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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)
Autoren: Dani Aquitaine
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Vater erinnern, wenn ich nicht mehr da war? Und wenn ich jetzt aufgab, würde sich niemand an mich erinnern. Das hätte mir egal sein müssen, aber ich ertrug den Gedanken nicht, dass mein bisschen Leben so sinnlos gewesen sein sollte.
    Wieso sollte er sonst da sein, wieso sollte er sonst da sein … wiederholte ich ununterbrochen, der Rhythmus der Worte wurde zum Rhythmus, in dem ich Schritt vor Schritt setzte. Allmählich ebbte das Chaos in mir ab und der brennende Schmerz wich einer dumpfen, beständigen Traurigkeit. Das gleichmäßige Gehen beruhigte mich. Alles war im Fluss, mein Laufen, mein Atem, mein Denken.
    Ich weiß nicht, wie lange ich da unten war. Ich lief, so lange ich konnte, schlief, wenn ich müde war, sammelte Wasser, wenn ich welches fand, und aß, wenn mein Magen knurrte. Gemessen daran, wie lange die Vorräte hielten, schätzte ich, das ich etwa fünf Tage lang underground unterwegs war, als ich plötzlich einen Windhauch auf meinen Wangen spürte.
     
    Ich blieb stehen, wollte sichergehen, dass ich mir das Gefühl nicht eingebildet hatte. Nein, tatsächlich, ich fühlte eine leichte Brise und die Luft roch anders, lebendiger. Ich lief weiter und erkannte, dass die Tunnelwände heller wurden.
    Tageslicht! Mein Herz machte einen erleichterten Hüpfer.
    Das Ende des Tunnels war nur ein gleißend heller Fleck, auf den ich m it letzter Kraft zustolperte. Halbblind schob ich herabhängende Flechten und Wurzeln beiseite, dann war ich …
    Draußen.
    Ich schnappte nach Luft, so als hätte ich eben nach einem tagelangen Tauchgang die Meeresoberfläche durchstoßen. Als sich meine Augen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, konnte ich sehen, dass ich mich inmitten vieler hoher Bäume befand. Sanftes Sonnenlicht flutete durch das hellgrüne Blätterdach und zwischen Baumstämmen hindurch auf den Waldboden.
    Ich ließ mich auf einen der nahen Lichtflecken fallen, schloss die Augen und genoss das warme Gefühl der Sonne auf meiner Haut. Das Gezwitscher der Vögel hallte durch die milde Luft und kam mir unglaublich laut vor. Wasser plätscherte irgendwo in der Nähe. Der Wind trug würzige Düfte von Erde, Moos und Harz an mich heran und strich mir sanft durch die Haare. Ich dachte an Leah. Ich habe das Ende unseres Tunnels gefunden, teilte ich ihr in Gedanken mit. Hier würde es dir gefallen. Es tut mir leid, dass du nicht hier bist. Es wäre so schön, diesen Augenblick mit dir zu teilen …
    Tränen stachen in meinen Augenwinkeln, doch ich drängte sie zurück, atmete tief durch und öffnete die Augen wieder.
    Und jetzt? fragte mein Herz ratlos.
    Der Wald erstreckte sich weit in alle Himmelsrichtungen. Bemooste Felsen umschlossen den Zugang in das Underground -System hinter mir.
    Versuch den Bach zu finden, schaltete sich mein Verstand ein. Du brauchst dringend ein Bad.
     
    Das eiskalte Wasser weckte meine Lebensgeister. Ich wusch mir Graberde und Angstschweiß vom Körper und löschte meinen Durst. Mich erfüllte fast so etwas wie Friede, als ich danach dem Bachlauf folgte und dabei die Pflanzen links und rechts betrachtete.
    Veilchen, sagte mein Vater in meinem Kopf. Veilchenblütentee gegen Husten. Sauerampfer. Fördert die Verdauung. Brunnenkresse. Lindert Gichtbeschwerden.
    Lieber Himmel, hatten mich als kleines Mädchen diese kleinen Unterrichtsstunden bei unseren Spaziergängen gelangweilt. Jetzt zauberte die Erinnerung daran ein Lächeln in mein Gesicht.
    Etwa eine halbe Stunde später gelangte ich an den Waldrand. In den letzten Minuten war der Weg abschüssiger geworden. Ich trat zwischen den Baumstämmen hervor und hielt vor Begeisterung die Luft an.
    Ein unglaublich idyllischer Anblick bot sich mir, der in ein Märchen so viel besser gepasst hätte, als in diese chaotische Welt: Vor mir erstreckte sich eine weite, leicht hügelige Wiese mit vielen bunten Frühlingsblumen und ein paar verstreuten Laubbäumen. Nahe am Bach stand ein kleines Fachwerkhaus mit hellblauen Fensterläden und in der Ferne leuchteten saftig grüne Hügel in der Abendsonne. Mein Herz schlug schneller. Das war definitiv zu schön, um wahr zu sein.
     
    Rechtzeitig zum Sonnenuntergang hatte ich ein kleines Feuer entfacht. Das Haus hatte sich als alte Mühle entpuppt, vom Bach gespeist und offenbar zu späterer Zeit als Ferienhaus genutzt. Die dicke Staubschicht auf den rustikalen Möbeln und dem Holzboden bewies, dass es schon seit Jahren verlassen sein musste. Ich war froh darüber. So konnte ich beruhigt mein
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