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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin
Autoren: Joan D. Vinge
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und enthüllten Gesichter, die im Augenblick von allen vergangenen Sorgen und Sünden befreit waren. Ihre Begeisterung und Feierlichkeit hoben sie empor und drangen tief in ihr Herz.
Diese Welt wird frei sein!
    Doch während sie die Worte sprach und die Maske in die Höhe hielt, veränderte sich die Stimme der Menge: die höhlenartige Unterwelt hallte wider von den Rufen der Menschen, die etwas sahen, was über ihr Verständnis ging, das sie doch nicht bezweifeln konnten ... »Arienrhod ... Arienrhod!« Mond spürte die abergläubische Furcht der Sommer, spürte den Unglauben, der sich wie Paranoia durch die Menge fortpflanzte, stellte sich vor, wie er durch die ganze Stadt hallte. Sie wußte, sie mußte es jetzt stoppen - jetzt, bevor sie alles verlor, ohne es je gehabt zu haben.
Wie ... wie kann ich sie beruhigen?
Sie preßte wie im Gebet die Hand an ihre Kehle. Gegen das Zeichen der Sibylle .. .
    »Volk von Tiamat, Kinder des Meeres!« Sie griff nach oben
    und zog am Stoff ihres Kleides, um die Tätowierung besonders deutlich zu enthüllen. »Ich bin eine Sibylle! Seht mein Zeichen, ich diene der Herrin gläubig und aufrichtig. Mein Name ist Mond Dawntreader Sommer, und ich werde dasselbe tun wie eure Königin. Die Bewahrerin aller Weisheit spricht durch mich, aber nur zu euch. Fragt mich, ich werde antworten und ich werde niemals mit falscher Zunge sprechen.«
    Schweigen trat ein, das sich noch vertiefte, als die Echos verhallten. Alle Augen in der Stadt waren auf ihre Kehle gerichtet, auf ihr Bild, das von irgendeinem Bildschirm übertragen wurde. Die Winter waren sprachlos vor Unsicherheit, die Sommer waren sprachlos vor Ehrerbietung vor dem unwiderlegbaren Beweis der Wandlung ihrer Königin, dem Symbol ihrer Wiedergeburt und ihres heiligen Status. Aus den Augenwinkeln konnte Mond die Verblüffung in den Gesichtern der Außenweltler sehen, dieses Zeichen unter diesem Gesicht zu erblicken .. .
    Während sie weiter zusah, ihr Atem schmerzte in ihrer Brust, bemerkte sie, wie die Blicke wieder in das natürliche Spektrum von Mienen zurückfielen: Entsetzen, Belustigung, Faszination, Abscheu vor dem Spektakel, dem sie gerade beigewohnt hatten ... aber auch noch verhaltene Unsicherheit und gedämpftes Unbehagen. Nirgendwo erblickte sie Schuld, Respekt oder wirkliches Verständnis dessen, was sie gerade gesehen hatten.
Das nächstemal. Das nächstemal wird die hier Stehende das- alles sehen können.
    Sie ließ ihren Blick weiterwandern, bis sie ihren eigenen Platz unter den Sommerältesten gefunden hatte. Funke stand wartend auf dem Platz, der ihrem Gefährten vorbehalten war, sein flammendes Haar war ein Fanal ihrer Zugehörigkeit, sein Gesicht war verschlossen, dem eines störrischen Jungen nicht unähnlich. Sie nahm schweigend ihren Platz neben ihm ein, sah dann von der Menge weg zu der Stelle, wo Zweige auf der Wasseroberfläche trieben. Die Menge wartete immer noch murmelnd und unsicher.
    »Sie erwarten ein paar Worte von Euch, Herrin.« Eine der Goodventures, die ihre Zeremonienmeisterin gewesen war, beugte sich zu ihr herüber. Auch sie spürte den Nebel des Unbehagens unter den wartenden Sommern.
    Sie nickte und fragte sich erneut, wie schon so oft im Verlauf des betäubenden Lärms der Feierlichkeiten der Nacht der Masken, mit welchen Worten sie ihr Volk zum Zuhören bringen konnte, Wie konnte eine einzelne so viele verändern und trotzdem ihr Vertrauen gewinnen? Aber irgendwie mußte sie die Worte finden .. .
    Und dann fielen ihr die richtigen Worte plötzlich ein, doch sie kamen nicht von ihrem seltsamen Mentor, sondern erwuchsen direkt aus ihren Gefühlen. »Volk von Tiamat, die Herrin hat mich einmal gesegnet, als sie mir jemanden gab, mit dem ich mein Leben teilen kann.« Sie blickte Funke an, der neben ihr stand, und berührte seine Hand, die kalt und leblos an seiner Seite hing. »Sie segnete mich ein zweitesmal, als sie mich zur Sibylle erwählte, und ein drittesmal, als sie mich zur Königin machte. Seit gestern habe ich viel über mein Schicksal und das meiner Welt nachgedacht, die uns allen gehört. Ich habe darum gebetet, daß Sie mir Ihren Willen enthüllen wird, damit ich Ihr lebendes Symbol sein kann. Und sie hat mir geantwortet.«
Auf eine Art und Weise, wie ich es mir selbst nie hätte träumen lassen.
Mond blickte zum Meer und dem Geheimnis, das unter den dunklen Fluten lag.
    »Ich weiß, daß es einen Grund gibt, weshalb Sie sich euch in Gestalt einer Sibylle zeigt, durch mich. Ich kenne
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