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Themba

Themba

Titel: Themba
Autoren: Lutz van Dijk
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erlebt oder getan habe oder was mit mir in der Zukunft geschehen wird. Und ja, Andile: Ich werde auch einmal richtig lieben können. So wie es meine kleine Schwester mir vormacht, jetzt vielleicht mit Lebo.
    Die Antwort auf deine dritte Frage, Andile, steht noch aus - woher ich komme? Und was aus unserem Vater geworden ist. Hab noch Geduld. Ich bin auf dem Weg.
    Es geschieht schließlich alles in nur drei Wochen. In den einundzwanzig Tagen, nachdem mein Interview in Laduma erschienen ist, ich mit Nomtha unsere erste Flasche Wein öffne und am Tag darauf bei der Ärztin im Kinderhaus meinen Bluttest mache.
    Ohne mein Wissen hast du eurem Trainer Steve so lange in den Ohren gelegen, bis er mich tatsächlich als Ersatzspieler für das nächste Bafana -Spiel gegen Algerien aufgestellt hat. Als du es mir sagst, sind wir beide sicher, dass ich nie und nimmer zum Einsatz kommen werde. So sitze ich an diesem Tag eher gelassen auf der Reservebank.
    Und dann der Unfall von Benni schon in der ersten Halbzeit und noch einer von Vusile gleich nach der Pause.
    Als Steve mir zuruft, mich warm zu laufen, schaue ich mich erst um, ob er jemand anders gemeint haben kann. Wirklich ich? Von da an geht alles so schnell …
    Das Riesenstadion aus der Perspektive des grünen Rasens. Unter mir fliegt der Boden dahin, einige Zeit laufe ich nur mit, auf und ab, nichts will gelingen, schließlich ein unglücklicher Sturz nach einem Zusammenprall mit einem der gegnerischen Verteidiger, nichts Schlimmes, nur eine Prellung und leichte Schürfwunden am Oberarm, es wird ohne Unterbrechung weitergespielt... Und erst jetzt, endlich, können wir mit mehreren beinah unbehelligt einen Angriff aufbauen, anfangs zögernd noch, dann gelingt dreien von uns der Durchbruch: Ein kurzer Doppelpass und ich bin frei, bekomme den Ball am Mittelkreis in der Hälfte des Gegners von dir genau auf den Fuß gespielt, du ziehst links den Abwehrspieler mit, durch einen doppelten Übersteiger lasse ich meinen Gegenspieler einfach stehen, habe auf einmal freie Bahn, niemand greift mich an, der gegnerische Libero als letzter Mann weicht sogar zurück, unglaublich, ich sehe schon die Linie vom Sechzehner, noch immer kommt niemand auf mich zu, erst jetzt sprintet der Libero los, zu spät, viel zu spät, ich ziele und trete aus vollem Lauf in das Leder... der Ball landet oben rechts direkt unter der Latte im Tor.
    Laduuma! Tooor! Alles schreit um mich herum. Du kommst als Erster auf mich zu, umarmst mich, dann erst die anderen, einige springen auf mich drauf, ich falle, alle lachen, jubeln... Wir sind mit einem Tor in Führung, so kurz vor dem Abpfiff.
    Es ist wie ein Rausch. Steve schreit mit knallrotem Kopf: »Mauern! Decken! Keinen mehr durchlassen!«
    Die letzten Minuten torkle ich mehr, als ich laufe. Du und die anderen tragen mich bis zum Spielende mit. Nie hätte ich die gesamte zweite Halbzeit durchgehalten.
    Den Abpfiff höre ich zuerst gar nicht. Du reißt die Arme hoch, Andile, und schaust mich so glücklich an. Ja, du hast Vertrauen in mich gehabt und ich hatte viel Glück. »Unsinn!«, rufst du, noch ganz außer Atem. »Du bist ein guter Spieler, Mann!«
    Erst unter der Dusche komme ich langsam wieder zur Besinnung. Du bist schon vor mir draußen und berichtest, dass Steve im überfüllten Presseraum auf mich wartet, bevor sie dort die Kameras laufen lassen. Ich solle unbedingt etwas sagen zu dem entscheidenden Tor in der zweiundachtzigsten Minute.
    Während ich mich abtrockne, stehst du ungeduldig am Eingang der Duschräume und winkst: »Nun mach schon, Themba!«

Isasazwa ngqo kumabonakude
    Vor laufender Kamera
    Ich verstehe deine Ungeduld, Andile. Aber es ist einfach alles anders seit gestern. Es gibt für mich nur das Eine jetzt. Noch einmal tief Luft holen und alle Kräfte sammeln. Ich rolle mein Handtuch betont langsam zusammen.

    Gestern habe ich mein Testergebnis erfahren. In der Nacht davor habe ich vermutlich genauso viel gehofft, gebetet und unruhig geschlafen wie Millionen andere Menschen in der gleichen Situation. Ich kann nicht behaupten, dass es eine leichte Übung war. Ich habe die Chancen abgewogen, dass dieser Kerl vielleicht ja nur ganz wenig, vielleicht sogar zu wenig seines infizierten Samens in mich hat eindringen lassen. Ich wollte um alles in der Welt beruhigt sein. Jeder Strohhalm war mir recht. So, als Nomtha berichtete, Sister Princess habe am Tag zuvor gesagt, dass es längst nicht immer beim ersten ungeschützten Sex mit einem
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