Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)
Autoren: Dani Aquitaine
Vom Netzwerk:
Ich dachte, es sei keiner da, und ich brauche dringend eine Unterkunft.“ Ich reagierte nicht darauf, deshalb fuhr er fort: „Ich wäre dir wirklich sehr dankbar. Nur für diese eine Nacht.“
    „Zeig mir deine Unterarme“, befahl ich.
    Er schob bereitwillig die Ärmel seiner Jacke hoch und ich erkannte, dass seine Arme frei von Bandenabzeichen waren. Dennoch zögerte ich. Eigentlich klang er vertrauenswürdig, aber ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Allerdings hatte ich mich selbst immer wieder darüber aufgeregt, dass die Menschen sich in diesen Zeiten lieber misstrauten und bekämpften anstatt zusammenzuhalten. Abgesehen davon würde ich ihn wohl kaum davon abbringen können, hier zu nächtigen, wenn er das wollte. Dann war es mir lieber, man einigte sich im Guten. Langsam senkte ich den Korkenzieher.
    „Und ich gebe dir was von meinen Vorräten ab“, fuhr er fort und fing an, in seinem Rucksack zu wühlen. „Radieschen?“, fragte er und hielt ebensolche in die Luft. „Wer kann da schon widerstehen!“, rief er – und das Schlimme daran war, dass es nicht sarkastisch gemeint war.
    Frisches Gemüse oder Salat waren für uns Städter derzeit eine Delikatesse, denn die frische Ware vom Land kam gar nicht erst in Citey an. Da ich seit Tagen nur von gepresstem Getreide gelebt hatte, lief mir unweigerlich das Wasser im Munde zusammen. Als er schließlich eine Tüte mit Erdbeeren hervorholte und damit herumwedelte, gab ich nach.
    „Na gut.“ Mit einem Seufzer kehrte ich zurück zur Feuerschale. „Von mir aus bleib.“
    Er wirkte erleichtert. „Gut. Danke.“
    Ich wollte Holz nachlegen, aber er rief: „Warte!“
    Verständnislos sah ich ihn an.
    „Lass das lieber.“ Er nahm mir das Aststück aus der Hand und erklärte: „Wir sollten keine Aufmerksamkeit erregen. Das Beste wäre, das Feuer zu löschen …“
    „Kommt nicht in Frage!“, sagte ich empört und verschränkte die Arme. „Das ist mein Feuer und es bleibt an. Wenn es dir zu hell ist, kannst du gerne wieder gehen.“
    „Nein, schon gut, schon gut.“ Er wedelte mit den Händen. „Aber leg nichts nach, okay?“
    Darauf ließ ich mich ein. Dann hatte ich mehr Holz für den nächsten Abend.
    „Und ich schließe die Fensterläden, in Ordnung?“
    „Von mir aus. Viel Erfolg dabei.“ Ich rollte genervt die Augen und machte es mir wieder auf meinem Lager bequem, während der Typ sich mit den verrosteten Scharnieren abmühte. Müde, aber immer noch ein wenig misstrauisch betrachtete ich ihn, wie er danach zur Eingangstür ging, sie öffnete und noch einmal lange hinausblickte. Nachdem er sie geschlossen hatte, bemerkte ich, dass er eigenartig zufrieden wirkte. Fast triumphierend.
    Ich nahm mir eine der Erdbeeren, die ich langsam und mit viel Genuss verzehrte, obwohl ihr die Süße fehlte, weil es noch zu früh im Jahr war.
    „Wieso sollte die Helligkeit Aufmerksamkeit erregen? Hier ist weit und breit keine Menschenseele außer uns“, fragte ich ihn, als er zurück zum Feuer kam.
    „Man kann nie sicher sein“, sagte er und fing an, seine Habe zu sortieren. Er rollte eine Decke aus und machte es sich neben mir am Feuer bequem. Zu nahe.
    Dem hätte ein Bad im Bach auch nicht geschadet, bemerkte mein Verstand.
    „Wie heißt du denn eigentlich?“ Er zog eine Glasflasche aus seinem Rucksack, die eine klare Flüssigkeit enthielt.
    „Ell“, antwortete ich.
    „Ich bin Lenno“, stellte er sich vor. Er nahm einen großen Schluck aus der Flasche und verzog das Gesicht. „Schluck Rübenschnaps?“ Er hielt sie mir hin, aber ich lehnte ab. „Wo kommst du her?“
    „Citey“, sagte ich. Ich hatte keine Lust zu reden, aber ich wollte auch nicht unhöflich sein. „Und du?“, fragte ich deshalb unmotiviert und verleibte mir eine weitere Erdbeere ein.
    „Ach, von überall her“, sagte Lenno vage. „Seit dem Verfall ziehe ich durch die Gegend.“
    „Warum hattest du es denn so eilig, hier unterzukommen?“ wollte ich wissen. „Du warst ziemlich außer Atem.“
    Er wich meinem Blick aus und nahm einen Schluck. „Wildschwein“, erklärte er nach einer kurzen Pause und streckte die Arme zur Seite aus. „So ein fetter Eber. Die haben sich ganz schön ausgebreitet in den Wäldern hier. Er war mir auf den Fersen, ich hatte ihn wohl aufgescheucht.“
    „Aha, und er fühlt sich von Feuer magisch angezogen und du hast Angst, dass er dich hier aufspürt?“ Ich glaubte ihm kein Wort.
    „Genau.“ Mehr kam nicht.
    „Und woher hast du die ganzen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher