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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)
Autoren: Dani Aquitaine
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gekauft – eine gute Investition, hatten sie meine Füße doch den Niedergang der Zivilisation blasenfrei überstehen lassen.
    Ich fühlte mich unendlich einsam und kaputt.
    Wenn ich einfach liegen bleibe? Wie lange dauert es, bis …
    Nicht aufgeben! sagte mein Herz.
    Du bist doch nicht geflohen, nur um hier unten in der Dunkelheit einzugehen, sagte mein Verstand. Los! Steh auf!
    Mühsam rappelte ich mich wieder auf. In meiner Tasche stieß ich auf den Mais und die Müsliriegel und war im Nachhinein dankbar, dass ich sie nicht mit dem Reis und dem Mehl in die Einkaufstüte gepackt hatte, die jetzt noch zu Hause stand. So würde ich zumindest eine Weile nicht verhungern. Keine sehr lange Weile allerdings.
    Versuch es zumindest, sagte mein Verstand.
    Ich lief und lief, stupide und ohne irgendein Zeitgefühl. Der Tunnel verlief noch eine Weile schnurgerade, erst dann kamen die einen oder anderen leichten Kurven. Manchmal zweigte ein kleinerer Weg ab, aber ich blieb im Haupttunnel – so war es einfacher, die Richtung abzusehen. Irgendwann machte ich eine Pause und verputzte den Mais, hob die Dose jedoch auf. Halb verdurstet wie ich war, wäre ich fast in lauten Jubel ausgebrochen, als ich endlich einen Riss in der Betondecke fand, durch den Wasser eindrang. Mit der Maisdose fing ich es auf. Es dauerte gefühlte zehn Stunden lang, bis sie voll war, und kostete mich all meine Beherrschung, erst eine Aufbereitungstablette aufzulösen, bevor ich das jetzt hoffentlich unverseuchte, köstliche Nass gierig hinunterstürzte.
     
    Keine Menschenseele begegnete mir auf meinem Weg.
    Bin ich schon raus aus der Stadt? fragte ich mich irgendwann.
    Mein Verstand tauchte aus der Versenkung auf. Vielleicht. Der Tunnel sieht anders aus, uneben, steinig, kein Beton mehr. Kiesel auf dem Boden. Wurzeln, die von der Decke hängen, diagnostizierte er.
    Soll ich wieder an die Oberfläche?
    Einen Versuch ist es wert.
    Aber es kam keine Abzweigung mehr und die letzte hatte ich vor … Stunden? Tagen? passiert. Und zurücklaufen wollte ich auf keinen Fall. Ich ging schneller. Die Wände um mich herum waren mit einem Mal viel zu eng und die Vorstellung, wie viel Geröll und Erde mich mittlerweile von der Oberfläche trennen mochten, machte mir das Atmen schwer.
    Wir kommen nie irgendwo an, bemerkte mein Herz und klopfte panisch. Der Tunnel führt ins Nichts! In eine Sackgasse! Oder er endet nie!
    Ich begann zu laufen. Kopflos. Die Dunkelheit machte mich krank und der hektisch zuckende Taschenlampenstrahl zerrte an meinen Nerven. Ich rang nach Luft, aber der modrige Gestank biss in meinen Lungen, biss in meinem Magen, ließ mich würgen. Erst, als ich stolperte und mir Knie und Schienbeine anschlug, holte der Schmerz meinen Verstand zurück.
    Wenn du dir das Bein brichst, wird dich keiner finden, sagte er. Dann kommst du hier wirklich nicht mehr raus.
    „Ich komme auch so nicht raus. Der Weg führt nirgendwohin“, schrie ich in meiner Verzweiflung laut, anstatt es nur zu denken, und meine Stimme schnappte dabei über.
    Er muss einfach irgendwo hinführen! flüsterte Leah in meinem Kopf.
    Mit ihr hatte ich als Zwölfjährige den Underground , wie wir ihn nannten, entdeckt. Wir waren am Hang hinter ihrem Elternhaus herumgeklettert und auf eine große bemooste Betonröhre gestoßen, die von einem Überhang verborgen war, sodass man sie vom höher liegenden Garten aus nicht hatte sehen können. Zu unserer Enttäuschung hatten wir nichts Aufregendes in der Röhre gefunden, nur kahle Betonwände, die sich in der Dunkelheit verloren. Später, dann besser ausgerüstet mit Taschenlampen und Verpflegung, hatten wir viele Stunden dort unten verbracht, mit dem Ziel aufzuklären, was sich am anderen Ende des Tunnels befand. Jedes Mal waren wir ein bisschen weiter gegangen, hatten weitere Gänge und Zugänge, Abzweigungen und tote Enden gefunden, aber wohin alles letztendlich führte, hatten wir nie herausfinden können. Unsere gemeinsame Suche wurde jäh beendet, als Leah bei Unruhen im Regierungsviertel von einer Splittergranate zerfetzt wurde. Sie war meine beste Freundin gewesen.
    Nicht daran denken. Nicht weinen. Nicht daran denken. Weiterleben.
    Der Tunnel muss einfach irgendwo hinführen! wiederholte sie eindringlich und lachte. Wieso sollte er sonst da sein?
    Sie war es, die mich schließlich dazu brachte, wieder aufzustehen. Sie war tot, aber ich wollte nicht sterben. Ich war übrig, ich hatte die Erinnerungen. Wer sollte sich an sie, wer an meinen
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