haben geschworen – du
mußt
mitkommen!«
    »Nein!« Sie riß sich los und sah ihn überrascht und enttäuscht zurücktaumeln. »Funke, tut mir leid ... «
    »Mond ... «
    »Tut mir leid ... « Sie wich in die Arme der Musik zurück. »Ich muß gehen. Ich kann jetzt nicht umkehren, es ist zu schön. Komm mit mir! Bitte, versuch es!« Sie entfernte sich weiter und weiter von ihm.
    »Du hast es versprochen! Komm zurück, Mond!«
    Sie wandte sich um und rannte los, seine Stimme wurde vom Verlangen ihres brechenden Herzens ertränkt. Sie rannte, bis die Kluft wieder breiter wurde, und sie sich in einer unnatürlichen Kammer befand, die vom Schein einer gewöhnlichen Öllampe erhellt wurde. Sie rieb die Augen in dem unerwarteten Licht, als wäre sie aus völliger Finsternis gekommen. Als sie wieder sehen konnte, als die Musik sie losließ, war sie nicht
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