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Theo

Titel: Theo
Autoren: Carl Hanser Verlag
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hat. Zu viele Menschen gehen uns mit ihrer medialen Präsenz und Dominanz auf die Nerven. Theo wird nicht zu ihnen gehören. Wenn er etwas zu sagen hat, wird er sich melden. Wenn ich es übermitteln darf, dann werde ich es gerne tun.

Er nimmt Interview-Revanche
    Theo ist vierzehn –
    und befragt Daniel Glattauer zum Schriftstellerdasein
     
    Hallo Onkel, ich fang einfach an zu fragen, ja?
    GLATTAUER: »Ja, Theo, gute Idee!«
    Wie bist du zum Schreiben gekommen?
    GLATTAUER: »Das Schreiben ist zu mir gekommen – als rettende Idee. Ich war drei Jahre älter als du und heillos, nein, nicht in den Fußball vernarrt, sondern in Susi verliebt. Mündlich hab’ ich es irgendwie nicht gut rübergebracht. Also hab’ ich ihr ein Gedicht geschrieben. Schlimmer noch: Ich hab’ das Gedicht bei einer Lesung in der Schule vorgetragen, ich habe ihr also öffentlich meine Verliebtheit erklärt. Die Anfangsbuchstaben jeder Strophe haben, von oben nach unten gelesen, das Wort ›Susi‹ ergeben. Sonst war das Gedicht leider eher schwach.« (Texte, mit denen man zu viel will, werden erfahrungsgemäß nie gut.) »Und Susi ist natürlich in den Boden versunken vor Scham. Aus Susi und mir ist nichts geworden, dafür aus dem Schreiben und mir!«
    Was bist du eigentlich? Ein Journalist oder ein Schriftsteller?
    GLATTAUER: »Sagen wir: ein Schreiber. Das ist der Überbegriff. Das andere sind Berufs- und Berufungsbezeichnungen. Wenn ich einen Zeitungsbericht schreibe, bin ich Journalist. Wenn ich einen Romanschreibe, bin ich Schriftsteller. Wenn ich Tagebuch schreibe, bin ich Tagebuchschreiber.«
    Du schreibst noch Tagebuch?
    GLATTAUER: »Aber nein, das war nur wegen des Vergleichs. Ich will mich jedenfalls nicht über einen bestimmten Job definieren. Ich finde es verdächtig, wenn wer ständig nach außen kehrt, welche berufliche oder schöpferische Tätigkeit er ausübt. Wenn ich mich am Abend mit Freunden treffe, bin ich weder Schriftsteller noch Journalist.«
    Was bist du dann am Abend?
    GLATTAUER: »Eine Privatperson.«
    Weintrinker.
    GLATTAUER: »Gut beobachtet, Theo!«
    Oder Frauenversteher.
    GLATTAUER: »Theo, wenn man ein Interview macht, spöttelt man nicht, sondern stellt Fragen. Das sind journalistische Grundsätze.«
    »Gut gegen Nordwind« ist ein Frauenversteher-Buch, sagt Onkel Michi. Trotzdem ist es ein Erfolg. Wie viel verdient man damit?
    GLATTAUER: »Beim Hardcover, über den Daumen gerechnet, zwei Euro pro verkauftes Exemplar. Ein Euro für die Steuer, ein Euro bleibt mir.«
    Dann musst du schon ganz schön reich geworden sein. Warum hast du noch immer deinen uralten Fiat?
    GLATTAUER: »Weil er noch immer fährt. Und mit dem Reichtum bei einem Romanschreiber ist das so eine Sache. Bleibt der Erfolg aus, bleibt das Geld aus.«
    Darum hast du einfach eine Fortsetzung von »Gut gegen Nordwind« geschrieben?
    GLATTAUER: »Nein, das war nicht der Grund. Ehrlich nicht! Es wäre auch dumm, einen Bucherfolg strecken und dehnen zu wollen. Wenn der neue Roman, ›Alle sieben Wellen‹ hinter ›Gut gegen Nordwind‹ zurückbleibt und sich wie ein lauer Aufguss liest, dann werde ich das bitter büßen, dann werden die Kritiker über mich herfallen.«
    Also warum hast du dann eine Fortsetzung geschrieben?
    GLATTAUER: »Weil ich ein halbes Jahr lang täglich von allen Seiten gehört beziehungsweise in der Mailbox gelesen habe, dass die Geschichte meiner Romanfiguren Emmi und Leo nicht so enden darf, wie sie im ›Nordwind‹ endete. Der zweite Grund: Mir taugt die E-Mail-Form, ich wollte noch einmal so schreiben dürfen. Für mich ist es faszinierend, mich abwechselnd, oft in Sekundenintervallen, von einer Person in eine zweite zu versetzen, von der Leo-Rolle in die der Emmi zu schlüpfen. Plötzlich hatte ich eine Idee, dann habe ich mir drei Monate Zeit gegeben, um zu probieren, ob ich einen Übergang schaffe und in die Fortsetzungsgeschichte finde.«
    Hast du hineingefunden?
    GLATTAUER: »Ja, habe ich. Und ich habe auch wieder hinausgefunden. Deshalb gibt es jetzt ›Alle sieben Wellen‹.«
    Wirst du traurig sein, wenn das Buch ein Misserfolg wird?
    GLATTAUER: »Das klingt so, als würdest du damit rechnen.«
    Wirst du traurig sein?
    GLATTAUER: »Theo, ich weiß, dass du mit dieser Liebesgeschichte nicht viel anfangen kannst. Du bist auch nicht das Zielpublikum.«
    Wirst du traurig sein?
    GLATTAUER: »Ja, das kannst du annehmen. Meine ganze Umgebung wird unter meiner Mieselsucht leiden. Ganz besonders du, Theo.«
    Aber im
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